Apple HomePod im Test: Vernetzter Lautsprecher mit Siri und viel Bass

Apples Lautsprecher kommt nach Deutschland: Mac & i sagt, was der Stereoverbund taugt, wie er im Vergleich mit dem Sonos One klingt und ob Siri dazugelernt hat.

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(Bild: Holger Zelder / Mac & i)

Lesezeit: 12 Min.
Inhaltsverzeichnis

Als wir unseren ersten Test veröffentlichten (ausführliche Fassung in Mac & i Heft 2/2018, S. 28), war der HomePod nur in wenigen englischsprachigen Ländern erhältlich. Der kleine Lautsprecher konnte zwar mit tiefen, satten Bässen Eindruck schinden, schwächelte aber gegenüber anderen Sprachassistenten und ließ unter anderem den Stereomodus im Dualbetrieb vermissen.

Seit dem 18. Juni kann man den 350 Euro teuren HomePod auch in Deutschland kaufen. Wer den Apple-Lautsprecher aus den USA, dem Vereinigten Königreich oder Australien importiert hat, bekommt per Software-Update in der Home-App die neuen Funktionen – dazu später mehr.

Der HomePod misst gut 17 Zentimeter in der Höhe und 14 cm im Durchmesser. Mit 2,5 Kilogramm ist er für seine Größe unerwartet schwer. Je nach Wunsch ist der Apple-Lautsprecher in Weiß oder Space-Grau gehalten und von einem feinmaschigen, dicken Netzstoff überzogen.

Der HomePod misst gut 17 Zentimeter in der Höhe und 14 cm im Durchmesser. Mit 2,5 Kilogramm ist er für seine Größe unerwartet schwer.

(Bild: Holger Zelder / Mac & i)

Einen Ein- und Ausschalter besitzt der HomePod nicht, er bleibt immer eingeschaltet. Seine Leistungsaufnahme lag im Standby bei 1,6 Watt. Der Touchscreen auf der Oberseite zeigt bei Siri-Aktivität eine Wellenformgrafik an oder ein weißes Plus- und Minus-Symbol für die Lautstärke. Es handelt sich allerdings nicht um ein grafikfähiges Display: Unter dem Plastik leuchten lediglich ein paar LEDs die jeweiligen Bereiche aus. Drückt man den Touchscreen kurz, spielt der HomePod los – oder macht Pause.

Das 1,90 Meter lange, mit Textil ummantelte Netzkabel steckt fest im Gehäuse. Man kann es zwar mit sehr großem Kraftaufwand herausziehen, der Hersteller rät allerdings davon ab.

Die Unterseite des HomePod ist mit Silikon überzogen. Einige Nutzer beklagten kurz nach Verkaufsstart weiße Ringe auf geölten oder lasierten Holzmöbeln. Apple hat dies inzwischen bestätigt und weist darauf hin, dass bestimmte Oberflächenlasuren mit dem Silikon reagieren und aus dem Holz austreten können. Wir konnten das zwar nicht nachstellen; wer Sorge um seine Einrichtung hat, stellt den HomePod dennoch besser auf weniger empfindliches Mobiliar – oder einen Untersetzer.

Für die erste Einrichtung braucht man ein iOS-Gerät mit mindestens iOS 11.2.5: Das kann ein iPhone ab dem 5s, ein iPad der fünften oder ein iPod Touch der sechsten Generation sein. Mit dem Mac kann man den HomePod nicht konfigurieren.

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Hält man das iOS-Gerät mit aktiviertem Bluetooth neben den HomePod, erscheint einige Sekunden später ein 3D-Modell des Lautsprechers auf dem Display. Mit einem Tipp beginnt die Einrichtung. Hier legt man zum Beispiel den Namen des Raums fest, in dem der HomePod steht, oder fügt ihn in einem HomeKit-Szenario hinzu.

Einmal eingerichtet, kann man den Lautsprecher über Apples Home-App bedienen, um etwa die Suchhistorie zu löschen oder bestimmte Titel zu blockieren. Der HomePod lässt sich auch – ebenso wie ein Apple TV oder iPad mit Netzteil – als Zentrale für HomeKit einsetzen, um von unterwegs Lampen, Heizung oder Türsensoren zu steuern, indem man die passenden Siri-Kommandos ins iPhone spricht. Beim Ausprobieren konnten wir etwa Hue-Lampen von Philips per Sprache bedienen.

Aktiviert man die Option „Persönliche Anfragen“, kann der Lautsprecher Erinnerungen anlegen oder auch iMessages vorlesen und schreiben, wenn sich ein iOS-Gerät im selben Netzwerk befindet. Der HomePod hatte aber Zugriff auf iMessages: Mit „Lies mir die letzte Nachricht von Stephan vor!“ gab er etwa die letzte Nachricht eines Kollegen wieder. Siri unterscheidet dabei nicht zwischen Stimmen: Haben in einem Haushalt oder einem Büro mehrere Personen Zugriff auf den HomePod, kann jeder die letzten Einträge abrufen – datenschutzrechtlich eventuell heikel.

Für vertrauliche Notizen bietet der HomePod neuerdings eine Authentifizierung an. Aktiviert man diese, erhält der Apple-ID-Inhaber eine Benachrichtigung auf seinem iPhone, sobald man den HomePod nach der letzten Notiz fragt. Stimmt man zu, antwortet Siri auf dem iPhone, aber nicht auf dem Lautsprecher. iMessages behandelt der HomePod seltsamerweise nicht vertraulich. Wer verhindern will, dass die letzten Chats versehentlich vorgelesen werden, sollte daher die "Persönlichen Anfragen" deaktivieren.

Nachrichten, Erinnerungen und iMessages kann der HomePod vorlesen. Damit er keine vertraulichen Notizen wiedergibt, lässt sich eine Authentifizierung aktivieren.

Um einen Sprachbefehl abzusetzen, kann man entweder lange auf die Touch-Oberfläche drücken oder „Hey Siri“ sagen. Daten übermittelt der HomePod erst an Apples Server, wenn seine Mikrofone diese Aktivierungsphrase registriert haben (Hintergrundartikel über die Siri-Technik in Mac & i Heft 1/2018, S. 58). Spielt gerade ein Lied, fährt der HomePod die Lautstärke herunter, um den Benutzer besser verstehen zu können, und anschließend wieder hoch. Das klappt gut.

Um einen Sprachbefehl abzusetzen, kann man entweder lange auf die Touch-Oberfläche drücken oder „Hey Siri“ sagen. Der HomePod zeigt dann eine Wellengrafik auf der Oberseite an.

Die meisten Siri-Funktionen kennen Apple-Nutzer bereits, um Musik per Stimme zu steuern. Bei bestehendem Apple-Music-Abonnement soll der HomePod sukzessive dazulernen: Gefällt ein Titel, sagt man etwa „Ich mag dieses Lied“, sodass Siri später auf den Befehl „Spiele Musik, die ich mag“ passende Empfehlungen gibt. Wer sich den HomePod mit seiner Familie teilt, wird diese Funktion in der Home-App unter „Hörverlauf“ vielleicht abschalten wollen. Sonst folgt nach einem Kracher von Iron Maiden möglicherweise die nächste Hörspielfolge der Kinder. Spielt man Lieder direkt aus Apple Music ab, sagt Siri stets den Interpreten und Titel an.

Fragten wir nach dem Wetter, nannte der HomePod die aktuelle Witterung. Bei einigen Orten wie Hannover mussten wir das zugehörige Land dranhängen. Mit "Hey Siri, was gibt es Neues" spielt der HomePod tagesaktuelle Nachrichtenbeiträge aus ausgewählten Quellen ab, etwa von Deutschlandfunk, ZDF heute, Welt oder Tagesschau. Weitere Quellen kann man nicht hinzufügen.

Kalendereinträge kann die deutsche Siri immer noch nicht anlegen, im Gegensatz zu ihrem englischsprachigen Pendant. Mit Befehlen zum Vorlesen von E-Mails oder WhatsApp-Nachrichten konnte der Lautsprecher nichts anfangen. Insgesamt schien der HomePod weniger Befehle zu verstehen als andere iOS-Geräte, mit Amazons Alexa oder dem Google-Assistenten kann sich Siri auf dem Apple-Lautsprecher nicht messen.

Musik bezieht der HomePod wahlweise über den Streaming-Dienst Apple Music, aus der iCloud-Musikmediathek oder per AirPlay aus iTunes-Mediatheken vom iPhone, iPad respektive Mac, wenn sich die Geräte im selben WLAN befinden. Als Internetradio ist der Sender Beats-1 an Bord. Bei iTunes gelistete Podcasts kann der Lautsprecher direkt abspielen.

Über AirPlay gibt es eine minimale, aber merkliche Verzögerung: Startet oder pausiert man einen Titel an iPhone oder Mac, dauert es einen kleinen Augenblick, bis der HomePod reagiert.

Andere Streaming-Anbieter wie Spotify oder Deezer unterstützt der HomePod nicht direkt übers Internet und Siri, sondern nur, wenn man in der zugehörigen App AirPlay auswählen kann. Auf dem HomePod selbst lassen sich keine Apps installieren. Audioanschlüsse gibt es ebenso wenig wie Bluetooth-Streaming.

Neu ist Apples überarbeiteter Übertragungsstandard AirPlay 2: Damit können iPhone- und iPad-Nutzer Musik erstmals von ihren Geräten drahtlos auf mehrere Lautsprecher gleichzeitig streamen, sofern sie iOS 11.4 installiert haben. Im Test spielten zwei HomePods in verschiedenen Räumen die Musik synchron und ohne Aussetzer ab.

Der HomePod unterstützt als erster Lautsprecher AirPlay 2. Damit kann man von einem iOS-Gerät oder Mac auf mehrere Boxen streamen.

Einige Hersteller wie B&O, Libratone oder Sonos haben AirPlay-2-Updates für ihre Boxen angekündigt; deren Lautsprecher sollten sich dann später auch mit dem HomePod koppeln lassen.

Im HomePod-Gehäuse stecken sieben kreisförmig angeordnete Hochtöner, die in alle Richtungen abstrahlen. Hinzu kommt ein nach oben gerichteter Tieftöner unter dem Touch-Panel.

Mit Hilfe einer Technik, die Apple „Beamforming“ nennt, weist der HomePod den sieben Hochtönern bestimmte Tonlagen dynamisch zu und richtet ihr Frequenzband in einer Art Strahl aus. Dadurch entsteht der Eindruck, als würden die vorderen Lautsprecher nur Stimmen und Gitarren abspielen, die zu den Wänden gerichteten hingegen Ambientemusik. So klingt der kompakte Siri-Lautsprecher nicht so schmal, wie man es von einem einzelnen Gerät erwarten würde, auch wenn er mit dem Stereo-Panorama von zwei Boxen freilich nicht mithalten kann.

Das Innenleben des HomePod

Über sechs Mikrofone nimmt der HomePod nicht nur Siri-Kommandos entgegen, sondern empfängt auch Tonreflektionen von den Wänden, um seine Position im Raum zu bestimmen und den Klang anzupassen. Ein weiteres Mikrofon dient der Korrektur von Bassfrequenzen.

Das können zwar auch andere hochwertige Lautsprecher; allerdings muss der Nutzer bei ihnen meist ein externes Messmikrofon zur Hilfe nehmen und es im Raum platzieren, sobald er die Boxen umstellt. Bei der TruePlay genannten Pegelmessung von Sonos etwa, die sich einer App und des iPhone-Mikrofons bedient, muss der Anwender durch den Raum gehen, während die Boxen pulsierende Geräusche von sich geben. Beim HomePod braucht sich der Nutzer um nichts zu kümmern: Die Anpassung erledigt ein eingebauter A8-Chip automatisch während der Musikwiedergabe. Das Ergebnis kann mit dem von Raumkorrekturen professioneller AV-Receiver nicht ganz mithalten, sich aber durchaus hören lassen.

Der Frequenzverlauf wird an die Lautstärke angeglichen: Je leiser der HomePod aufspielt, umso stärker betont er Bass und Höhen, sodass sein Sound immer möglichst fett klingt – Beats lässt grüßen. In einer Altbauwohnung mit Holzdecken mussten wir die Lautstärke nachts stark drosseln, um die Nachbarn nicht um den Schlaf zu bringen: Für die kompakte Größe beeindruckend.

Mit Hilfe einer Technik, die Apple „Beamforming“ nennt, weist der HomePod den sieben Hochtönern bestimmte Tonlagen dynamisch zu und richtet ihr Frequenzband in einer Art Strahl aus.

Die starke Bassbetonung fällt auch an anderer Stelle auf: Regale und Tische, auf denen der HomePod thronte, vibrierten bei der Musikwiedergabe merklich. Die Steuerelektronik verhindert aber unangenehmes Dröhnen. Per Hand konnten wir die Klangcharakteristik übrigens nicht anpassen; auch nicht, wenn der HomePod Musik über AirPlay abspielte und wir Einstellungen im Equalizer veränderten.

Da sich Hörgewohnheiten und Musikgeschmäcker unterscheiden, haben wir den HomePod von verschiedenen Kollegen in der Redaktion mit unterschiedlichen Musikgenres probehören lassen und ihre subjektiven Eindrücke zusammengefasst. Außerdem wollten wir wissen, wie der HomePod im Vergleich mit anderen Lautsprechern klingt. Exemplarisch zogen wir dazu den Sonos One (230 Euro) hinzu.

Wir empfanden den HomePod-Klang als gut, wenn auch etwas zu tiefenlastig. Bei Genres wie Pop und Hip-Hop vernahmen wir kräftige, kontrollierte Bässe. Akustische Gitarren klangen sehr voluminös. Bei Jazz und Klassik bemerkten wir allzu vorlaute Kontrabässe, auch Konzertflügel dröhnten an einigen Stellen ungewohnt. Gesangstimmen verloren gegenüber neutralen Lautsprechern an Präsenz. Die Höhen wirkten leicht überbetont, ohne jedoch unangenehm spitz zu wirken. Seine Stärken zeigte er vor allem bei Elektronischer Tanzmusik, Pop und Hip-Hop.

Der gut klingende Sonos One kam bei den tiefen Frequenzen nicht gegen den HomePod an. Das, was ihm bei den Bässen fehlt, kompensiert er über die Mitten. Bei Genres wie Jazz oder Klassik tönte er aber weniger aufdringlich als der HomePod.

Wer zwei HomePods besitzt, kann diese nun auch zu einem Stereopaar gruppieren. Über die im iPhone vorinstallierte Home-App wählt man dazu einen HomePod aus, tippt auf "Stereopaar erstellen" und dann auf das zweite Gerät. Nun übernimmt der erste Lautsprecher den linken, der andere den rechten Kanal.

Zwei HomePods lassen sich nun zu einem Stereopaar gruppieren – anfangs fehlte diese Funktion.

Zum Test haben wir uns bei den Kollegen von Apfeltalk einen zweiten Lautsprecher geliehen. Im Stereoverbund hören sich Apples Boxen deutlich räumlicher und fetter an als solo. Allerdings bleibt die starke Bassbetonung zulasten der Mitten.

Auch der Sonos One lässt sich mit einem weiteren Sonos-Lautsprecher zu einem Stereoverbund koppeln, ein zweites Testgerät stand uns davon allerdings nicht zur Verfügung. Auf sich allein gestellt klang er etwas schmaler als ein einzelner HomePod.

Apple hat den HomePod zum Deutschlandstart mit AirPlay 2 und dem Stereoverbund zwar deutlich aufgewertet, allerdings einige Baustellen offen gelassen. So wirkt Siri auf dem HomePod trotz deutscher Lokalisation immer noch halbherzig umgesetzt und die Beschränkung auf den hauseigenen Streaming-Dienst unzeitgemäß. Wer schon ein hochwertiges Multiroomsystem oder gute, neutrale Boxen für die Musikwiedergabe besitzt, wird sie kaum durch mehrere HomePods ersetzen.

Wenn der HomePod nicht nur Fans mit Apple-Music-Abo anziehen soll, muss Apple sich für andere Dienste öffnen und bei Siri nachbessern. Sonst droht dem Lautsprecher ein leiser Abgang. (hze)