"Ghostwire - Tokyo" angespielt: Glitzernder Großstadt-Albtraum

Action statt Horror – Tango Softworks lässt es im Action-Adventure "Ghostwire: Tokyo" richtig krachen. Auf Dauer fehlt aber die Abwechslung.

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(Bild: Bethesda)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Andreas Müller

Schon mal wild gestikulierend einen Dämon pulverisiert? Oder Seelen mit Origami-Basteleien eingefangen? Nein? Dann sind Sie hier genau richtig. Tango Softworks inszeniert nach dem Horror-Splatter "The Evil Within" mit "Ghostwire: Tokyo" ein typisch japanisch-schräges Action-Abenteuer mit Yokais, der passenden Mystik und knuddeligen Katzen.

In einem Moment waren die Straßen von Tokyo noch vollgestopft mit Menschen, nun herrscht gähnende Leere. Durch eine unerklärliche Katastrophe wurden alle Bewohner in eine Geisterdimension gezogen und kämpfen dort um ihr Überleben. Plötzlich laufen böse Seelenjäger durch die Straßen und verschlucken alles, was ihnen in die Wege kommt. Es gibt aber Hoffnung: Der unscheinbare Held Akito wird vom Geist des Monsterjägers KK übernommen und dreht den Spieß um.

Fans sollten von "Ghostwire: Tokyo" kein typisches Horror-Abenteuer wie Tango Softworks "The Evil Within" erwarten. Zwar wimmelt es hier von Geistern und Dämonen, doch sind Schock- oder gar Splattermomente äußerst rar. Stattdessen inszeniert das japanische Entwicklungsstudio ein temporeiches Open-World-Action-Adventure in der Ego-Perspektive, das an eine Mischung aus "The Evil Within", "Doom" und dem Kulthit "The World Ends With You" erinnert. Das ist wild, bunt und ganz schön abgefahren.

"Ghostwire Tokyo" angespielt (5 Bilder)

Tolles Szenario, monotones Spiel: "Ghostwire: Tokyo" macht zu wenig aus seinen Möglichkeiten (Bild: heise online)

Spielerisch ist es ein typisches Open-World-Abenteuer: Erkunden, Feinde besiegen und unzählige Nebenaufgaben erledigen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Kunst des Kuji-kiri. Mit diesen Handgesten beschwört Akito Elemente wie Feuer und Wind, um die Gegner zu besiegen. Was erst originell klingt, entpuppt sich im Spiel als typische Balleraction mit Mystik-Touch. Abseits der Kämpfe kann Akito friedliche Flugdämonen als Greifhaken benutzen, um sich auf Dächer zu schwingen. Lässt er sich dann fallen, gleitet er wie Batman durch die engen Straßenschluchten. Schräg: Überall kann Akito verlorene Geister einsammeln und sie per Telefon an einen unsichtbaren Helfer schicken, der die Seelen in Sicherheit bringt.

Mit jedem Levelaufstieg kann Akito neue Fähigkeiten lernen, die ihn länger gleiten lassen oder Kampf-Moves freischalten. Die Händler sind in "Ghostwire: Tokyo" Katzen: Bei ihnen kann sich Akito Nahrung, Gadgets oder Pfeile kaufen, um in den Straßen Tokyos zu überleben. Füttert er einen Hund, zeigt dieser ihm Schätze oder Statuen, an denen Akito ein paar Boni einsacken kann.

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All diese Hilfsmittel sind auch nötig, denn unser Held hat viel zu tun. Während ihn die Hauptstory zu einem geheimnisvollen maskierten Bösewicht führt, erzählen die zahlreichen Nebenaufgaben kleine Geschichten der ehemaligen Stadtbewohner. Wie in "The World Ends With You" plagen sie Akito ihr Leid und geben ihm kleine Aufträge. Manchmal muss er dann ein Haus von bösen Geistern befreien oder Gegenstände finden. Spielerisch werden diese Nebenaufgaben schnell monoton, erzählen aber doch die ein oder andere melancholische Geschichte, um der brachialen Action mehr Tiefe zu verleihen.

In den Kämpfen erinnert Akitos Abenteuer an eine entschärfte "Doom"-Variante. In rasantem Tempo wird er von kopflosen Schulmädchen mit Martial-Arts-Kombos attackiert, kleine Kinder im Regenmantel beschwören Verstärkung und Schlipsträger werfen Gegenstände auf ihn. Manchmal muss er in Arena-Kämpfen antreten oder unter Zeitdruck andere Seelen vor Gegnern beschützen. Oft läuft es darauf hinaus, dass Akito Schreine erobert, um neue Gebiete und Aufgaben freizuschalten. Einfach drauflosballern bringt nichts, denn Akito muss immer einen guten Mix aus Verteidigung und Angriff finden. Ähnlich wie in "Doom" kann er die Feinde auch schwächen und ihnen quasi das Herz herausreißen, um sie mit einem Schlag zu besiegen und sich selbst zu heilen. Technisch sieht das auf der PS5 beeindruckend aus, lässt aber wie das ganze Spiel auf Dauer die Abwechslung vermissen.

"Ghostwire: Tokyo" von Tango Softworks bietet rasante Open-World-Action, die mit dem originellen Szenario für einige Stunden begeistert. Das nächtliche Tokyo ist vollgestopft mit schrägen Monstern und zahlreichen Aufgaben. Wer hier alles sehen will, darf sich auf etliche Erkundungstouren freuen.

Auf Dauer bietet die Dämonen- und Geisterjagd aber zu wenig Abwechslung. "Ghostwire" erliegt wie so viele Konkurrenten zuvor dem typischen Open-World-Problem: Die Aufgaben wiederholen sich und werden zur Pflichtaufgabe. Der wilde Großstadt-Albtraum ist deshalb nur etwas für treue Genre-Fans, die sich von Szenario und Art-Design begeistern lassen.

"Ghostwire: Tokyo" erscheint am 25. März für Windows und PS5. Es kostet ca. 70 €. USK ab 16. Für unser Angespielt haben wir ein paar Stunden die PS5-Version gespielt.

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(dahe)