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Immer-dabei-Kamera im Test: Canon EOS 2000D vs. Sony RX100 VI und Panasonic LX100 II 87 Kommentare

Sophia Zimmermann

Lieber eine edle Kompakte oder doch die Günstig-DSLR? Unsere Kaufberatung samt Test zeigt Stärken und Schwächen auf - von Sonys RX100 VI bis hin zu Canons 2000D.

Genügt eine Kompaktkamera oder muss eine Systemkamera her? Wer nur auf der Suche nach einer kleinen Immer-dabei-, Zweit- oder Gelegenheitskamera ist, kann diese Frage nicht so leicht beantworten. Die Grenzen zwischen den Geräteklassen verschwimmen. Das liegt daran, dass sich die Kameras auf ihrer Flucht vor den Smartphones nach oben retten, wie die aktuellen Tests von Kompakt- und Systemkameras in der Ausgabe 6/18 der c't Fotografie [1] zeigen. Im Folgenden schauen wir genauer auf die Einsteiger-DSLR Canon EOS 2000D und lassen Sie gegen die gehobenen Kompaktkameras Panasonic LX100 II und Sony RX100 VI antreten.

Dass Welten zwischen den Geräten liegen, zeigt schon der Preis: Während die DSLR mit Objektiv unter 400 Euro aufruft, liegen die edlen Kompakten bei 1000 Euro und mehr. Diesen saftigen Preis rechtfertigen sie unter anderem mit ihrem großen Sensor.

Sonys RX100 VI arbeitet mit dem sogenannten Typ-1-Zoll-Chip mit 13,2 × 8,8 Millimetern und einer Auflösung von 20 Megapixeln. Das Besondere beim Sony-Chip: Er ist "stacked" – gestapelt aufgebaut. Wie bei einem BSI-Sensor (Backside illumination) sitzen die Fotodioden über der Metallverdrahtung des Chips direkt unter dem Farbfilter. Somit fällt das Licht vom Objektiv ungehinderter ein. Der Sensor ist außerdem um eine weitere Ebene in Form eines DRAMs ergänzt, was für eine schnellere Datenverarbeitung sorgen soll. Bei der sechsten Generation der Serie hat sich der Hersteller vor allem das Objektiv vorgenommen. Es zoomt von kleinbildäquivalenten 24 bis 200 Millimetern – Zoomfaktor acht. Die Vorgängerversionen schafften es hier maximal auf Faktor 3,6.

Dieser hohe Brennweitenspielraum ist bei den Edelkompakten eher ungewöhnlich. Die meisten Modelle kommen nicht über einen Zoomfaktor von vier heraus. Eine weitere Ausnahme ist Canons PowerShot G3 X, die sogar ein 25-fach-Zoom an Bord hat. Mit etwa 750 Euro ist sie obendrein deutlich günstiger als die Sony-Konkurrenz. Einen Spezialfall bilden außerdem die sogenannten Bridgekameras, die in einem Spiegelreflexgehäuse mit festverbautem Objektiv sitzen. Panasonics FZ2000 gehört zu diesen Geräten ebenso wie die Sony RX10 IV.

Panasonic bietet im Segment der Edelkompakten außerdem eine echte Exotin an. Die LX100 II arbeitet mit einem größeren Four-Thirds-Chip mit 17,3 × 13 Millimetern, wie er in den spiegellosen Systemkameras der Micro-Four-Thirds-Familie (MFT) des Herstellers steckt. Sie nutzt für Fotos nicht die gesamte Fläche aus, sondern bietet lediglich eine Auflösung von 17 Megapixeln. Als weitere Besonderheit beherrscht die LX100 II 4K-Fotoserien. Damit holen Fotografen einzelne Standbilder aus einer Videosequenz direkt aus der Kamera als JPEGs heraus. Die Einzelaufnahmen haben jeweils eine Auflösung von acht Megapixeln. Mit nur einem Knopfdruck erstellen Fotografen so beispielsweise Fokusserien oder halten schnelle Bewegungsabläufe fest.

Panasonic LX100 II in Bildern (0 Bilder) [2]

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Solche Eigenheiten suchen Fotografen bei Einsteiger-Spiegelreflexkameras wie der EOS 2000D vergebens. Für die Hersteller ist sie eine Brot-und-Butter-Kamera mit einfacher Ausstattung. Bewegliche Displays suchen Fotografen hier ebenso vergebens wie Touchfunktionen oder schnelle Serienbildraten

Test: Kompakt oder mit System? Die richtige Immer-dabei-Kamera finden

Canon EOS 2000D im klassischen, kleineren DSLR-Gehäuse

Die Canon [4] EOS 2000D sitzt in einem kleineren DSLR-Gehäuse, das dank eines ausgeprägten Griffwulsts gut und sicher in der Hand liegt. Gerne fasst man sie aber nicht an, der Plastikbody wirkt günstig. Extras wie einen klappbaren Monitor suchen Fotografen hier ebenso vergebens wie Touch-Funktionen. Dafür ist die Steuerung der DSLR äußerst simpel. Ein Menüwahlrad führt zu den wichtigsten Belichtungsmodi sowie zu den gängigsten Szenenmodi – aussagekräftige Piktogramme weisen zuverlässig den Weg. Die Tasten fallen wie die Beschriftung darauf angenehm groß aus und auch das Software-Menü wirkt aufgeräumt und selbsterklärend.

Die flacheren Ziegelsteingehäuse der Kompakten liegen weniger sicher in Hand – wenn sie sich auch besser anfühlen. Sonys winzige, extrem glatte RX100 VI mutiert mitunter zum flutschigen Fisch, der ständig aus den Händen zu gleiten droht. Immerhin passt sie in die Hosentasche. Die kleinere Bauart bedingt außerdem kleinere Tasten. Und bei dem riesigen Funktionsumfang wirkt das zierliche Gehäuse überfüllt.

Panasonics LX100 II schickt sich an, ihren Fotografen ein besonders professionelles Handling zu ermöglichen. Blende, Belichtungskorrektur und Belichtungszeit haben eigene Räder bekommen. Fokusmodus und Seitenverhältnis regeln Fotografen über Schieberegler am Objektiv und ganze zehn Funktionstasten lassen sich nach eigenen Vorlieben mit den verschiedensten Einstellungen betrauen. Wenn es um viele Direktzugriffe über das Gehäuse geht, hängt die LX100 II die anderen Testkameras ab. Dass sie auch eine Vollautomatik bietet, geht unter. Das zugehörige Knöpfchen verschwindet zwischen den Einstellrädchen.

Test: Kompakt oder mit System? Die richtige Immer-dabei-Kamera finden

Panasonic LX100 II mit vielen Direktzugriffen über Schieberegler, Einstellrädchen und Funktionstasten.

Ihren sehr flott reagierenden Touchscreen bindet die Panasonic-Kamera intensiv ins Handling ein. Fünf der zehn Funktionstasten finden sich so beispielsweise als Softbuttons direkt auf dem Monitor, der damit zur Wuselwiese wird. Keine Frage: Die LX100 II richtet sich an Fotografen, die vor dem Start gerne stundenlang ihre Kamera auf ihre eigenen Bedürfnisse abstimmen.

Die werden dazu den Sucher der Four-Thirds-Kompakten schätzen. Mit einer Auflösung 2,76 Millionen Pixeln steht er hochwertigen spiegellosen Systemkameras in nichts nach. Er zeigt zwar ein eher kleines, dafür aber angenehm helles und scharfes LiveView-Bild. Mit Helligkeitswechseln hat er weniger Probleme, allerdings haben wir den typischen Rolling-Shutter-Effekt bei schnellen Schwenks beobachtet. Das Bild verzerrt zudem etwas. Das kann das Fotografie-Vergnügen etwas trüben. Doch im Vergleich Sony darf sich Panasonic hier dennoch auf die Schultern klopfen. Die RX100 VI bietet nur einen winzigen Pop-up-Sucher, der eher als Notbehelf denn als echtes Werkzeug durchgeht. Von einer Kamera, die über 1200 Euro kostet, erwarten wir mehr.

Test: Kompakt oder mit System? Die richtige Immer-dabei-Kamera finden

Sony RX100 VI im Mini-Ziegelstein-Design mit winzigem Pop-up-Sucher

Mit kleinen Displays müssen sich 2000D-Fotografen nicht herumärgern, denn sie blicken durch einen optischen Sucher. Dafür plagen sie andere Sorgen, wenn sie einmal über das rückseitige Display fotografieren wollen. Die DSLR kann dann nicht mehr auf ihren schnellen Phasenautofokus zurückgreifen, sondern nur noch auf den sensorbasierten Kontrastautofokus. Damit steigt die Auslöseverzögerung mit Autofokus von 0,39 Sekunden (Kit-Objektiv)auf deutlich mehr als eine Sekunde. Flinke Motive haben sich dann längst vom Acker gemacht.

Die schnellste Kamera im Test ist Sonys RX100 VI mit einer Auslöseverzögerung mit Autofokus von rasanten 0,19 Sekunden.

Mit unserem Test tragen wir nicht nur einen Wettstreit der Kameraklassen aus, sondern einen Kampf der Sensorgrößen. Die DSLR EOS 2000D arbeitet mit einem APS-C-Sensor, Panasonic verbaut in der LX100 II einen Four-Thirds-Sensor, Sonys RX100 VI setzt auf den für hochwertige Kompakte typischen Typ-1-Zoll-Sensor.

In unseren Laborergebnissen spiegeln sich die unterschiedlichen Formate zunächst nicht wider. Im Gegenteil: Grundsätzlich liegen alle Testkandidaten gleichauf. Die Messwerte deuten sogar darauf hin, dass die klassische Spiegelreflexkamera ihren Konkurrenten unterlegen ist und sich als überholter Dinosaurier entpuppt. So startet sie wie die Panasonic LX100 II mit einem Visual Noise (VN) von 0,9. Bei ISO 1600 steigt sie bereits über einen VN von 2, während die Kompakten teils deutlich darunter bleiben. Ab ISO 3200 fällt sie dann hoffnungslos zurück.

Kompakt oder mit System: ISO-Vergleich an der c't Testszene (4 Bilder) [5]

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c't Testszene im Überblick

Es stimmt, die EOS 2000D leidet unter einer gar furchtbaren Standard-JPEG-Ausgabe, die schwammige, flache Bilder schon bei vergleichsweise niedrigen Empfindlichkeiten wie ISO 800 produziert. Wären die JPEGs ein Mensch, dann hätten sie einen laschen, schweißfeuchten Händedruck. Zumindest versucht sie aber nicht, mehr zu sein, als sie ist. Gleiches gilt für die Panasonic LX100 II, die sich bei höheren Empfindlichkeiten ebenfalls für einen eher weichen Bildlook entscheidet. Die JPEGs der Sony RX100 VI wirken bei ISO 800 dagegen knackiger, fallen allerdings durch unnatürlich nachgeschärfte Kanten und Details auf.

Die Raw-Daten geben eine Menge mehr her, als die Standard-JPEG-Ausgabe vermuten lässt. Besonders extrem zeigt sich dies bei der EOS 2000D. Das ISO-800-Raw beherbergt deutlich mehr Strukturen und die feine Körnung stört praktisch kaum. Und dann braucht sie auch den Vergleich zur Sony RX100 VI nicht mehr fürchten. Dass sie die kleine Kompakte mit ihrem größeren Sensor übertrumpfen kann, darf sie aber selbst bei ISO 3200 nicht behaupten. Insofern lautet unser Zwischenfazit: Machen Sie sich bei der Wahl Ihrer Kamera nicht zuerst Sorgen um die Sensorgröße.

Das vielleicht wichtigste Kriterium bei der Kamerawahl ist das Objektiv -- es entscheidet, wie frei sich ein Fotograf in verschiedenen Sujets bewegen kann. Die DSLR liegt hier natürlich vorn, denn sie ist in eine riesige Objektivfamilie eingebettet und passt sich mit der richtigen Optik den verschiedenen fotografischen Disziplinen an. Für Fotografen, die sich stetig weiterentwickeln wollen, ist das perfekt. Doch so entstehen weitere Kosten, die Sie realistisch einschätzen sollten. Ein hochwertiges Objektiv ist häufig teurer als eine gute Kamera.

Zunächst kommt die 2000D mit ihrem Kit-Objektiv nach Hause. Es deckt einen universellen Brennweitenbereich von etwa 28 bis 85 Millimetern (kleinbildäquivalent) ab und ist dabei mit f/3.5 bis f/5.6 nur mäßig lichtstark. In unserem Test schlägt es sich ordentlich, doch es kämpft mit Schwächen: In den Randbereichen zeichnet es eher weich und präsentiert dazu noch fette Farbsäume. Der Bildlook ist insgesamt weniger plastisch. Wer das Potenzial dieser Kamera ausreizen will, muss langfristig in hochwertige Optiken investieren.

Beispielbilder: Canon EOS 2000D vs. Panasonic LX100 II vs. Sony RX100 VI (11 Bilder) [7]

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Canon EOS 2000D mit 18-55mm-Kit-Objektiv bei 18 mm, f/5.6, 2 s, ISO 100

Die Kompakten kommen dagegen mit festintegrierten Objektiven: Panasonics LX100 II bietet einen ähnlichen Brennweitenspielraum wie das Kits Sonys RX100 VI zoomt von kleinbildäquivalenten 24 Millimetern auf bis zu 200 Millimeter. Dabei sind die Objektive durchweg lichtstärker.

Die Musterschülerin ist hier Panasonics LX100 II, die am kurzen Ende auf eine Offenblende von f/1.7 und am langen Ende auf f/2.8 kommt. Tatsächlich ist der Offenblendenlook eher weich, abgeblendet auf f/2.8 zeigt das Objektiv in Weitwinkelstellung aber einen präzisen, plastischen Look. Randbereiche schwächeln aber auch hier in Sachen Kontrast. Dazu bleibt der Telebereich insgesamt weicher.

Das Sony-Objektiv zeigt bereits bei Offenblende zentral eine knackige Schärfe und kämpft im Randbereich mit einem weicheren Look und Farbsäumen. Erstaunlich gut und gleichmäßig ist seine Leistung am langen Ende von 200 Millimetern, was zu plastischen und klaren Bildergebnissen führt. Das ist selten bei so langen Brennweiten – gerade im Kompaktkamerabereich.

Wer seine Canon EOS 2000D um diese Brennweite nachrüsten möchte, könnte beispielsweise in das etwas längere EF-S 18-200mm 1:3.5-5.6 IS investieren, das es für knapp 400 Euro gibt. Im Telebereich muss es sich allerdings mit seinem weichen, unpräzisen Look ebenfalls dem Sony-Zoom geschlagen geben.

Mehr zum Thema: Wer zoomt besser: Travelzoom vs. Billig-DSLR [9]

Test: Kompakt oder mit System? Die richtige Immer-dabei-Kamera finden

Sind edle Kompakte besser als Einsteiger-DSLR? Unsere Eingangsfrage lässt sich nicht so einfach beantworten. Ja, edle Kompakte überzeugen mit einer hochwertigeren Haptik, einer umfangreicheren Konfigurierbarkeit und vielen technischen Extras. Ja, ihre Bildqualität ist längst auf dem Niveau einer Systemkamera angekommen. Und ja, die fest verbauten Objektive müssen sich nicht hinter Kit-Objektiven verstecken – im Gegenteil: Teils bieten sie mehr Brennweite, mehr Lichtstärke und damit mehr Gestaltungsspielraum.

Doch nein, eine Alternative für jedermann sind sie nicht. Dafür sind sie schlichtweg zu teuer. Alle, die nur eine einfach gute Immer-dabei-Kamera suchen, greifen heute fast besser zur Einsteiger-Systemkamera mit oder ohne Spiegel. Sie gibt es für unter 500 Euro. Die Gehäuse sind noch kompakt, der Funktionsumfang ist überschau- und beherrschbar und die Bildqualität ist mehr als solide. Sparen mit Systemkamera – eine echte Trendwende. Sollte die dann doch mehr in der Ecke schlummern, als fotografieren, haben Sie wenigstens nicht so viel Geld in den Sand gesetzt.

Die edlen Kompakten rufen dagegen heftige Preise auf. Panasonics LX100 II gehört mit knapp 950 Euro zu den günstigeren Vertretern ihrer Kaste. Für Sonys RX100 VI legen Interessierte schon über 1200 Euro auf den Ladentisch. Diese Kameras sind für Gelegenheitsfotografen oder Einsteiger überdimensioniert. Sie richten sich an erfahrene Fotografen, die gezielt eine Zweitkamera oder eine DSLR-Alternative für bestimmte Anwendungen suchen. Die RX100 VI ist beispielsweise eine potente Reisebegleiterin, mit der man Gepäck spart. Die LX100 II spricht mit ihrem analogen Handling Fotografen an, die ein individuelles Werkzeug suchen. (ssi [10])


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[8] https://www.heise.de/bilderstrecke/bilderstrecke_4235476.html?back=4229882
[9] https://www.heise.de/tests/Wer-zoomt-besser-Travelzoom-vs-Billig-DSLR-3867822.html
[10] mailto:ssi@heise.de