MIT Technology Review 6/2024
S. 51
Report
Kolumne

Umschalten bitte! Das Fernsehen von morgen

In Zeiten, in denen sich vor allem junge Menschen primär übers Internet informieren, kommt der öffentlich-rechtliche Rundfunk manchmal ein bisschen altbacken daher. Welche Chancen gibt es für die Sender in Zeiten von sozialen Netzwerken und Streaminganbietern?

Julia Kloiber

Es ist Mitte Juni, ich stehe vor einer großen Auffahrt mit Schranken. Bevor ich sie passieren kann, muss ich mir einen Besucherausweis holen. Danach betrete ich die heiligen Stätten des Zweiten Deutschen Fernsehens in Mainz. Ich bin eingeladen zum ZDF-Werkstatt-Gespräch mit der Netzszene. Es geht um nichts Geringeres als die digitale Zukunft des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Netflix, Plattform, Algorithmus, Interaktion, soziales Netzwerk, on demand, Interface, Open Source – hätte ich einen Buzzword-Bingo-Zettel, würden diese Wörter darauf stehen. Nicht falsch verstehen, ich bin Fan der Öffentlich-Rechtlichen, sie sind eine wichtige Errungenschaft für unsere Gesellschaft und Demokratie.

Aber sie machen es uns nicht leicht: Der Running Joke von Leonhard Dobusch – seit 2016 für „das Internet“ im ZDF-Fernsehrat – war lange Zeit, dass die meistgesuchte Sendung in der ZDF-Mediathek die ARD-Tagesschau war. Trefferquote: 0. Seit 2023 sind Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen nun *Trommelwirbel* technisch miteinander verschränkt: für die Sender eine kleine Revolution, für die Nutzer:innen nicht weiter erwähnenswert und längst überfällig.