zurück zum Artikel

Das günstige iPad im ersten Test

Johannes Schuster

Die Redaktion der Mac & i konnte Apples um 50 Euro verbilligtes iPad 9,7" samt Pencil einem ersten Test unterziehen. Im Fokus lagen dabei die Stiftbedienung und der A10-Prozessor.

Nach einem Jahr hat Apple sein einfach nur "iPad" [1] genanntes Tablet gegen ein neues Modell gleichen Namens ausgetauscht. Zur Unterscheidung bezeichnen es einige Medien als "iPad der sechsten Generation" (6th Gen) oder einfach "iPad 9,7" 2018". In einem ersten Test haben wir uns vor allem auf die Änderungen konzentriert: Dazu zählt zum einen der vom iPhone 7 bekannte Prozessor A10 Fusion aus dem vorletzten Jahr. Zum zweiten lässt sich erstmals ein günstiges iPad mit dem Apple Pencil bedienen. Die dritte Neuerung betrifft den Basis-Preis: Hierzulande wurde er gegenüber dem Vorgängermodell um 50 auf knapp 350 Euro gesenkt.

Zum Test stand uns ein Exemplar mit der bestmöglichen Ausstattung von 128 GByte Flash-Speicher und mit LTE in der Farbe Space Grau zur Verfügung. Es kostet 570 Euro. Die Ausführung mit 32 GByte ist 90 Euro günstiger, bei der Variante ohne Mobilfunk und GPS spart man noch einmal 130 Euro. Das schon lange nicht mehr renovierte iPad mini 4 mit 128 GByte kostet jeweils nur 10 Euro weniger als das größere und modernere Geschwister.

Bei dem günstigen 9,7-Zoll-Modell muss der Kunde auf die Antireflexbeschichtung beim Display verzichten: Das neue iPad besitzt als einziges aktuelles Apple-Tablet keine höherwertige Entspiegelung und kein laminiertes Display, bei dem Panel und Vorsatzscheibe ohne einen doppelt lichtbrechenden Luftspalt verklebt sind. Deshalb ähnelt es wie schon der Vorgänger stark dem Bildschirm des iPad Air 1.

Im Test bei hellem Sonnenschein waren Bildschirminhalte wie Text oder Videos auf dem iPad deutlich schlechter zu erkennen als auf dem iPad Pro 10,5", das eine Antireflexbeschichtung besitzt. Diese erzeugt jedoch beim seitlichen Blick einen leichten Rosastich. Zum Lesen von Dokumenten unter freiem Himmel kann man als Besitzer des neuen iPads die Helligkeit aufdrehen (was den Akku schneller leert) oder in den Schatten gehen. Wie beim Vorgänger konnten wir eine erfreuliche Bildschirmhelligkeit von maximal rund 450 cd/qm messen.

Größe, Auflösung, Kontrast und Farbraum des Displays (sRGB) blieben unverändert. Nur die beiden Pro-iPads (10,5" und 12,9") bringen den P3-Farbraum mit.

Den Pencil [2] bietet Apple für 99 Euro als eigenes Gerät an. Zur Koppelung mit dem iPad per Bluetooth steckt man ihn kurz in die Lightning-Buchse des iPads, über die er auch geladen wird. Im Test erschienen auf dem Display die Linien mit nur minimalem Zeitverzug hinter der Stiftspitze. Beim Anfertigen handgeschriebener Notizen rutschten im Test die Finger manchmal nach unten ab, weil der Pencil sehr glatt ist. Gegenüber dem iPad Pro 10,5" unterschied sich die Stiftbedienung nur wenig. Durch den etwas größeren Abstand zwischen Glasoberfläche und Panel bei dem nicht laminierten Display geriet sie etwas weniger intuitiv. Außerdem war die Latenz etwas höher – das liegt auch am Fehlen der Pro-Motion-Technology, bei der die Bildwiederholrate bei Bedarf auf 120 Hertz gesteigert werden kann. Die Apps Pages, Keynote und Numbers unterstützen jetzt auch die Stifteingabe.

Den von Apple auf der Keynote zur iPad-Vorstellung in Chicago gezeigten Stift Crayon von Logitech wird es zunächst nur für den Bildungsmarkt geben. Wann er auf normalem Wege und in Deutschland zu erhalten ist, konnten uns weder Apple noch Logitech beantworten. Der Crayon soll für Schüler und Studenten 50 US-Dollar kosten.

Das neue iPad 9,7" lässt sich nun auch mit einem Stift bedienen.

Mit der Passmark-App [3] haben wir die Geschwindigkeit des Flashspeichers untersucht und sind auf eine Schreibrate von 264 MByte/s gekommen. Beim dem Exemplar mit 32 GByte dürfte der Wert, wie unsere bisherigen Tests [4] nahelegen, deutlich schlechter ausfallen, weil hier der Controller die Daten nicht über mehrere Kanäle verteilen kann. Beim Lesen kam das iPad auf erfreuliche 1039 MByte/s. Angaben zum Arbeitsspeicher machte Apple nicht, laut verschiedenen Test-Apps umfasst er weiterhin 2 GByte.

[Update:] Die Kamera nimmt Fotos mit 8 Megapixeln und Videos mit 1080p bei 30 Hertz auf. Der 12-Megapixel-Sensor bleibt damit den Pro-iPads vorbehalten. Uns fiel auf, dass das von Apple angebotene SmartCase mit dem magnetischen Halt weiterhin im aufgeklappten Zustand die hintere Kamera verdeckt. Zum Fotografieren muss man es abnehmen oder umklappen. Die FaceTime-Kamera schafft Fotos mit 1,2 Megapixeln und 720p-Videos mit 30 Hertz.

Die beiden an der Unterseite abstrahlenden Lautsprecher hören sich nicht unangenehm an, ihr Sound klingt aber im Vergleich zu dem der Pros mager. Das Gerät ist weiterhin 7,5 Millimeter dick und wiegt bis zu 478 Gramm. Das neue iPad zeigt sich damit genauso dick wie das erste iPad Air.

Die Kapazität des fest eingebauten Lithium-Polymer-Akkus blieb bei 32,4 Wattstunden. Apple spricht weiterhin von 10 Stunden Laufzeit beim Surfen im Web per WLAN. Wir haben in der Kürze der Zeit die Akku-Leistungen noch nicht in der Praxis messen können. Mehr dazu werden Sie in der Ausgabe 3/2018 der Mac & i nachlesen können.

Laut Apple soll der als Prozessor eingesetzte A10 Fusion bei der CPU-Performance 40 Prozent schneller sein als der A9 im Vorgänger von 2017. Es handelt es sich um einen ähnlichen Chip mitsamt M10-Koprozessor, wie er im anderthalb Jahre alten iPhone 7/7 Plus seinen Dienst tut. Der A10X mit seinen drei High-Performance-Kernen bleibt den beiden Pro-iPads vorbehalten, im iPad mini 4 kommt noch ein A8 zum Einsatz.

Die Taktrate liegt laut CPU DasherX [5] bei 2,35 GHz, während der Vorgänger noch mit 1,85 GHz arbeitet. Durch die neuere Architektur und die höhere Taktung stieg der Single-Core-Score vom neuen iPad bei Geekbench 4 [6] von 2547 auf 3455 Punkte und liegt damit nicht weit unterhalb der Pro-Modelle. Wegen der geringeren Zahl von Rechenkernen fiel deren Vorsprung beim Multi-Core-Score deutlich höher aus. Über den Vorgänger triumphierte das iPad 2018 mit 5989 zu 4483. Unterm Strich ist die neue CPU für fast alle Anwendungen schnell genug und gestaltet den Umgang mit dem Tablet sehr flüssig.

Benchmarks (4 Bilder) [7]

[8]
CPU-Performance in Geekbench 4.

Die GPU-Leistung ist laut Apple sogar um 50 Prozent höher als beim iPad 2017. Im GFX-Benchmark Metal [9] erreichte es die versprochene Steigerung fast, beim 3D Mark [10] (Graphics) kam es nicht ganz so nah an die 150 Prozent heran, überflügelte aber immer noch das erste iPad Pro von 2016.

Das neue iPad ist noch einmal schneller geworden und eignet sich endlich auch zur Stifteingabe. Die macht richtig Spaß – wäre da nicht der Preis von knapp 100 Euro für den Apple Pencil. Gegenüber dem in der Basisversion mehr als doppelt so teuren iPad Pro hält es gut mit, größter Nachteil ist der stärker spiegelnde und etwas kleinere Bildschirm.

Wer möglichst günstig an ein iPad kommen will, ist mit dem neuen Modell gut beraten. Es bringt genügend CPU- und GPU-Leistung auch für Spiele mit. Die Gebrauchtmarkt-Preise für ältere iPads dürfte es deutlich senken. Warum Apple das angestaubte iPad mini nicht verbilligt, bleibt ein Rätsel.

Die iPads im Vergleich: Links das iPad 9,7" von 2017, in der Mitte das iPad 9,7" von 2018 und rechts das aktuelle iPad Pro 10,5".

(jes [11])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-4012179

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/mac-and-i/artikel/Das-neue-iPad-im-ersten-Test-Update-3665500.html
[2] https://www.apple.com/de/apple-pencil/?afid=p238%7CsvzPvDCKE-dc_mtid_2092502c39953_pcrid_260234957963_&cid=wwa-de-kwgo-ipad-slid--productid--bran-apple+pencil-e
[3] https://itunes.apple.com/de/app/performancetest-mobile/id494438360?mt=8
[4] https://www.heise.de/mac-and-i/artikel/Hintergrund-Langsamer-Speicher-bei-guenstigen-iPhone-Modellen-3347610.html
[5] https://itunes.apple.com/us/app/cpu-dasherx/id1168527539?mt=8
[6] https://itunes.apple.com/de/app/geekbench-4/id1130770356?mt=8
[7] https://www.heise.de/bilderstrecke/bilderstrecke_4012206.html?back=4012179
[8] https://www.heise.de/bilderstrecke/bilderstrecke_4012206.html?back=4012179
[9] https://itunes.apple.com/de/app/gfxbench-metal/id989080902?mt=8
[10] https://itunes.apple.com/de/app/3dmark-ice-storm-benchmark/id642839144?mt=8
[11] mailto:jes@ct.de