"Nebuchadnezzar" angespielt: Altmodischer Städtebau für Tüftler

Nepos Games dreht mit der Städtesimulation "Nebuchadnezzar" das Rad der Zeit um einige Jahre zurück. Das ist sehr old-school, aber gut.

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(Bild: Nepos Games)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

Freunde wuseliger Städtesimulationen sollten tief Luft holen, denn "Nebuchadnezzar" von Nepos Games kümmert sich wenig um die Ansprüche eines Massenpublikums. Im Geiste solcher Klassiker wie "Pharao" entwickelt das kleine Studio eine Städtesimulation für Tüftler, die sich eher auf komplexe Spielmechaniken konzentrieren wollen als auf hübsche visuelle Effekte.

So eine Stadt im Alten Orient zu bewirtschaften, ist ganz schön harte Arbeit: Häuser bauen, Farmen errichten und die Nahrung gleichmäßig verteilen. Und bloß nicht vergessen, jedes Haus mit einer Straße anzubinden. Anfangs ist das noch überschaubar, aber wenn Warenhäuser überquellen, der Handel mit anderen Städten angekurbelt wird und ein stolzes Monument das Volk verzaubern soll, rauchen die Köpfe der Städtebauer.

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"Nebuchadnezzar" ist kein Spiel der einfachen Wege. Wo ein "Anno" die Spieler bei der Hand nimmt, Wirtschaftsabläufe clever vereinfacht und sie mit schicken Effekten verwöhnt, ist dieser Indie-Städtebau spröde und sperrig. Es ist ein kleinteiliges Spiel, in dem jedes Detail zählt. Dass die visuelle Umsetzung irgendwo in den 90er Jahren hängen geblieben ist, macht die Zugänglichkeit für diese anspruchsvolle Städtesimulation nicht besser.

Die Zielgruppe sind Simulationsprofis, die sich von solchen Details nicht abschrecken lassen. Schon das Tutorial verzichtet auf ausführliche Erklärungen und zeigt nur die grundsätzlichen Spielfunktionen. Der Rest ist in Menüs vergraben. Gerade Anfänger werden dadurch abgeschreckt. Auch die Missionen der Kampagne bieten in unseren Anspielstunden wenig Spielanreiz, weil man immer nur bestimmte Bauziele erreichen muss. Daneben gehen ein paar clevere Komfortfunktionen, wie das Bauen über ein kleines Kontextmenü, nahezu unter.

Oft lässt einen das Spiel ratlos zurück: Warum fehlen Arbeiter? Wieso versinkt das eine Stadtviertel in Armut, während das andere wächst und gedeiht? Erst wenn die Spieler jedes Detail untersucht haben, folgt die logische Erklärung: Manchmal fehlt eine Straße, ein Händler wurde in die falsche Richtung geschickt oder die Jahreszeit macht die Ernte unmöglich. Glücklicherweise lassen die Entwickler den Spielern für die Tüftelei genug Zeit. In unseren Anspielstunden stand unsere Stadt nie vor den totalen Kollaps und konnte mit ein paar Änderungen gerettet werden. Das kann sich in späteren Runden aber noch ändern. Ein Mehrspieler-Part fehlt. Linux-Fans dürfen sich auf eine Unterstützung ihrer Plattform freuen.

"Nebuchadnezzar" angespielt (5 Bilder)

Komplex und spröde, aber gut. Simulationsfans sollten sich bei "Nebuchadnezzar" von der schnöden Hülle nicht abschrecken lassen. (Bild: heise online
)

"Nebuchadnezzar" ist ein Nischenspiel für Städtebauer, denen Spiele wie "Sim City" oder "Anno" zu pompös sind. Abseits solcher moderner Computerspielerwartungen hat Nepos Games eine komplexe Städte- und Wirtschaftssimulation entwickelt, die wenig für das Auge bietet, aber durch anspruchsvolle Spielmechaniken überzeugt. In der Tüftelei, dem kleinteiligen Untersuchen und Verbessern der Wirtschaftsabläufe, liegt die große Stärke und der Reiz von "Nebuchadnezzar". Wer mehr Schnicknack will, ist vollkommen fehl am Platz. Dennoch hätte man sich etwas mehr Zugänglichkeit und eine etwas attraktivere Fassade gewünscht, denn so bieten die unspektakulären Bauwerke nur eine kleine Belohnung für die lange Planung. "Nebuchadnezzar" ist eben ein Spiel für Tüftler der ganz alten Schule.

Heise online spielt "Nebuchadnezzar" zusammen mit "Dyson Sphere Program" am 5.2. um 18 Uhr live. Den Stream können Sie hier ansehen.

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"Nebuchadnezzar" erscheint am 17. Februar für Windows und Linux. Der finale Preis ist noch nicht bekannt. USK nicht geprüft. Für unser Angespielt haben wir ein paar Stunden die Windows-Version gespielt.

(dahe)