"Empire of the Ants" angespielt: Hammer-Grafik trifft auf hakelige Steuerung

In "Empire of the Ants" von Tower Five bauen die Spieler ihr eigenes Ameisen-Imperium. Das ist originell, aber nicht ganz ausgereift.​

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 29 Kommentare lesen
Screenshot aus "Empire of the Ants"

(Bild: Microids)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas MĂĽller
Inhaltsverzeichnis

Echtzeitstrategie einmal anders: "Empire of the Ants" ist der Reboot eines Spiels aus dem Jahr 2000 und basiert auf dem Sci-Fi-Roman "Die Ameisen" von Bernard Werber. Statt Truppen und Panzer verschieben die Spieler fleißige Ameisen durch eine fein detaillierte Waldlandschaft und bewähren sich nebenbei bei ein paar Geschicklichkeitsprüfungen.

Die Spieler schlüpfen aus dem Kokon in den Chitinpanzer der Ameise 103.683 und machen sich auf zur Arbeit für die verehrte Königin. Sie erkunden die Umgebung, sammeln Nahrung und sichern das Ameisenimperium gegen Feinde wie Termiten oder Spinnen. Manchmal müssen sie auch kleinere Aufgaben erfüllen und Leuchtkäfer jagen oder andere Ameisen vor dem Ertrinken retten.

"Empire of the Ants" mixt Echtzeitstrategie mit Hüpfeinlagen. Die Spieler steuern 103.683 aus der Verfolgerperspektive. Sie bauen kleine Nester aus und schicken neben Ameisen auch robuste Mistkäfer zur Belagerung in den Kampf. Über ein "Chemielabor" forschen sie nach "Kräften" und steigern Geschwindigkeit und Robustheit. Ameise 103.683 ist im Kampf so etwas wie eine Heldeneinheit, die die umgebenden Einheiten motiviert und stärkt. Abseits des Kampfs erkundet sie die Gegend und klettert über detailreich gestaltete Blätter und Baumstämme.

Das Spieltempo ist langsam. Ă„hnlich wie in "Total War" bewegen sich die einzelnen "Truppen" nur langsam ĂĽber das Schlachtfeld. Da jedes Nest nur eine dieser Legionen herstellen kann, dauert es schon mal ein wenig, bis die UnterstĂĽtzung eintrifft. Der Kampf folgt dem einfachen Stein-Schere-Papier-Prinzip: Soldaten schlagen Arbeiter, die wiederum SchĂĽtzen schlagen.

Kommt es endlich zum Kampf, bleibt 103.683 meist passiv und taucht nur gelegentlich auf dem Schlachtfeld auf, um ihre Kräfte zu wirken. Oft sucht sich die Protagonisten-Ameise einen erhöhten Kommandoplatz, um die Armeen zu steuern. Dabei muss sie immer ihre kleinen Nester beobachten und für Nachschub sorgen. Eine Basis ist nie genug – alle Legionen und Erweiterungen verteilen sich über mehrere Nester. Neben den Solo-Missionen können sich die Spieler auch in Mehrspieler-Partien duellieren.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmung wird hier ein externes Video (Kaltura Inc.) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Kaltura Inc.) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Die Steuerung ist für ein Gamepad ausgelegt. Zwar können PC-Spieler auch die Tastatur benutzen, aber die Tastaturkürzel beschränken sich nur auf das Wesentliche, wie die Auswahl der Legionen. Über ein umständliches Radialmenü werden die Erweiterungen aktiviert. Statt einer komfortablen Gesamtübersicht über das Spielfeld, wie es Genre-Fans gewohnt sind, schränkt die Verfolgerperspektive den Blickwinkel ein. Bei größeren Schlachten fehlt dadurch der Überblick.

Etwas nervig sind die Hüpfeinlagen. Da die Ameise auch mal kopfüber von Blatt zu Blatt krabbelt oder eine leere Plastikdose erkundet, verloren wir in unseren Anspielstunden schnell mal die Orientierung. Wenn die Ameise von einem Blatt zum nächsten springt, ist das oft Glückssache. Die Suche nach Leuchtkäfern ist eher Beschäftigungstherapie für Ameisen-Workaholics als eine spielerische Herausforderung.

Was aber im ersten Moment auffällt: Tower Five hat ein visuell eindrucksvolles Ameisenabenteuer erschaffen. Fast schon fotorealistisch glitzert das Licht auf dem See, und die Waldlandschaft ist detailliert und bunt. Es gibt auch ein paar gruselige Momente, wenn unsere Ameise an einem Spinnennetz vorbeikommt und dahinter die tödliche Gefahr lauert. Keine Frage, "Empire of the Ants" ist eines der schönsten Echtzeitstrategiespiele der vergangenen Jahre.

"Empire of The Ants" von Tower Five überzeugt durch das originelle Szenario und die detaillierte Grafik. In diesem Jahr werden die Fans kaum ein ungewöhnlicheres und visuell eindrucksvolleres Echtzeitstrategiespiel finden. Das Spieltempo ist angenehm langsam und macht es Einsteigern leicht.

Allerdings sorgt die Steuerung für Probleme bei der Übersicht und Kontrolle des Spielfelds. Auch wirken die Hüpfeinlagen im Spiel etwas deplatziert, langatmig und nervig. Am Ende bleibt ein zwiespältiger Eindruck: tolle Grafik, originelles Szenario, aber eine gewöhnungsbedürftige Steuerung.

"Empire of the Ants" ist für Windows, PS5 und Xbox Series erschienen. Es kostet ca. 50 €. USK ab 12. Für unser Angespielt haben wir die PC-Version gespielt.

(dahe)