"Nier Replicant" angespielt: Zeitlos guter Genremix

Das Action-Rollenspiel "Nier Replicant" macht auch als Neuauflage eine gute Figur – irgendwo zwischen Remake und Remaster. ​

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(Bild: heise online)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

Über 10 Jahre hat das Original auf dem Buckel. "Nier Replicant" ist weder nur ein Remaster noch ein vollwertiges Remake von "Nier", doch zeigt sich das Spielprinzip auch heute noch frisch und originell. Für die Neuauflage hat Square Enix Soundtrack und Dialoge neu aufgenommen und dem Spiel ein paar Zusatzinhalte gegönnt.

Die Geschichte spielt über 1000 Jahre in der Zukunft: Schattendämonen streifen durch das Land und drängen die wenigen überlebenden Menschen in kleine Städte und Dörfer zurück. Der namenlose Held ist währenddessen auf der Suche nach einem Heilmittel für seine kranke Schwester Yonah, die von einer tödlichen Krankheit befallen ist.

Auf den ersten Blick scheint diese Geschichte nur eine weitere japanische Heldensaga zu sein, aber sie bleibt von Anfang an rätselhaft. Das beginnt schon im Prolog und präsentiert nach rund zehn Stunden als Storywendung, mit der andere Spiele schon zum großen Finale ausholen würden. All das ist geprägt von einer tiefen Melancholie, die sich durch alle Nebenhandlungen zieht.

"Nier Replicant" angespielt (5 Bilder)

"Nier Replicant" spielt sich dank originellem Genremix spannend und abwechslungsreich. (Bild: heise online)

Das Spiel selbst kümmert sich wenig um Konventionen. Im Kern ist es ein Actionrollenspiel im Stil von "Zelda: Breath of the Wild", in dem der Held aus der Schulterperspektive seine Welt erkundet, Aufgaben löst und langsam in Erfahrungsstufen aufsteigt. "Nier" durchbricht aber oft diese Erwartungen: mal hüpft der Abenteurer wie in einem Jump'n' Run durch die Gegend, erledigt die Monster wie in "Diablo" aus der isometrischen Vogelperspektive oder verschiebt Kisten wie im Knobel-Hit "Sokoban". Einmal löst er die Aufgabe auch wie in einem Text-Adventure aus den Zeiten von "Zork". Durch diesen abwechslungsreichen Genremix fällt das ständige Backtracking nicht so sehr ins Gewicht.

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Die echten Höhepunkte sind aber die abwechslungsreichen Endkämpfe. Riesige glibberige Skorpione und Tentakelmonster schlagen nach dem Helden und greifen mit Energiekugeln wie in einem "Bullet Hell"-Shooter an. Jedes dieser Monster benötigt andere Taktiken: Manchmal reichen ein paar Nahkampfattacken, oft sind aber mächtige Magieangriffe wie eine riesige Faust oder Speere, die aus dem Boden sprießen das Erfolgsrezept. Später unterstützen den Helden noch ein paar Gefährten und Gefährtinnen, die aber nur mit einfachen Befehlen wie "Angriff" oder "Verteidigen" gesteuert werden. Zwar spielen sich die Actionszenen dank der neuen Animationen flüssiger als beim Original, aber immer noch immer nerven unübersichtliche Kamerapositionen. Aus welcher Richtung die Angriffe kommen, ist nicht immer zu erkennen. Neulinge sollten sich deshalb aber nicht von diesem gelungenen Action-Rollenspiel-Abenteuer abschrecken lassen.

"Nier Replicant" braucht Zeit, bis es funkt. Haben die Spieler:innen aber die ersten paar Stunden mit vielen ereignislosen Wegen durch die visuell triste Landschaft hinter sich gebracht, geht's richtig los. Dann verzückt das Spiel mit abwechslungsreichen Kämpfen gegen riesige Monster, originellem Leveldesign und einer spannenden wie melancholischen Story. Wer das Spiel mehrmals durchspielt, lüftet sogar Geheimnisse, die zunächst verborgen sind. Selbst 10 Jahre nach der ersten Veröffentlichung, zeigt "Nier Replicant", dass ein gutes Spielprinzip und die ungewöhnliche Story zeitlos sind. Die Neuauflage bringt dem Kulthit endlich die Aufmerksamkeit, die er schon immer verdient hat.

"Nier Replicant" erscheint am 23. April für Windows, PS4, Xbox One. Es kostet ca. 60 €. USK ab 16. Für unser Angespielt haben wir die Windows-Version ein paar Stunden gespielt.

(dahe)