KDE 4.4: Frischer Wind für KDE

Das neue KDE 4.4 hat weit mehr zu bieten als verbesserte Stabilität und Fehlerbereinigung: Es gibt eine neue Oberfläche speziell für Netbooks, verbesserte und neue Desktop-Tools und auch am Unterbau hat sich eine Menge getan.

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Von
  • Andrea Müller
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Während bei KDE 4.3 Verbesserungen bei der Stabilität und Finetuning an der Desktop-Shell Plasma im Vordergrund standen, war bei der aktuellen Version wieder Zeit für neue Funktionen: Insgesamt 1.433 Nutzerwünsche haben die Entwickler in KDE 4.4 umgesetzt. Die Fehlerbehebung musste darunter nicht leiden: Das KDE-Team verweist auf 7.293 gefixte Bugs.

KDE 4.4: Social Desktop

Besonders stark wurden die Funktionen rund um soziale Netzwerk und die Zusammenarbeit übers Netz ausgebaut. Ein weiterer Schwerpunkt war die Arbeit an der Plasma Netbook Shell. Diese alternative Oberfläche soll die Arbeit mit KDE auf Netbooks ergonomischer machen. Damit einher gingen eine Reihe Veränderungen unter der Haube.

KDE 4.4 verwendet die Qt-Bibliothek in Version 4.6, die unter anderem Unterstützung für Symbian-Plattform und Multitouch mitbringt und eine bessere Performance bietet. Neu bei den KDE-Bibliotheken ist die libattica, über die Anwendungen Zugriff auf Web-Dienste integrieren können. Das Informations-Framework Nepomuk haben die Entwickler mit einem stabileren Backend ausgestattet und Dolphin nutzt Nepomuk nun standardmäßig bei der Desktop-Suche.

Dolphin zeigt das Ergebnis einer Suche nach Dokumenten, die mit dem Schlagwort "KDE" getaggt sind.

Mit KAuth bringt KDE 4.4 ein neues Authentifizierungs-Framework mit, das auf PolicyKit als Backend zugreift. Entwickler können KAuth nutzen, um in ihre Programmen für einzelne Aufgaben mehr Privilegien freizuschalten. Bei KDE 4.4 kommt KAuth beispielsweise schon bei einigen Modulen des KDE-Kontrollzentrums (systemsettings) zum Einsatz.

Das Modul zum Einstellen von Zeit und Datum verwendet bereits KAuth.

Einen großen Schritt nach vorne hat das Framework Akonadi gemacht, das nun erstmals von einem Programm des Kdepim-Pakets genutzt wird: Das völlig überarbeitete KDE-Adressbuch ist der Vorreiter und greift zur Datenspeicherung auf die Akonadi-Infrastruktur zu.

Nicht nur unter der Haube hat sich viel getan, auch auf dem Desktop und bei den Anwendungen gibt es viel zu entdecken. Die auffälligste Neuerung ist die Plasma Netbook Shell, eine speziell für Netbooks angepasste Version von Plasma. Sie präsentiert dem Nutzer einen bildschirmfüllenden Anwendungsstarter, über den er die einzelnen Programmkategorien und favorisierte Anwendungen erreicht und eine Suche starten kann. Ebenfalls Bestandteil der Plasma Netbook Shell ist das Newspaper – dieser Bereich lässt sich mit diversen Widgets bestücken, die Inhalte aus dem Web anzeigen.

Der Anwendungsstarter der Plasma Netbook Shell zeigt im oberen Bereich die favorisierten Anwendungen an.

Der Fenstermanager Kwin beherrscht zwei neue Tricks: So kann man Fenster an einer Seite des Bildschirms einrasten lassen und mehrere Programme in einem Fenster gruppieren. Dieses Tabbing genannte Featuere kennen eventuell Nutzer des Fenstermanagers Ion, der es seit jeher beherrscht: Dabei dient ein Fenster als Container für mehrere Programme, zwischen denen man über Tabs am Fensterrand umschalten kann. Neu ist der besser konfigurierbare Window Decorator, der nun auch mit Vektorgrafiken umgehen kann.

Im Bereich "Social Desktop" hat das Community Widget (ehemals Social Desktop Widget) weitere Funktionen erhalten. Es ist nun möglich, direkt aus dem Widget heraus nach Freunden zu suchen und ihnen Nachrichten zukommen zu lassen. Außerdem zeigt es in einem Livestream an, was sich im eigenen sozialen Netz tut, also ob etwa ein Bekannter gerade etwas getwittert hat.

Sehr viel haben die Entwickler am GetHotNewStuff-Interface geschraubt. Darüber kann man in vielen KDE-Programmen nach Erweiterungen suchen und sie herunterladen. So gibt es beispielsweise neue Level für Spiele, zusätzliche Desktop-Hintergründe und Amarok-Skripte über GetHotNewStuff. Unter KDE 4.4 ist es jetzt erstmals möglich, darüber auch Anwendungen zu kommentieren, zu bewerten oder sich zum Fan eines Programms zu erklären. Als Fan erhält man im Community Widget dann eine Nachricht, wenn eine neue Version des Programms erscheint. Außerdem kann man nun eigene Erweiterungen direkt über GetHotNewStuff hochladen.

Neben der Interaktion mit Akonadi haben die Entwickler dem Adressbuch auch eine neue Dreispaltenoptik verpasst, in der man seine Kontakte übersichtlicher verwaltet. Der Download-Manager Kget kann digitale Signaturen überprüfen und unterstützt nun auch den Download einer Datei von mehreren Quellen. Der Bildbetrachter Gwenview wurde um ein einfaches Import-Werkzeug für Fotos erweitert.

Neu sind die drei Anwendungen Cantor, Palapeli und Blogilo. Bei Cantor handelt es sich um ein wissenschaftliches Programm für Statistik und Analyse, Palapeli ist ein Puzzlespiel für zwischendurch. Der Neuzugang des Kdepim-Pakets Blogilo dient zum Erstellen und Veröffentlichen von Blog-Posts. Das Tool unterstützt dabei die APIs Blogger1.0, MovableType, MetaWeblog und Google GData, sodass man die meisten Blog-Hosting-Dienste mit Blogilo nutzen kann.

Mit KDE 4.4 hat das KDE-Team einen weiteren Schritt auf dem Weg zu einem stabilen und funktionalen KDE-4-Desktop getan. Plasma lief bereits im Release Candidate von KDE 4.4 ausgesprochen stabil. Gut gefallen hat uns die aufgeräumte Netbook-Oberfläche, mit der man auch auf kleinen Bildschirmen alles im Blick hat.

In den nächsten Tagen sollten die Binärpakete für die meisten Distributionen fertig werden, sodass man – auch als Noch-KDE-3-Anwender – einfach einen Blick auf KDE 4.4 werfen kann. Wer vor der Installation lieber gefahrlos ausprobiert, findet wie gewohnt auch eine auf OpenSuse basierende Live-CD mit aktuellem KDE. (amu) (amu)