SkyDrive: Die Cloud-Speicher-App für Mac und Windows im Test

Microsoft wertet seinen Cloud-Speicher SkyDrive mit einem Desktop-Synchronisierungs-Client für Mac und Windows auf. Gleichzeitig wurden die iOS-Apps erneuert und um eine für das iPad optimierte Version ergänzt. Mac & i hat den Dienst für Mac-Anwender ausprobiert.

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Von
  • Thomas Kaltschmidt
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Das SkyDrive-Icon wird der Menüleiste hinzugefügt.

Mac-Anwender halten derzeit Ausschau nach solchen Alternativen, schließlich wird Ende Juni der MobileMe-Dienst von Apple abgeschaltet und damit auch die Online-Festplatte iDisk. Der Nachfolger iCloud bietet bislang nichts Vergleichbares.

SkyDrive von Microsoft könnte die Lücke füllen. Zwar konnte man über Browser oder iPhone-App schon zuvor auf den Speicher in der Wolke zugreifen. War der Direktzugriff auf die Daten bislang Windows-Anwendern vorbehalten, gibt es den neuen Synchronisierungs-Client auch für den Mac. Damit ist es ein Leichtes, den Inhalt eines Ordners abzugleichen, egal ob unter Mac OS, iOS, Windows oder Windows Phone 7. Den Gratis-Speicherplatz der Online-Festplatte hat Microsoft von 25 GByte auf 7 GByte gesenkt. Bestandskunden, die bereits Dokumente in die Cloud hochgeladen hatten, können aber übergangsweise kostenfrei auf 25 GByte hochstufen. Auch mit 7 GByte steht das Microsoft-Angebot nicht schlecht da, die populäre Dropbox offeriert mit 2 GByte serienmäßig weniger als ein Drittel.

Um SkyDrive auf dem Mac zu nutzen, benötigt man neben der Mac-Applikation selbst und OS X Lion einen Windows-Live-Account. Diesen kann man auch direkt in der App anlegen. Die App siedelt sich mit einem Wolken-Icon rechts in der Menüleiste an. Da sie im Hintergrund arbeitet, ist das zusätzliche Programm-Icon im Dock eher störend. Mit einem Trick kann man das ausschalten.

Die Finder-Integration kann noch verbessert werden, es fehlt ein visueller Hinweis, welche Dateien synchronisiert wurden.

Den zu synchronisierenden Ordner namens SkyDrive legt Microsoft standardmäßig im aktuellen Benutzerordner an. Sobald man über den Finder Dateien oder Ordner darin ablegt, löscht oder verschiebt, synchronisiert die Skydrive-App den auf Festplatte befindlichen Stand mit dem Online-Speicher. Die Clients auf den anderen Rechnern holen sich automatisch die Änderungen aus der Wolke und aktualisieren den lokalen SkyDrive-Ordner auf der Festplatte. Da sich immer eine lokale Kopie auf dem Rechner befindet, kann man mit den Daten auch offline arbeiten.

Im Test mit zwei Macs unter Lion und einem Windows-7-Rechner funktionierte der Abgleich recht gut. Trotz schnellem Internet-Anschluss konnte die Performance dabei aber noch nicht überzeugen. Das kann natürlich daran liegen, dass aktuell sehr viele Anwender den Dienst ausprobieren. Laut Infos in dem Blog von Microsoft-Mitarbeiter Steven Sinofsky handelt es sich bei den Desktop-Apps zudem um Previews, also Vorabversionen, was auf den Download-Seiten allerdings nicht deutlich wird.

[Update: Ein externer Redakteur mit einem VDSL-Anschluß berichtete dagegen von hohen Upload-Raten von SkyDrive, die sogar über denen seiner DrobBox lagen. Belastbare Aussagen zur Performance lassen sich also erst nach einem tiefergehenden Test treffen]

Ein paar Probleme gilt es durchaus noch auszumerzen: SkyDrive akzeptiert eine maximale Dateigröße von 2 GByte. Während es ganze Ordnerstrukturen gut synchronisiert, kommt es mit den auf dem Mac anzutreffenden Paket-Strukturen nicht klar. Applikationen und einige Dokumentformate und Mediatheken, unter anderem von Scrivener, iPhoto, Aperture und dem Adressbuch sind in solchen Paketen organisiert.

SkyDrive verweigert einige Sonderzeichen in Ordner- und Dateibezeichnungen.

[Update: Wie uns ein Leser berichtet, verweigert SkyDrive Dateien oder Ordner zu synchronisieren, welche die Sonderzeichen \ / : * ? " < > | enthalten. Bei DropBox ist es nur der Backslash \, der nicht akzeptiert wird.]

SkyDrive ist dank Miniaturen gut für die Organisation von Fotos geeignet.

Die Integration in den Mac-Finder ist schlechter gelungen als im Windows-Explorer: Auf Microsofts eigenem System machen Icons in Form von grünen Häkchen oder Pfeilen deutlich, ob eine Datei aktuell ist oder gerade aktualisiert wird; Dropbox macht es genauso. Der Skydrive-Ordner im Finder zeigt hingegen keine Hinweise.

Gut: Die Handhabung von Bildern, bis hin zu Diashows

Zum Freigeben von Dateien oder Ordnern muss man in die Web-Oberfläche von SkyDrive wechseln. Das geht am schnellsten über das App-Icon in der Menüleiste. Ein Rechtsklick auf eine Datei oder einen Ordner im Browser öffnet das Kontextmenü. In der Web-Oberfläche ist die Handhabung von Bildern besonders gut gelungen. Auch große Mengen lassen sich schnell in der Miniaturansicht überblicken. Ein Klick auf ein Bild öffnet einen Bildbetrachter, der die Fotos groß anzeigt und die Wechsel weich überblendet. Auch eine Diashow im Browser ist möglich. Insofern könnte SkyDrive auch ein Ersatz für die bald nicht mehr verfügbaren Bilder-Galerien in MobileMe werden.

In den Kernfunktionen der Datensynchronisierung kann SkyDrive noch nicht mit Dropbox mithalten. Der Mitbewerber ermöglicht es, nur Teile des in der Wolke befindlichen Ordners zu synchronisieren. Befinden sich mehrere Desktop-Rechner im selben Netzwerk, synchronisiert Dropbox über das lokale Netz statt über die Cloud, das geht deutlich schneller. Darüber hinaus offeriert die Dropbox in einer kostenpflichtigen Zusatzfunktion das praktische Speichern von beliebig vielen Versionen eines Dokumentes.

Dafür sind in SkyDrive zusammen mit dem Windows-Live-Account zahlreiche Zusatzfunktionen verfügbar, die in Dropbox fehlen. Darunter Mail, Kalender, Messenger und eine abgespeckte Variante der Online-Office-Tools von Microsoft. Damit kann man einfache Word, Excel und Powerpoint-Dokumente online betrachten und bearbeiten und erstellen – auch in Browsern auf dem Mac.

SkyDrive ist ein attraktives und solides Angebot von Microsoft für Mac-Anwender, die einen großzügigen Gratis-Cloud-Speicher suchen. Die neuen iOS-Apps für iPhone und iPad ermöglichen das Sichten und Befüllen des Materials auch von unterwegs. Wenn Microsoft die Mankos beseitigt und den Speicher-Dienst weiter entwickelt, hat Konkurrent Dropbox ein echtes Problem, zumal er auch Druck von anderer Seite bekommt. Google bietet seit kurzem ebenfalls eine kostenlose Online-Festplatte mit 5 GByte Speicherplatz an. (thk)