"Disintegration" angespielt: Strategie aus der Egoperspektive

Eine gute Idee allein reicht nicht: Der Action-Strategiemix „Disintegration“ von V1 Interactive kann nur ansatzweise überzeugen.

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"Disintegration" angespielt: Strategie aus der Egoperspektive

(Bild: Private Division)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Müller

V1 Interactive wagt mit "Disintegration" einen Spagat zwischen Ego-Shooter und Echtzeitstrategie. Ähnlich wie in der 98er-Version von "Battlezone" oder "Giants: Citizen Kabuto" steuern die Spieler nicht nur die Hauptfigur, sondern geben ihrem Team auch Befehle. Das macht Laune, aber man merkt dem Spiel an, dass es noch ein paar Monate Entwicklungszeit gebraucht hätte.

Das Szenario klingt spannend: Irgendwann in der Zukunft können Menschen ihren Geist in Roboter hochladen, um ihr Leben zu verlängern. Dummerweise nutzen das fiese Gesellen, um die Menschheit zu unterjochen. Der Spieler stürzt sich in der Rolle des Piloten Romer Shoal in den Kampf.

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In "Disintegration" übernehmen die Spieler gleich zwei Rollen: die des Kommandanten und des Kämpfers. In seinem Gravcycle, einer Art fliegendem Jetski, schwebt Romer über seinem Team und gibt Befehle. Das besteht aus bis zu vier Elitesoldaten, die alle besondere Fähigkeiten wie Mörserbeschuss oder Verlangsamungseffekte besitzen. Per Mausklick schickt Romer die Soldaten über das Schlachtfeld. Währenddessen greift er selbst mit MG, Shotgun oder Heilstrahl in das Geschehen ein.

In der Praxis funktioniert das prima. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit findet man schnell eine ausgewogene Mischung aus Action und Strategie, in der man sich durch Wälder, Stadtruinen und Militärkomplexe ballert. Dabei findet das Team immer wieder Upgradechips, mit denen es sich in der Heimatbasis aufrüsten kann. Komplex ist das nicht: Es gibt nur ein paar Lebenspunkte mehr oder höheren Waffenschaden.

Im Spiel stecken viele gute Ansätze, von denen aber kaum einer so richtig zu Ende entwickelt wurde. Es fehlt schon an grundsätzlichen Dingen: Zu Beginn einer Mission können die Spieler weder Waffen noch Teammitglieder auswählen. Jedes Mal ist man gezwungen, mit einem vorgegebenen Team loszuziehen. Das schränkt die taktischen und strategischen Möglichkeiten doch arg ein. Auch die einzelnen Missionen sind meist einfallslos, weil sich das Team ständig in wiederholenden Ausdauerkämpfen beweisen muss.

"Disintegration" angespielt (5 Bilder)

"Disintegration" hat eine coole Grundidee, der es aber an Abwechslung und Feinschliff fehlt. (Bild: heise online)

"Disintegration" hätten ein paar Monate mehr Entwicklungszeit gutgetan. Das liegt weniger an der etwas tristen, aber funktionellen Grafik, sondern an den zahlreichen spielerischen Baustellen. Mehr Abwechslung, mehr taktische Möglichkeiten bei der Teamauswahl und eine bessere Story hätten das Spiel deutlich aufgewertet. Angesichts der spannenden Grundidee, die irgendwo zwischen Cyberpunk, Mechwarriors und Transhumanismus pendelt, ist das eine vergebene Chance.

"Disintegration" ist am 16. Juni für Windows, PS4 und Xbox One erschienen. Es kostet ca. 50 €. USK nicht gesprüft. Für unser Angespielt haben wir ein paar Stunden die Windows-Version gespielt.

(dahe)