AMD-Prozessoren Ryzen 3000XT im Kurztest: Matisse 2 gelangt an die Spitze
AMD entlässt die drei CPUs Ryzen 9 3900XT, Ryzen 7 3800XT und Ryzen 5 3600XT auf den Markt, die mit verbesserter Chipfertigung höhere Taktfrequenzen erreichen.
Auf die Ankündigung im Juni folgt jetzt die Markteinführung: AMD stellt die drei Prozessoren Ryzen 9 3900XT, Ryzen 7 3800XT und Ryzen 5 3600XT mit zwölf, acht beziehungsweise sechs CPU-Kernen vor. Sie stellen Neuauflagen der bisherigen X-Modelle mit höheren Taktfrequenzen dar, intern Matisse 2 genannt.
AMD setzt dafür laut eigenen Aussagen auf einen verbesserten 7-Nanometer-Prozess des Chipauftragsfertigers TSMC, verwendet für die XT-Modelle also angepasste CPU-Chiplets. Der Chiphersteller betont, dass es physische Änderungen an den Transistoren gibt und die Dies nicht nur besser selektiert werden. Einen konkreten Prozessnamen wie etwa TSMCs N7P nennt AMD nicht. Auch bleiben die oberflächlichen Angaben zur Transistoranzahl (3,9 Milliarden pro CPU-Chiplet) und der benötigten Chipfläche (74 mm²) gleich.
Höhere Boost-Kurve bei Teillast
Auf dem Papier äußern sich die Optimierungen in höheren Boost-Taktfrequenzen von 100 bis 200 MHz, während die Basisangaben identisch bleiben. Was man bei den Spezifikationen nicht sieht: Die Ryzen-3000XT-Prozessoren haben eine höhere Boost-Kurve bei Rechenlast auf vier bis sechs CPU-Kernen. AMD nennt keine konkreten Werte, weil sich jeder Ryzen-Prozessor unterschiedlich verhält und sich ab Werk selbst weitgehend ausreizt. 3D-Spiele, die vier Rechenkerne ausnutzen, können in Ausnahmefällen jedoch um 10 Prozent profitieren, beispielsweise der MOBA-Titel "League of Legends".
Spezifikationen AMD Ryzen 3000 | ||||
Prozessor | Kerne / Threads | Basis- / Boost-Takt | L3-Cache | TDP |
Ryzen 9 3950X | 16 / 32 | 3,5 / 4,7 GHz | 64 MByte | 105 W |
Ryzen 9 3900XT | 12 / 24 | 3,8 / 4,7 GHz | 64 MByte | 105 W |
Ryzen 9 3900X | 12 / 24 | 3,8 / 4,6 GHz | 64 MByte | 105 W |
Ryzen 7 3800XT | 8 / 16 | 3,9 / 4,7 GHz | 32 MByte | 105 W |
Ryzen 7 3800X | 8 / 16 | 3,9 / 4,5 GHz | 32 MByte | 105 W |
Ryzen 7 3700X | 8 / 16 | 3,6 / 4,4 GHz | 32 MByte | 65 W |
Ryzen 5 3600XT | 6 / 12 | 3,8 / 4,5 GHz | 32 MByte | 95 W |
Ryzen 5 3600X | 6 / 12 | 3,8 / 4,4 GHz | 32 MByte | 95 W |
Beim 12-Kerner Ryzen 9 3900XT und 8-Kerner Ryzen 7 3800X reichen 4,7 GHz Single-Core-Boost, um sich im Single-Threading-Test des Rendering-Benchmarks Cinebench R20 vor Intels Core-i-10000-Modelle zu schieben: Die AMD-Prozessoren erreichen gut 540 Punkte, Intels Core i9-10900K etwa 530. Mehr ist nicht drin, weil ab 4,7 GHz offenbar das CPU-Design im Zusammenspiel mit dem eingesetzten Prozess limitiert. Der 6-Kerner Ryzen 5 3600XT profitiert derweil stärker, als die Boost-Erhöhung von 4,4 auf 4,5 GHz vermuten lässt: Im Singlethreading-Test von Cinebench R20 schafft der Prozessor 531 Punkte (Ryzen 5 3600X: 510, Ryzen 5 3600: 490) und hängt damit Intels Konkurrenzmodell Core i5-10400 (443 Punkte) ab.
Moderater Anstieg bei Volllast
Im Multithreading-Test von Cinebench R20 ändert sich dagegen wenig: Der All-Core-Boost legt bei den XT-Neuauflagen bestenfalls um 100 MHz zu. Laut AMD limitiert insbesondere beim Ryzen 9 3900XT die Leistungsaufnahme. Die Thermal-Design-Power-Werte (TDP) bleiben mit 95 beziehungsweise 105 Watt gleich. Praktisch heißt das, die Prozessoren können von den Mainboards bei korrekter Beschränkung bis zu 142 Watt (PPT) zugeführt bekommen – tatsächlich haben wir maximal 130 Watt nachgemessen.
Prozessor | Cinebench R20 Single | Cinebench R20 Multi |
Ryzen 9 3900XT | 543 | 7195 |
Ryzen 9 3900X | 519 | 7185 |
Ryzen 7 3800XT | 541 | 5125 |
Ryzen 7 3700X | 510 | 4821 |
Ryzen 5 3600XT | 531 | 3850 |
Ryzen 5 3600 | 490 | 3756 |
Core i9-10900K | 533 | 6410 |
Core i5-10400 | 443 | 3166 |
Bei Spielen bringt der zusätzliche Takt in den meisten Fällen ein kleines Plus, das jedoch nicht spürbar ist und eher im Rahmen der Messungenauigkeit liegt. Im Action-Adventure "Shadow of the Tomb Raider" etwa sind zwei bis vier zusätzliche Bilder pro Sekunde drin. Ausnahmen stellen Titel wie das erwähnte MOBA "League of Legends" oder auch der Battle-Royale-Shooter "Playerunknown's Battle Grounds" dar. Immerhin: Die Verbesserungen reichen aus, um Intels Plus beim Wechsel von Core i-9000 auf Core i-10000 auszugleichen. Die verbleibenden Performance-Unterschiede in Spielen dürften den wenigsten Nutzern auffallen.
Fazit: technisch spannend, aber teuer
AMD übernimmt bei der Neuauflage nominell die Preisempfehlungen der bisherigen X-Modelle. Der Ryzen 9 3900XT kostet 500 US-Dollar (530 Euro), der Ryzen 7 3800XT 400 US-Dollar (420 Euro) und der Ryzen 5 3600XT 250 US-Dollar (260 Euro). Nur dem Sechskerner liegt ein Boxed-Kühler in Form des Wraith Spire bei – für die anderen beiden benötigen Nutzer zwingend einen eigenen CPU-Kühler.
Im Einzelhandel sieht die Situation jedoch anders aus: Der Ryzen 9 3900X ist bereits ab 410 Euro erhältlich und stellt somit aus Preis-Leistungs-Sicht die sinnvollere Wahl als der Ryzen 9 3900XT dar. Letzterer ist für Enthusiasten gedacht, die noch die letzten Prozentpunkte Leistung mitnehmen, aber nicht direkt zum 16-Kerner Ryzen 9 3950X greifen möchten. Für Mittelklasse-Gamer erscheinen der Ryzen 5 3600 für 165 Euro und der Ryzen 7 3700X für 285 Euro attraktiv. Zusammen mit einem B550-Mainboard ergeben die beiden Modelle eine potente Basis für einen Spiele-PC, der mit PCI Express 4.0 auch gut für die Zukunft gerüstet ist. Das gesparte Geld lässt sich besser in eine Grafikkarte investieren, die in 3D-Spielen häufiger limitiert als der Prozessor.
Technisch betrachtet stellen die Ryzen-3000XT-Prozessoren eine willkommene Optimierung der bisherigen Modelle dar. Praktisch müssten die Preise allerdings näher an jene der Schwestermodelle rücken, damit die Neuauflagen eine klare Kaufempfehlung erhalten können.
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(mma)