"Children of the Sun" angespielt: Psychedelischer Rachefeldzug​

Es wird schräg: Devolver und Solo-Entwickler René Rother schicken die Spieler mit "Children of the Sun" auf einen eigenwilligen Rachetrip.​

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Screenshot aus "Children of the Sun"

(Bild: heise online)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas MĂĽller

Verstörend und clever: "Children of the Sun" mixt ein Third-Person-Scharfschützenabenteuer mit einem Puzzlespiel und inszeniert es als düsteren Rachefeldzug gegen einen blutrünstigen Kult. Das ist nicht nur spielerisch ungewöhnlich, sondern sorgt auch mit einigen Schockmomenten für ein nachhaltiges Spielerlebnis.

Was hier eigentlich passiert, erfahren die Spieler nur in Story-Fragmenten: Ein fanatischer Sektenanführer quält eine Familie. Die Tochter nimmt brutal Rache, indem sie auf magische Weise Kugeln steuern kann. Es folgt ein brutaler Rachefeldzug, der in psychedelischen Bildern den Blutfontänen die schockierende Wirkung nimmt. Ein Mix aus "Sniper" und "Killer 7" mit einem Hauch "Far Cry 5".

"Children of the Sun" angespielt (5 Bilder)

Ganz schön schräg: "Children of the Sun" überrascht mit einem cleveren Spielprinzip, bunten Farbexplosionen und einer düsteren Story.​ (Bild: heise online)

René Rother inszeniert aber keinen simplen Killer-Simulator. Zwar muss das Mädchen in den Spielabschnitten immer eine Kultisten-Basis von Feinden säubern, doch kann sie nicht einfach brachial durch die Mitte stürmen. Stattdessen hat sie nur eine Kugel, mit der sie alle Gegner ausschalten muss. Per Mausklick rast die Kugel los, lässt Köpfe in bunten Farbexplosionen platzen und widersetzt sich der Physik. Realismus? Nein, Danke! "Children of the Sun" ist keine Simulation, sondern ein Puzzle-Shooter für kreative Köpfe, die sich vom düsteren Hintergrundszenario nicht abschrecken lassen. Gute Planung und ein wenig Ausprobieren sind das Geheimnis des Erfolgs.

Dabei fängt alles an, wie das übliche Shooter-Einerlei: eine Basis, viele Gegner und eine einsame Heldin. Zunächst muss die Killerin wie in "Far Cry" die Gegner markieren und sich das erste Opfer aussuchen. Danach wird es schräg: Nach dem ersten Treffer kann das Mädchen die Kugel leicht zum nächsten Gegner steuern. Später beschleunigt sie ihre Kugeln, um gepanzerte Feinde zu töten oder ändert nach einer Killstreak abrupt die Richtung. Die Planung kann schon mal ein paar Minuten dauern, aber sobald die Kugel losfliegt, ist es eine Frage von Sekunden.

Anfangs ist das Scharfschützen-Puzzleabenteuer noch einfach. Die Gegner sind leicht zu erkennen und das Gelände ist übersichtlich. Später wird es knifflig. Dann muss die Kugel durch ein Haus gesteuert werden, einige Feinde haben einen Schutzschirm oder verstecken sich. Wer will, kann gleich mehrere Kultisten töten, wenn er den Tank eines Autos trifft. Abwechslung gibt es nur in der Vorgehensweise, denn die Spielorte variieren kaum. Nur einmal muss die Killerin ihre Gegner in fahrenden Autos töten.

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Einen vorgeschriebenen Lösungsweg gibt es aber nicht. In unseren Spielstunden fanden wir fast immer verschiedene Möglichkeiten, um einen Level abzuschließen. Diese Kreativität wird am Ende in einem Scoreboard belohnt, das auch nach den rund sechs Spielstunden den Wiederspielwert der 26 Level steigert. So minimalistisch wie das Spielprinzip ist auch die Steuerung mit der Maus – eine Tastatur ist nicht nötig. Allerdings ist uns aufgefallen, dass ein Gamepad zumindest in der Testversion deutlich träger reagiert als die Maus.

Was für eine Überraschung. Hinter der surrealen Grafik und der verstörenden Story von "Children of the Sun" steckt ein cleverer Puzzleshooter, der die Gehirnzellen ankurbelt. Das minimalistische Spielprinzip geht sofort ins Blut und führt zu ständigen Versuchen, um endlich einen Level mit dem bestmöglichen Score abzuschließen. Auch wenn die Abwechslung in den einzelnen Spielabschnitten fehlt, ist das Leveldesign verzwickt und lässt Freiraum für alternative Lösungen. Das garantiert trotz der geringen Spielzeit einen hohen Wiederspielwert, bei dem die Spieler ihren Spielstil perfektionieren können. Kurz, brutal, aber ganz schön clever.

"Children of the Sun" ist fĂĽr Windows erschienen. USK nicht geprĂĽft. Das Spiel kostet 15 Euro.

(dahe)