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Elektroauto-Test Citroën ë-C4: Smooth Operator

Christoph M. Schwarzer

(Bild: Christoph M. Schwarzer)

Wie fährt sich der Kompakte mit der eigenwilligen Designsprache aus SUV- und Coupé-Elementen und dem von Opel und Peugeot schon gut etablierten 100-kW-Antrieb?

Klischees sind etwas Wunderbares: Ein Citroën ist ein französisches Automobil, das skurril sein darf und komfortabel sein muss. Im Gegenzug verzeiht der Kunde kleine Unannehmlichkeiten wie eine verworrene Bedienung oder klappernde Verkleidungen. In einem wesentlichen Punkt erfüllt der Citroën ë-C4 das Klischee: Er ist ausnehmend komfortabel. Die Preise beginnen bei 34.640 Euro vor Förderungen, es bleiben also nach deren Abzug mindestens 25.070 Euro.

Hauptursache des geschmeidigen Gleitens ist der Elektroantrieb. Der Citroën ë-C4 basiert auf der Plattform ë-CMP des ehemaligen PSA-Konzerns, der nun mit Fiat-Chrysler zu Stellantis fusioniert ist. Die technischen Rahmendaten: 100 kW Motorleistung, 50 kWh Bruttokapazität, Wärmepumpe serienmäßig. Dazu kommen bis zu 100 kW Ladeleistung mit Gleichstrom (DC). Der Citroën ë-C4 verfügt darüber hinaus in allen Ausstattungsvarianten über ein dreiphasiges Wechselstrom-Ladegerät (AC) mit 11 kW für die heimische Wallbox.

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Der Vortrieb ist also in Abgrenzung zu den Varianten des C4 mit Otto- oder Dieselmaschine vibrationsfrei. Theoretisch gehört der ë-C4 zu den schnellsten Möglichkeiten, dieses Modell zu beschleunigen. Praktisch hat er mit Traktionsproblemen zu kämpfen, die per Software im Fahrmodus "Normal" eingedämmt werden. In "Sport" hängt der ë-C4 zwar munter am Strompedal, neigt aber zum Durchdrehen.

Nein, ein Sportwagen will der Citroën ë-C4 nicht sein, obwohl die präzise Lenkung – hier folgt er nicht der um sich greifenden Unsitte gefühlloser Volants – schnelle und saubere Richtungswechsel erlaubt. In der Topversion Shine (ab 37.340 Euro vor Subventionen), in der auch der Testwagen kam, sind 18-Zoll-Felgen montiert. Zum Vergleich: Diesen Durchmesser haben im Volkswagen ID.3 (Test) [2] die Basisfelgen. Beim Citroën ergibt sich mit Reifen der Dimension 215/55R18 eine noch nicht allzu niedrige Flanke, und das packt die Abstimmung von Federung und Dämpfung auch noch: Er rollt feinfühlig ab. Kein Gerumpel, kein Stolpern, einfach nur Federn.

Citroën ë-C4 außen (0 Bilder) [3]

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Dass die Geräuschdämmung ebenfalls wirksam ist – nur das geöffnete Schiebedach fängt ab 80 km/h an leise zu singen –, rundet das Bild des Komfortmobils ab. Sogar die Sitze sind weich, ohne es aber mit der verschlingenden Sofaqualität vergangener Citroën-Epochen [5] zu übertreiben. Man cruist dahin und lauscht auf Wunsch dem sauberen Klang des Radios, angenehm. Die Ruhe wird auch nicht durch Karosseriegeräusche gestört, denn der Citroën ist verwindungssteif, sauber verarbeitet und knarzt nicht.

Die Qualitäten und Schwächen der Plattform ë-CMP haben sich herumgesprochen und treffen auch auf den Citroën ë-C4 zu. So ist das Raumangebot gut, obwohl die Verbrennungsmotoren im C4 eigentlich Platz fressen müssten. Auch das Kofferraumvolumen von 380 Litern ähnelt dem Volkswagen ID.3. Weniger vorteilhaft ist im Vergleich der Wendekreis als Folge des Frontantriebs.

Der Energieinhalt der Batterie beträgt netto rund 45 kWh. Eine Werksangabe gibt es nicht. Der Citroën ë-C4 bewegt sich hier also auf dem Niveau der Einstiegsversion des VW ID.3. Der Stromverbrauch laut Bordcomputer lag bei widrigem und windigen norddeutschen Wetter bei 19,3 kWh/100 km. Daraus resultiert eine durchschnittliche Reichweite von 233 km (Werkangabe: "bis zu" 352 km). Inklusive Ladeverlusten betrug der Stromkonsum 20,6 kWh (Prospektwert: 16,2 kWh/100 km).

Wie immer bei batterie-elektrischen Autos unterscheiden sich die Verbrauchswerte diesseits und jenseits der Autobahn stark. Nichts frisst so viel Energie wie der Luftwiderstand bei hohen Geschwindigkeiten. So war der Citroën in der Stadt auch auf nasser Fahrbahn mit 14,1 kWh/100 km zu bewegen, und auf der Bundesstraße waren es gut 16 kWh/100 km.

Bei 130 km/h und Rückenwind mit Stärke 4 zeigte der Bordcomputer 21,6 kWh an. Es wären also gut 200 km möglich. Aber Vorsicht, schon bei Seitenwind und auf 120 km/h reduziertem Tempo stieg der Stromverbrauch auf 24 kWh/100 km an. Dem Citroën ë-C4 fehlt offensichtlich der aerodynamische Feinschliff. Die 1,52 m hohe Karosserie erleichtert zwar den Einstieg. Dennoch wirkt der optisch hochgelegte Citroën hier zu sehr als zeitgeistiges SUV-Coupe; weniger wäre für den Luftwiderstand besser gewesen. Lange Reisen sind mühselig, aber machbar. Auch, weil bei den aktuellen Außentemperaturen die Ladekurve reproduzierbar war: In der Spitze sind kurzfristig knapp 100 kW Leistung vom Display der DC-Säulen ablesbar, und die anschließende Reduktion über 75 auf 50 kW ist im Klassenvergleich gut.

Citroën ë-C4 innen (8 Bilder) [6]

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Unten abgeflachtes Lenkrad, schwarzes Kunstleder. So richtig verrückt durften die Citroen-Designer offenbar nicht sein. (Bild: alle Christoph M. Schwarzer
)

Kommen wir zu den Kritikpunkten. Der Innenraum ist aus Sicht des Autors dieses Beitrags nicht wohnlich genug, und die Materialauswahl liegt lediglich auf dem Level des in dieser Hinsicht dürftigen VW ID.3. Hier darf mehr Wärme von der Marke Citroën erwartet werden.

Etliche Schwächen zeigte auch die Software im Citroën ë-C4. In Auszügen: Die Reichweitenanzeige ist unbrauchbar. Der Ladestand der Batterie wird nicht in Prozentpunkten angezeigt, die Ladeleistung wird gar nicht wiedergegeben, und die Menüführung im Zentraldisplay ist überflüssig kompliziert. Dazu kommen gewisse Lieblosigkeiten der Plattform ë-CMP: So wird zum Beispiel das Wort "Straße" mit spitzem "s-t" ausgesprochen, und bei der an sich funktionsfähigen Sprachsteuerung des Navigationssystems muss zuerst die Zielstraße mit der Hausnummer und dann die Stadt angesagt werden. Außerdem stürzte das System mehrfach ab und auch die Verbindung zum Satelliten riss hin und wieder.

Vielleicht behebt Stellantis diese Abstriche mit der Überarbeitung, die wahrscheinlich zum Modelljahr 2023 erfolgt. Dann, so wurde es bereits angekündigt, wird auch die Batteriekapazität wachsen. Für die Ansprüche von gelegentlichen Fernstrecken ist sie im Wettbewerbsvergleich heute zu knapp bemessen.

In der Werbung stellt Citroën den ë-C4 neben einen klassischen GS. Die "Grande Série" hatte eine hydropneumatische Federung und einen entsprechend hervorragenden Komfort. Der ist auch das Hauptmerkmal des elektrischen ë-C4. Leise fahren bei bestem Abrollkomfort, so soll es sein. Und es ist gut, dass der Citroën der Jetztzeit die große Heckklappe hat, die der GS erst mit der Überarbeitung zum GSA erhielt. Der ë-C4 könnte allerdings mit mehr Liebe eingerichtet sein. Und vielleicht findet die Marke wieder den Mut für ein Stück der Verrücktheit von früher. Nüchternheit gibt es in der Autowelt schon genug.

Der Hersteller hat den Testwagen kostenlos zur Verfügung gestellt und überführt. Der Autor hat die Stromkosten bezahlt.

Hersteller Citroën
Modell ë-C4
Motor und Antrieb
Motorart Elektromotor
Leistung in kW (PS) 100 (136)
Drehmoment in Nm 260
Antrieb Vorderräder
Fahrwerk
Spurweite vorn in mm 1545 – 1560
Spurweite hinten in mm 1545 – 1560
Wendekreis
Reifengröße vorn und hinten 195/60 R18 96H
Maße und Gewichte
Länge in mm 4355
Breite in mm 1800 – 2032
Höhe in mm 1525
Radstand in mm 2670
Kofferraumvolumen in Litern 380 – 1250
Leergewicht in kg nach EU inklusive 68 kg Fahrer und 7 kg Gepäck 1636 – 1714
Zuladung in kg 381 -497
Batterie in kWh 50
Fahrleistungen
Höchstgeschwindigkeit in km/h 150
Verbrauch
Verbrauch WLTP in kWh/100 km 16 – 16,2
Ladeleistung an AC in kW 11
Ladeleistung an DC in kW 100
Reichweite in km bis zu 352
Daten Stand 01.04.21
Modell Citroën ë-C4
Ausstattungslinie Shine
Preis für diese Ausstattungslinie 37.340
Infotainment
DAB+ Serie
USB-Anschluss Serie
Navigationssystem Serie
Verkehrsdaten in Echtzeit Serie
Head-up-Display Serie (Plexiglas)
Freisprecheinrichtung Serie
Android Auto/Apple CarPlay Serie
Assistenz
Abstandstempomat Serie
Einparksensoren vorn Serie
Einparksensoren hinten Serie
Einparkassistent 350
Rückfahrkamera Serie
Totwinkelwarner Serie
Spurhalteassistent Serie
Matrix-Licht -
Funktion
LED-Scheinwerfer Serie
Alarmanlage 300
Komfort
Sitzheizung 300
beheizbares Lenkrad 100
Lederlenkrad Serie
Klimaautomatik Serie
Wärmepumpe Serie
Schiebedach 800
Sonstiges
Metalliclack 590
Leichtmetallfelgen Serie
Preisliste Stand 01.04.21

(chlo [8])


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[5] https://www.heise.de/autos/artikel/100-Jahre-Citroen-Teil-zwei-4621995.html
[6] https://www.heise.de/bilderstrecke/bilderstrecke_6048741.html?back=6048662
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