"Deliver Us Mars" angespielt: Schöne Story, maue Technik​

In "Deliver Us Mars" geht es auf eine spielerische Reise zum Roten Planeten. Das ist spannend und clever, aber technisch um Jahre veraltet.​

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(Bild: heise online)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

"Deliver Us Mars" skizziert ein brisantes Zukunftsszenario: Im letzten Drittel unseres Jahrhunderts sind die Erdressourcen erschöpft und die Menschheit sucht nach neuen Lebensräumen im All. Wie schon der Vorgänger "Deliver Us The Moon" erzählt das niederländische Studio KeokeN diese Geschichte in einem Mix aus Walking-Sim und Puzzle-Abenteuer.

Die Handlung setzt 10 Jahre nach den Ereignissen des ersten Teils ein. Immer noch steht die Erde vor dem ökologischen Kollaps. Die junge Ingenieurin Kathy bricht mit einem Team zum Mars auf, um dort das Geheimnis einer verschollenen Expedition aufzudecken. Sie hat auch ein ganz persönliches Interesse an der Reise: Irgendwo auf dem Mars ist auch ihr Vater verlorengegangen, der vor einigen Jahren abrupt ihre Familie verließ. Was Kathy dann auf dem Mars findet, wird nicht nur die Sicht auf ihren geliebten Vater verändern, sondern vielleicht auch die Zukunft der Menschheit.

"Deliver Us Mars" angespielt (5 Bilder)

Tolles Szenario, schwache Umsetzung: "Deliver Us Mars" macht es den Fans nicht leicht.
(Bild: heise online)

KeokeN erzählt mit "Deliver Us Mars" eine komplett neue Geschichte. Lediglich das Szenario des Vorgängers wurde übernommen, die Heldin des ersten Teils ist nur als Nebenfigur vorhanden. Statt eine sehr auf Spielmechanik und Atmosphäre reduzierte Geschichte zu erzählen, steht jetzt ein familiäres Drama im Mittelpunkt. Die Frage, warum der Vater verschwand oder welches Geheimnis ihn umgibt, ist spannend mit der Ökobotschaft des Spiels verknüpft.

Kathy muss im Weltraum mit dem Schneidbrenner das Raumschiff reparieren, rennt auf dem Mars von einer Forschungsstation zur nächsten oder setzt sich in einen Mars Rover, um über die wüstenartige Landschaft zu fahren. Dabei ist immer ihr kleiner, fliegender Roboter dabei. Mit ihm kann sie durch Lüftungsschächte fliegen und Türen aufsperren. Ganz selten hüpft Kathy von einer Plattform zur nächsten, klettert über Wände oder muss auf ihren Sauerstoff achten. Besonders anspruchsvoll ist das aber nicht.

Die Rätselaufgaben sind dagegen knifflig. Manchmal kommt Kathy in einen Raum, in dem erst ein paar Schalter aktiviert werden sollen. Dazu muss sie Energiestrahlen ausrichten. Das klingt erstmal simpel, aber ein einzelner Strahl reicht oft nicht aus. Deshalb muss der Strahl mit einem Gerät verstärkt oder umgeleitet werden. Manchmal sind die einzelnen Geräte versteckt oder liegen an entfernten Orten, die nur Kathys kleiner Roboter erreichen kann. Abseits dieser Rätselpassagen muss er auch Hologramme entschlüsseln. Dazu fliegt er um das Hologramm herum und setzt die Einzelteile aus der richtigen Perspektive zusammen.

Der inhaltliche Anspruch kann mit der visuellen Umsetzung nicht mithalten. Besonders Mimik und Gestik befinden auf veraltetem PS3-Niveau. Sie wirken steif und unrealistisch und haben uns bei den Anspielstunden ständig in die schnöde Realität zurückgeworfen. Dazu ruckelt es in den Außenpassagen auf unserer PS5. Ein paar stimmungsvolle Momente, wenn Kathy durch den Weltraum schwebt oder sie auf der Marsoberfläche in das Sonnenlicht blickt, können diese Enttäuschung nur ein wenig überdecken. Dagegen ist die deutsche Vertonung hervorragend gelungen. Selbst wenn wir aber einen Indie-Bonus dazurechnen, macht "Deliver Us Mars" technisch keine gute Figur.

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Schade, dass die Rätseleinlagen in der rund 8-stündigen Spielzeit nur selten auftauchen. Sie hätten ein wenig von der technischen und visuellen Umsetzung ablenken können, die aktuellen Spielen um Jahre hinterherhinkt.

"Deliver Us Mars" von KeokeN Interactive bietet eine spannende Science-Fiction-Story mit Ökobotschaft, enttäuscht aber durch eine technisch und visuell überholte Umsetzung. Besonders im Hinblick auf das emotionale Vater-Tochter-Drama müssen Spieler im Blick auf die steife und detailarme Mimik der einzelnen Figuren ein Auge zudrücken. Dagegen bietet das minimalistische Spielprinzip genau wie beim Vorgänger die richtige Mischung zwischen Frust und Anspruch. Von den cleveren Rätseln hätten wir gerne mehr im Spiel gesehen. "Deliver Us Mars" ist deshalb nur ein Spiel für puristische Science-Fiction-Fans, die sich von der unspektakulären Hülle nicht ablenken lassen.

"Deliver Us Mars" ist für Windows, PS4/5 und Xbox One/Series erschienen. Es kostet ca. 30 €. USK ab 16. Für unser Angespielt haben wir die PS5-Version durchgespielt.

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(dahe)