"Blockbuster Inc." angespielt: Kein Kassenschlager​

In der Wirtschaftssimulation "Blockbuster Inc." werden die Spieler zum Filmtycoon. Eine nette Idee, lieblos umgesetzt.​

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Screenshot aus "Blockbuster Inc"

(Bild: Super Sly Fox)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

Und Action! Das Entwicklungsstudio Super Sly Fox inszeniert eine leicht zugängliche Wirtschaftssimulation im Stil des Kult-Hits "The Movies" und klassischer "Tycoon"-Management-Spiele. Im "Sims"-Look errichten die Spieler ihr eigenes Filmimperium, damit am Ende die Kassen klingeln.

In "Blockbuster Inc." arbeiten sich die Spieler vom Produzenten billiger Actionfilme zum Hollywood-Tycoon hoch. Von den 1920er-Jahren bis zu den 2010er-Jahren müssen die Spieler das Budget managen, knackige Actionszenen inszenieren und nebenbei noch nervige Stars zähmen. Im Laufe des Spiels schalten die Spieler neue Genres und Techniken für ihre Filme frei, die nicht nur an der Kinokasse, sondern auch bei den jährlichen Filmpreisen belohnt werden.

Zuerst müssen die Nachwuchs-Tycoone in der fiktiven Metropole "Filmwood" ihre Mitarbeiter auswählen und auf dem Studiogelände Gebäude errichten. Büros für Produzenten und Autoren sind genauso wichtig wie eine Marketingabteilung oder der Hausmeister. In der Lounge können sich die Mitarbeiter ausruhen, im Trainingsraum trainieren sie ihre Muckis und bei einem Lehrer verbessern sie ihre Skills. Später wird das Studio mit Abteilungen für Ton- und Spezialeffekte ergänzt. Das Studio hat auch eine eigene Forschungsabteilung, um neue Genres, Techniken oder Gebäude freizuschalten. Die Spieler können auch die Arbeitszeiten des Personals einstellen, ihr Gehalt verhandeln oder sie in einem schicken Appartement in der Stadt unterbringen.

Die Action spielt sich am Filmset ab. Nach Auswahl von Genre, Personal und später Postproduction können die Spieler entweder den Film automatisch drehen oder selbst Regie führen. Die kreativen Möglichkeiten sind stark eingeschränkt: Eine Actionszene, ein paar Nebeleffekte oder ein Kameraschwenk auf die Schauspieler. Jeder Take erhält eine bestimmte Wertung, um die Erfolgschancen einzuschätzen. Dazu können die Spieler ihr Filmset auch mit neuen Kameras oder Requisiten erweitern. All das wirkt sich am Ende auf den Film oder die TV-Serie aus.

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Zusammen mit einer Werbekampagne und der entsprechenden Starpower entwickelt sich der Film schnell zum Hit. Sarkastische Filmkritiken sorgen für ein wenig Humor und in einer ausführlichen Statistik können die Spieler die Daten für den Erfolg auswerten. Das Geld wird danach in noch mehr Personal und größere Produktionen gesteckt. Doch der Erfolg hat seinen Preis: Das Personal fängt an zu murren, die Stars haben ihre Allüren und müssen in die Therapie. Wagemutige Spieler können auch in andere Studios investieren. Aber Vorsicht: Das verschlingt Unmengen der finanziellen Ressourcen.

Die spannende Idee vom eigenen Studioimperium verliert durch die lieblose Präsentation schnell ihren Reiz. Der visuelle Stil erinnert an ein Mobile-Spiel, Details sind kaum vorhanden und die fertigen Filmszenen sind unspektakulär. Vieles ist aufgrund des vermutlich geringen Budgets entschuldbar, aber eines ist unverzeihlich: Egal in welchem Jahr wir sind – der Look bleibt gleich. Ohne Zeitkolorit geht viel von der Atmosphäre verloren. Auch fehlen ein paar satirische Seitenhiebe auf die Filmbranche und ihre Stars. Schade.

Auch der Spielablauf bleibt gleich: Filme produzieren und Personal managen. Immer wieder stockt der Spielfluss, wenn das Personal schlafen geht. Es dauert lange, bis in die Arbeit etwas Abwechslung kommt, aber fordernd wurde es in den Anspielstunden nie. Schnell hatten wir auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad mehrere Sets aufgebaut und alle Gebäude besetzt, ohne pleitezugehen. Das mögen einige Spieler als entspannend ansehen, aber wer eine anspruchsvolle Wirtschaftssimulation sucht, wird enttäuscht sein.

"Blockbuster Inc." ist eine leicht zugängliche Wirtschaftssimulation, die durch das abwechslungsarme Spielprinzip und die lieblose Präsentation enttäuscht. Zahllose Menüs täuschen Komplexität vor, ohne sie umzusetzen. Stattdessen wiederholen die Spieler die immer gleichen Arbeitsschritte, um zum Erfolg zu kommen. Gerade Spieler, die sich lange mit dem Dreh eigener Szenen befassen, werden am Ende vom unspektakulären Ergebnis enttäuscht sein. "Blockbuster Inc." ist eine verpasste Chance. Nur Filmfans, die einmal entspannt in den harten Filmalltag reinschnuppern wollen, werden sich ein paar Stunden unterhalten.

"Blockbuster Inc." erschien am 6. Juni für Windows. Es kostet 24 Euro. USK nicht geprüft.

(dahe)