AMDs Ryzen-Threadripper-Prozessoren 7970X und 7980X im Kurztest

AMDs neue High-End-Desktop-CPUs haben 32 respektive 64 Kerne und legen ein gewaltiges Tempo vor. In Einzeldisziplinen hängt Intels Xeon w9-3495X sie dennoch ab.

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AMD Ryzen Threadripper
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AMD enthüllte die technischen Daten der Threadripper-7000-Reihe und ihrer Workstation-Verwandten bereits am 19. Oktober. Am 20. November dürfen Tests der CPUs für High-End-Desktops (HEDT) veröffentlicht werden. Die beiden dicken Varianten fanden trotz einiger Widrigkeiten bei der DHL-Zustellung ihren Weg ins Testlabor der c’t, also der AMD Threadripper TR 7980X mit 64 Zen-4-Kernen (Listenpreis von 4999 US-Dollar plus Steuern) sowie der 32-Kerner 7970X für 2499 US-Dollar. So können wir bereits einige Messwerte präsentieren, der vollständige Test folgt in einer der kommenden Ausgaben von c’t und demnächst auf ct.de.

Alle technischen Details zu den Threadripper-Prozessoren können Sie in unserem früheren Artikel lesen, hier nur in aller Kürze die technischen Eckdaten: Die Threadripper 7000 sind enge Verwandte der Epyc-9004-Serverprozessoren und setzen auf AMDs bekannte Zen-4-Chiplet-Technik mit bis zu 12 Cache-Compute-Dies (CCDs) und einem I/O-Die (IOD). Die HEDT-Versionen haben 24, 32 oder 64 Kerne, die Workstation-Varianten mit 12 bis 96 Kernen. Die Threadripper 7000 haben vier, die Workstation-Versionen acht Speicherkanäle für DDR5-5200 und sind auf Registered DIMMs angewiesen. Die Threadripper 7000 für den HEDT haben bis zu 48 nutzbare PCIe-5.0-Lanes, um schnelle Peripherie wie SSDs, Netzwerk- oder Beschleunigerkarten anzubinden.

Für den Test stellte AMDs uns außer den Prozessoren auch das Asus-Mainboard Pro WS TRX50-SAGE WIFI mit der Fassung sTRX50, den Wasserkühler NZXT Kraken 360 und vier RDIMM-Riegel von GSkill mit 6400er-EXPO-Profil zur Verfügung. Für die Threadripper 7970X und 7980X haben wir ein frisches Windows 11 auf einer Samsung SSD 980 Pro installiert und für den Anfang beide so gut es ging (dazu später mehr) mit Werkseinstellungen betrieben, also ohne Übertaktung.

Dagegen musste sich Intels kaum verfügbarer Xeon w9-3495X mit 56 Kernen auf einem vergleichbar ausgestatteten Asus Pro WS W790E-SAGE SE behaupten. Der auch preislich eher mit dem Threadripper 7970X vergleichbare Xeon w7-3465X stand uns für den Test leider nicht zur Verfügung.

AMD Threadripper 7000 für High-End Desktop
Modell Kerne/Threads Preis Level-3-Cache Basis-/Turbotakt
7980X 64 /128 4999 US-Dollar (zzgl. Steuern) 256 MByte 2,5 / 5,1 GHz
7970X 32 / 64 2499 US-Dollar (zzgl. Steuern) 128 MByte 3,2 / 5,3 GHz
7960X 24 / 48 1499 US-Dollar (zzgl. Steuern) 128 MByte 3,2 / 5,3 GHz
Alle: TRX50-Plattform, Fassung sTR5; TDP 350 Watt, 4 × DDR5-5200 RDIMM (1 DPC), bis zu 88 nutzbare PCIe-Lanes (davon 48 PCIe gen5). Overclocking für RAM und CPU möglich, auf HEDT-Boards können auch WX-CPUs übertaktet werden.

AMDs Threadripper 7000 sollen in der Spitze bis zu 5,3 Gigahertz bei Last auf einem einzelnen CPU-Kern erreichen. Unsere Modelle takteten jedoch trotz von uns deaktivierter automatischer Übertaktungsfunktionen mit bis zu 5,65 Gigahertz. Das lag wohl daran, so AMD, dass das Single-Core-Limit dauerhaft auf den von uns gemessenen Wert angehoben wird, sobald einmal eine OC-Funktion wie etwas das Speicher-Profil EXPO aktiviert wird. Nicht einmal ein BIOS-Reset half da mehr, weil unser Kit wohl vorgetestet und damit schon einmal in Betrieb war.

Wir haben für diese Messung daher die 5,65-Gigahertz-Kröte geschluckt, die aber wie gesagt nur Single-Core-Tests betraf. Das RDIMM-Speicherkit bietet als OC-Option DDR5-6400 an, das hinterlegte JEDEC-Profil, also die einzige Option ohne Overclocking, liegt aber nur bei DDR5-4800 – und das haben wir für den ersten Test ohne Übertaktung ausgewählt.

Bei unserer Messung der Speichertransferrate zieht Intels Angebot beiden Threadripper 7000 davon und schafft 201 anstelle von rund 141 GByte/s. Das liegt aber zum einen daran, dass alle Prozessoren dieselbe DDR5-Geschwindigkeitsstufe nutzen und zum anderen, dass die Xeon w-3400 acht Speicherkanäle haben – die gönnt AMD nur den Workstation-Versionen der neuen Treadripper. In Sachen Latenz schneiden AMDs Chiplet-Konglomerate aber mit 87 zu 117 ns deutlich besser ab – Intels Xeon verteilt die Speicherkontroller über seine vier Einzelchips, bei AMD sitzen sie zentral im IOD.

Intels Xeon-w3400/2400-Prozessoren haben anders als AMD Zen 4 und auch Intels eigene Desktop-Prozessoren je zwei AVX512-Einheiten pro CPU-Kern. Daher kann der Xeon bei der Messung der puren Rechenleistung knapp mit dem stärkeren der beiden Threadripper mithalten, obwohl er weniger Kerne hat. Am Ende stehen bei Intel 4372 zu 4488 GFlops doppeltgenauer Gleitkommazahlen (AMD) im Protokoll der Ubuntu-Shell.

In unseren übrigen Benchmarks schneiden AMDs Threadripper gegenüber dem Xeon w9-3495X dann auch sehr gut ab. Speziell im Cinebench 2024 liegt bereits AMDs 32-Kerner mit 3527 zu 3140 Punkten rund 12 Prozent vor Intels Xeon, weil letzterer beim Einsatz von AVX-Code seine Taktraten deutlich senken muss. Der 64-kernige Threadripper 7980X zieht mit 5493 und 75 Prozent Vorsprung weit davon.

Im Cinebench R23 schaffte der Threadripper 7980X beinahe die 100.000-Punkte-Marke: 99.016 Zähler standen am Ende im Ergebnisbildschirm. Der 7970X erreichte mit 64.582 Punkten immer noch sechs Prozent mehr als Intels Xeon und auch in der klassischerweise von Intel dominierten Singlethreading-Wertung lagen die Threadripper knapp vorn.

Vollbeschäftigung: Der Threadripper 7980X rechnet sich mit allen Kernen durch den Cinebench 2024.

Dass dieses Abschneiden kein Messfehler ist, untermauern auch die Ergebnisse in 7-Zip 23.01, wo der große Threadripper 63 Prozent schneller unterwegs ist als Intels Xeon und der kleinere immer noch 10 Prozent. Auch beim 3D-Rendering mit Blender lässt AMD seine Muskeln spielen und kann in der Classroom-Szene mit 76 zu 112 Sekunden deutlich davonziehen, in der aufwendigeren Lone-Monk-Szene ist der 7980X mit 461 Sekunden immer noch 77 Sekunde schneller als der w9-3495X.

Weitere Ergebnisse, auch unter Ubuntu, sowie Werte mit übertaktetem Speicher dann in unserem kommenden Test im Heft und auf ct.de.

(csp)