Hunde, Photonen und Dellen in Zellen

Die Preisträgerinnen des L’Oréal-UNESCO-Förderprogramms „For Women in Science“ zeigen, wie vielfältig der Start in eine wissenschaftliche Karriere sein kann.

Veronika Szentpétery-Kessler

Seit 2007 fördert das L’Oréal-UNESCO-Förderprogramm „For Women in Science“ forschende Frauen in Deutschland und Österreich. Die Preisträgerinnen sind experimentelle Naturwissenschaftlerinnen in der Doc- und Post-Doc-Phase ihrer Karriere und erhalten 25 000 Euro für ihren weiteren Karriereweg. MIT Technology Review stellt je zwei der ausgezeichneten Frauen aus beiden Ländern vor – und gibt Einblicke in ihre Arbeit. Neben den hier vorgestellten Forscherinnen zählen auch Caterina Czibula, Nora Schmidt, Valentina Sladky und Irene Vercellino zu den Preisträgerinnen.

Die Hundeversteherin

Magdalena Boch hat schon öfter Neuland betreten. Sie und ihre Geschwister waren in ihrer Familie die ersten, „die überhaupt an die Uni gegangen sind“, erzählt die Forscherin von der Universität Wien. Boch studierte Psychologie, und weil sie vor allem das Gehirn faszinierte, spezialisierte sie sich auf kognitive Neurowissenschaften. „Dann hatte ich Glück beim Timing, als die Uni Wien eine Doktorand:innenstelle ausschrieb“, erzählt sie. Das Ziel: den Sitz der sozialen Fähigkeiten im Gehirn von Hunden mithilfe von funktionaler Magnetresonanztomografie (fMRT) zu kartieren. Es reizte sie, die weltweit gerade mal fünfte Forschungsgruppe zu diesem Thema mitzustarten: eine Kooperation zwischen der Universität Wien (Social, Cognitive and Affective Neuroscience Unit) und der Veterinärmedizinischen Universität Wien (Clever Dog Lab).

Die sozialen Kompetenzen von Mensch und Hund ähneln sich. „Hunde können Emotionen in Gesichtern unterscheiden oder Gesten wie zum Beispiel Handzeichen verstehen und einer Studie zufolge eventuell sogar die Perspektive von anderen übernehmen“, erzählt Boch begeistert. Die evolutionäre Entwicklung der beiden Säugetierarten trennte sich vor 90 Millionen Jahren, aber Mensch und Hund sind seit Jahrtausenden unter ähnlichen Umweltbedingungen Weggefährten. Die Verhaltensexpertisen könnten sich also konvergent entwickelt haben, vermutet die Forscherin.