"Chorus" angespielt: Was für ein (Weltraum-)Spektakel!​

"Chorus" von setzt die Messlatte für gepflegte Weltraumballerei ein ganzes Stück höher. Da muss sogar Konkurrent "Everspace 2" auf der Hut sein.​

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(Bild: Deep Silver)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Müller

"Chorus" liefert die spektakulärsten Weltraumschlachten, die in den letzten Jahren über die Monitore geflimmert sind. Kein "Star Wars: Squadrons", kein "Rebel Galaxy" und kein "Everspace" kann da mithalten. So schön wie in Fishlabs neuesten Streich flogen selten Wrackteile durchs All. Schade, dass es dabei manchmal etwas zu hektisch wird und die Abwechslung fehlt.

Schubkontrolle oder taktische Manöver? Alles Sternenstaub von gestern. Wenn ich mit meinem Raumschiff durch einen feindlichen Kreuzer düse, um Energiezellen zu zerstören, zählen vor allem schnelle Reflexe. Dann teleportiere ich mich hinter mein Ziel, lasse Energieblitze einschlagen und lege alles in Trümmer, was mir vors Zielrohr kommt. In solchen spektakulären, chaotischen, aber packenden Momenten ist "Chorus" näher an "Doom Eternal" als an einer drögen Weltraumsimulation.

Die Story könnte auf den ersten Blick aus irgendeinem Star-Wars-Rip-off der 80er stammen: Ein "großer Prophet" möchte das Universum vernichten, Elite-Pilotin Nara schließt sich mit ihrem "lebenden" Raumschiff Forsaken dem Widerstand an. Fishlabs schafft es aber, dieser Ansammlung von SF-Weltuntergangklischees so etwas wie psychologische Tiefe abzugewinnen. Nara ist keineswegs die tapfere Heldin, die sich nur ihrem einstigen Mentor stellt, sondern auch eine gebrochene Frau, die schwer an den verblendeten Taten ihrer Vergangenheit zu knabbern hat. Dazu kommt noch ein intelligentes Raumschiff, das erstmal sauer ist, weil es jahrelang in irgendeiner schmuddeligen Ecke des Weltraums als Schrott abgestellt wurde. Mit jedem Erinnerungsfetzen, den Nara im Weltraum findet, wird ein Teil ihrer geheimnisvollen Vergangenheit gelüftet.

"Chorus" angespielt (5 Bilder)

Spektakel pur: In Sachen Grafik und Action lässt „Chorus“ die Konkurrenz ziemlich alt aussehen. (Bild: heise online)

Diese Schwermut der Story gerät durch die Action schnell in den Hintergrund. Nara schaltet feindliche Patrouillen aus, befreit Weltraumsiedlungen und muss gegen riesige Gebilde kämpfen, die das Universum wie ein Schwarzes Loch verschlucken wollen. Der Hauch von Open-World sorgt abseits der Story-Missionen nur selten für Spannung: Die Gegner sind nicht besonders hartnäckig und die Aufgaben wiederholen sich. Da hat der Early-Access-Titel "Everspace 2" mit seinem Mix aus packenden Weltraumkämpfen, Erkundungsmissionen und Schleichabenteuerlementen wesentlich mehr Abwechslung zu bieten.

Überhaupt das Thema Abwechslung: Nara ist die meiste Zeit auf ihr Raumschiff "Forsaken" angewiesen. Dieses kann mit Gatling Gun, Laserstrahl oder Raketenwerfer ausgerüstet werden. Obwohl alle Waffentypen mit unterschiedlichen Modellen und Modifikationen aufgebessert werden, hätte eine größere Waffenauswahl oder andere Schiffstypen dem Spiel gutgetan. Nur sporadisch klemmt sich Nara hinter das Steuerruder eines großen Kreuzers, das folgende Geballer erinnert an Moorhuhnschießen im All und wird mangels Anspruch schnell langweilig.

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Wesentlich interessanter sind Naras übersinnliche Fähigkeiten, die sie nach kleinen Geschicklichkeitsprüfungen in versteckten Weltraumtempeln findet. Nara kann sich mit ihnen direkt hinter ihr Ziel teleportieren, hinter sie driften oder es rammen. Nur wer diese Fähigkeiten beherrscht und geschickt kombiniert, kann auch die stärksten Gegnerwellen zurückschlagen. So originell, packend und spektakulär waren die allseits bekannten Dogfights im All selten.

Es ist eine Augenweide, wie wir mit unserer Forsaken durch Asteroidenfelder düsen, große Kampfkreuzer ausschalten und uns mit anderen Raumschiffen duellieren, während um uns herum das Universum verschluckt wird. Auch dank Naras übersinnlichen Fähigkeiten gelingen spannende und trickreiche Kämpfe, die sich wohltuend von der Konkurrenz abheben. Dieses Spektakel geht zwar auf Kosten der Abwechslung, unterm Strich ist "Chorus" aber ein mitreißender Dogfighter geworden.

"Chorus" ist für Windows, PS4/5, Xbox One/Series und Google Stadia erschienen. Es kostet ca. 40 €. USK ab 12. Für unser Angespielt sind wir mit der PS5 durch den Weltraum gejagt.

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(dahe)