”Humankind” angespielt: Es war einmal der Mensch​

Entwicklerstudio Amplitude verzückt mit ”Humankind” 4X-Fans mit zugänglicher wie komplexer Rundenstrategie und sägt am Thron von Platzhirsch ”Civilization”.

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(Bild: Amplitude Studios)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Müller

Mit ”Humankind” von den Amplitude Studios kommt der vermeintlich größte Konkurrent von ”Civilization” auf die heimischen Rechner. Die Franzosen haben schon mit den beiden ”Endless Space”-Spielen bewiesen, dass sie ihr Handwerk verstehen.

Eben noch als Nomade unterwegs und jetzt schon stolzer Stadtbewohner – in ”Humankind” vergeht die Zeit mit einem Wimpernschlag. Wir beginnen als expansionswütige Assyrer, werden zu cleveren Babyloniern und versuchen dann als Teutonen die Welt zu unterjochen. In dieser Schnelldurchlauf-Weltgeschichte ist alles möglich. Unser Ziel: sogenannte Ära-Sterne zu ergattern, die wir für unsere Errungenschaften in Politik und Wirtschaft bekommen. Wir jagen durch die Kulturen und wissenschaftlichen Entwicklungen, entdecken neue Rohstoffe, belagern andere Städte und werden hoffentlich am Ende eine Rakete zum Mars schicken. Vorausgesetzt, wir haben unsere Erde bis dahin nicht völlig ausgebeutet.

Trotz dieser Änderungen hat sich das französische Entwicklerstudio viel vom großen Firaxis-Vorbild abgeguckt. Der Spruch ”Noch eine Runde” gilt auch hier: Wir ziehen mit Scouts rundenweise über die Weltkarte und suchen einen Platz zum Überleben. Kleine Außenposten werden zu großen Städten, die wir später zu Metropolregionen ausbauen können. Während die Truppenbewegung am besten automatisiert wird, erfordert das Mikromanagement unserer Wirtschaft und unseres Fortschritts unsere ganze Aufmerksamkeit. Im Gegensatz zu Amplitudes Vorgänger ”Endless Space 2” sind die Menüs deutlich aufgeräumter und überfallen uns nicht mit nützlichen, aber unübersichtlichen Statistiken.

"Humankind" angespielt (5 Bilder)

Bitte noch ein Runde – ”Humankind” von den Amplitude Studios ist ein Hit für 4X-Fans. (Bild: heise online)

Neben Handel, diplomatischen Beziehungen oder dem genreüblichen Forschungsbaum legen wir auch grundsätzliche Staatsphilosophien und Religionen fest. Es ist nämlich meist den Spielern überlassen, ob sie lieber einen Alleinherrscherkult pflegen wollen, oder eine plurale, diverse Gesellschaft erschaffen, in der auch Frauenrechte gestärkt werden. Zahlreiche Events fordern Entscheidungen: Wissenschaften mit den Nachbarstaaten teilen, Expeditionen finanzieren oder Sklavenhaltung erlauben. Amplitude bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, unsere Kultur zu gestalten. So ist es möglich, mit jeder neuen Epoche die Kulturen und Völker zu wechseln. Das mag historisch gesehen nicht unbedingt akkurat sein, aber es sorgt für Abwechslung.

Gekämpft werden darf natürlich auch. Dies wird nach Wunsch entweder vollkommen automatisch ausgeführt oder taktisch feinjustiert. Bei manueller Kontrolle können wir unsere Truppen platzieren, indem wir das Gelände nutzen. Theoretisch wirkt das spannend, mit anderen taktischen Rundenkämpfen kann das System von "Humankind" aber nicht mithalten. Dazu sind die Interaktionsmöglichkeiten einfach zu gering – ein Grund, warum wir fast jedes Gefecht automatisch ausgeführt haben. Ohnehin gibt es mit der Verwaltung eines großen Reiches genug zu tun.

Trotzdem lauert die Gefahr an allen Grenzen. Im Singleplayer-Modus können bis zu zehn Völker gegeneinander antreten. Es gibt zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten von der Größe der Karte über das Aggressionspotenzial der Gegner bis hin zu sieben unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Ob der Multiplayer-Modus funktioniert, konnten wir vor dem Release nicht zuverlässig testen. Entgegen ursprünglicher Planungen wird das Spiel keinen Denuvo-Kopierschutz unterstützen.

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Amplitude beweist sich als Meister des unverwüstlichen 4X-Spielprinzips, das auch die "Civilization"-Spiele auszeichnet. Da stört es wenig, dass das Entwicklerstudio kaum Bahnbrechendes zeigt – der Mix aus zugänglichem Einstieg und komplexer Spieltiefe funktioniert in unseren Anspielstunden fabelhaft. Da müssen wir schon mit der Lupe nach kleinen Fehlern, wie den wenig prickelnden Kämpfen, suchen. Das ist aber nicht so schwerwiegend, wie es auf den ersten Blick klingen mag – in ”Humankind” gibt es genug andere Möglichkeiten, die Welt zu erobern. 4X-Fans sollten sich den Releasetermin von ”Humankind” ganz dick im Kalender anstreichen. Für sie gibt es im Moment keinen besseren Ersatz zu Genre-Krösus ”Civilization”.

”Humankind” erscheint am 17. August für Windows, macOS und Google Stadia. Es kostet ca. 60 €. USK ab 12. Für unser Angespielt haben wir die Windows-Version gespielt.

(dahe)