"Dragon Age – The Veilguard": Biowares Comeback-Spektakel​

Biowares "Dragon Age: The Veilguard" hakt alles ab, was ein großes Rollenspielspektakel braucht.​ Gelingt dem Kult-Studio der Befreiungsschlag?

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Screenshot aus "Dragon Age: The Veilguard"

(Bild: Bioware)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

Was war die Angst bei den Fans groß: Bioware am Ende? Nach so katastrophalen Enttäuschungen wie "Mass Effect: Andromeda" oder dem "Anthem"-Desaster hatte der gute Ruf des Studios arg gelitten. Mit "Dragon Age: The Veilguard" gelingt jetzt ein gelungenes Comeback: Ein spektakuläres Rollenspielabenteuer, das wenig wagt, aber von Umfang und Spielwitz in diesem Jahr konkurrenzlos sein dürfte.

"The Veilguard" beginnt da, wo manche Spiele enden. Ein Trupp mutiger Helden versucht zu verhindern, dass ein abtrünniger Magier uralte Götter bändigt. Der Rettungsplan gelingt nur teilweise. Am Ende sind die beiden bösen Götter entkommen und geheimnisvolle Risse zu einer Dämonenwelt öffnen sich. Die Spieler müssen nun die titelgebende Schleierwacht aus einem Haufen verstoßener Drachenjäger, skurriler Nekromanten und ehrbarer Ritter gründen, um die Welt wieder einmal vor dem Untergang zu bewahren.

Bioware erzählt diese Geschichte als breites Fantasy-Epos. Die Schleierwacht erinnert an die Gemeinschaft des Rings, Freundschaften werden geschlossen, Streitigkeiten geschlichtet. Schon hier können sich die Spieler in Nebenquests verlieren, um die Beziehung zwischen den Charakteren zu vertiefen – typisch Bioware. Da geht es um verschollene Brüder, Schurkenehre, Schuld und Sühne und den üblichen Fantasy-Pathos. Bioware erzählt nicht nur eine Geschichte, sondern bietet ein Best-of der letzten Genre-Jahrzehnte. Manchmal gibt es auch ein Wiedersehen mit den Helden der früheren "Dragon Age"-Spiele.

"Dragon Age: The Veilguard" angespielt (5 Bilder)

Groß, spannend und spektakulär: Mit "Dragon Age: The Veilguard" gelingt Bioware ein gelungenes Comeback. (Bild:

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Spielerisch ist vieles beim Alten geblieben. Am Anfang wählen die Fans aus vier Völkern und den drei Klassen "Krieger", "Magier" und "Schurke" einen Helden oder eine Heldin. Das klingt erstmal wenig, kann aber im Laufe des Spiels durch Fertigkeiten, Spezialisierungen oder Neuverteilung der Skills ganz auf den jeweiligen Spielertyp zugeschnitten werden. Dank des umfangreichen Fertigkeitenbaums mixen Magier Blitze mit Nahkampf oder Krieger wählen zwischen brutalen Schlägern und standhaften Tanks. Maximal zu dritt geht es dann im Team los ins jeweilige Abenteuer. Allerdings können die Spieler nur den Hauptcharakter direkt steuern.

Kämpfe gegen riesige Drachen oder Dämonen lassen das Stresslevel in die Höhe schnellen. Im Vergleich zu früheren Titeln der Reihe ist alles ein wenig temporeicher und spektakulärer geworden. Besonders wenn Magier oder Schurke mit Feuerzaubern oder Bogenschüssen ihre Gegner attackieren, ähnelt das eher einem Third-Person-Shooter als einem taktischen Rollenspiel. Zwar können die Spieler jederzeit das Spiel anhalten und ihren beiden Mitstreitern Befehle geben, aber in der Praxis war das auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad unnötig. Die unverwundbaren Helfer machten ihren Job auch allein ganz ordentlich.

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Die Missionen laufen meist auf das Gleiche hinaus: Monster töten, Loot einsacken. Manche Gegner sind gepanzert, andere werden durch eine Energiebarriere geschützt. Nur wer dann die richtigen Waffen und Teamfähigkeiten einsetzt, schlägt auch große Feinde. Neben den Kämpfen erwarten die Spieler ein paar Rätsel, in denen sie sie mit Hilfe ihrer Mitstreiter in der richtigen Reihenfolge Kristalle aktivieren müssen. Sondermissionen sind für die Hauptstory nicht unbedingt nötig, liefern aber wichtige Details zur Story. Das beliebte Crafting ist dagegen auf ein Minimum reduziert. Lediglich bei ein paar Händlern können die Spieler ihre Ausrüstung aufwerten.

Eine konventionelle Open-World, bei der die Spieler stundenlang durch die Gegend laufen, bietet das Spiel nicht. Stattdessen sind die einzelnen Abschnitte in Instanzen unterteilt. Diese werden zwar nach bestimmten Spielfortschritten immer größer, aber die Fans sollten sich auf ausgiebiges Backtracking vorbereiten. Das sieht zwar toll aus, aber spätestens zur Spielhalbzeit kann sich einiges wiederholen.

Wird es dadurch langweilig? Auf keinen Fall. Die Kämpfe spielen sich dank schicker Kampf-Kombos flüssig, die Story ist eindrucksvoll inszeniert und irgendwo gibt es immer etwas zu entdecken. Die einzelnen Gebiete wechseln von imposanten Städten zu grünen Wiesen bis hin zu düsteren Katakomben. Wer alles sehen will, kann locker 80 unterhaltsame Spielstunden einplanen.

Technisch und visuell gibt sich das Spiel keine Blöße und kitzelt besonders in den Außenbezirken wunderschöne Naturlandschaften hervor. In den Actionszenen kracht es gebührend. "The Veilguard" wird auch eines der ersten Spiele sein, die von der besseren Technik der PS5 Pro profitieren werden. Dazu kommen eine hervorragende mehrsprachige Vertonung und etliche Barrierefreiheitseinstellungen vom Schwierigkeitsgrad bis zu audiovisuellen Hilfen. Das Gesamtpaket stimmt. "Dragon Age: The Veilguard" ist ein Spiel, das die Fans nicht so schnell loslassen wird.

Gut gemacht, Bioware. Für Spiele wie "Dragon Age: The Veilguard" wurde der Begriff Blockbuster erfunden. Es ist groß, umfangreich und spektakulär. Wer will, kann hier etliche Stunden in einer wunderschönen Fantasylandschaft gegen Monster kämpfen und in den Nebenquest tief in die Geschichte dieser Welt und seiner Bewohner eintauchen. Spannend, flüssig zu spielen und abwechslungsreich.

Die Actionszenen lassen dann auch manchmal vergessen, dass Bioware nichts Neues wagt und nur mehr vom Gleichen zeigt. "The Veilguard" ist nicht subtil oder originell, sondern einfach ein atemlos machendes Rollenspielspektakel. Nicht so sperrig wie "Dragon's Dogma 2" und nicht ganz so ausufernd wie das famose "Baldur's Gate 3". Wer einfach ein großes und spannendes Rollenspielabenteuer erleben will, wird dieses Jahr an "Dragon Age: The Veilguard" nicht vorbeikommen.

"Dragon Age: The Veilguard" erscheint am 31. Oktober für PC, PS5 und Xbox Series. Es kostet ca. 60 – 80 Euro. USK ab 16. Für unseren Test haben wir die PS5-Version gespielt.

(dahe)