Praxistest: Reisezooms für Canon-SLRs

Sie sind so praktisch: Die kleinen, kompakten "Immerdrauf"-Zooms mit 10- bis 15-fachen Brennweitenbereichen, wohlwollend als "Reisezoom" bezeichnet. Wo der Kompromiss aus Preis, Leistung und Gewicht lohnt, erfahren Sie in unserem Praxistest.

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Lesezeit: 29 Min.
Von
  • Johannes Leckebusch
Inhaltsverzeichnis

Brennweitenvergleich: Mit einem Reisezoom deckt man gleich mehrere Objektiv"klassen" ab.

Einer der wesentlichen Vorteile von Systemkameras ist, dass man die Objektive wechseln und aus einem riesigen Sortiment auswählen kann, nicht nur aus den vom Kamerahersteller angebotenen Optiken, sondern auch aus dem Angebot von Fremdherstellern wie Sigma, Tamron und Tokina. Das macht es nicht immer leicht, die richtigen Objektive auszuwählen. Für manche Zwecke, etwa auf Reisen, ist es bequemer, statt mehrerer Objektive, von denen jedes für einen bestimmten Zweck optimal geeignet ist, nur ein möglichst kompaktes mit maximalem Brennweitenbereich mitzunehmen, das auch nicht allzu teuer sein soll. Auch wenn die qualitativen Kompromisse, die man dabei eingeht, oft recht drastisch sind, wie der Testbericht im folgenden zeigt.

Wir vergleichen vier beliebte Reisezooms für APS-C-Kameras: von Canon das EFS 18-200 f/3,5-5,6 IS mit Bildstabilisator, von Tamron das 18-200 f/3,5-6,3 XR Di II CA ohne und das 18-270 f/3,5-6,3 Di II VC LD ASL IF CA mit Stabilisator sowie von Sigma das 18-200 f/3,5-6,3 OS DC mit Stabilisator. Das 18-250/3,5-6,3 DC OS HS von Sigma stand uns noch nicht zur Verfügung. Als Referenz bei längeren Brennweiten diente uns das schon professionelle Canon EF 70-200 4L IS.

Ganz eingefahren, also auf minimale Brennweite von meistens 18 mm eingestellt, wirken die Reisezooms wirklich sehr kompakt, beinahe niedlich – und kaum voluminöser als normale Standard-Zoomobjektive. Bei der maximalen Brennweite, die zwischen 200 und 270 mm liegt, werden sie jedoch erheblich länger. Demgegenüber behält das EF 70-200 4.0L IS UMS seine stattliche Länge stets bei, da es mit Innenfokussierung und "innerem Zoom" nur Linsengruppen im Inneren des Objektivtubus verschiebt. Für die Reisezooms steht natürlich im Vordergrund, dass sie sich "klein machen" lassen wie ein faltbarer Regenschirm. Außerdem lassen sie sich in dieser eingefahrenen Position mit einem Lock-Schalter arretieren, damit sie – an der Fotografenschulter baumelnd – nicht unter dem Eigengewicht herausgefahren kommen. Das EF 70-200 kennt kein solches Problem, da kein Tubus herausfährt. Alle Zooms sind Drehzooms mit zwei Einstellringen für Brennweite und (wahlweise manuellen) Fokus.

Puristen schwören auf Festbrennweiten, also Objektive, die nur eine einzige Brennweite besitzen (z.B. 50 mm für ein "Normal" an Vollbild, an einer APS-C-Kamera bräuchte man für die selbe Bildwirkung etwa 31 mm). Solche Objektive lassen sich optimal genau für diese Brennweite berechnen und sind unerreicht scharf, lichtstark, verzeichnungsfrei und teilweise auch preiswert. Aber man muss sich mehrere davon anschaffen und diese während der Aufnahmen häufig wechseln, und die Gesamtkosten liegen höher. Amateure kann man damit kaum hinter dem Ofen hervorlocken – die wollen auf jeden Fall ein Immerdrauf-Zoom, und dieses soll auch noch möglichst billig sein.



Tatsächlich zahlt man bei den billigen und kompakten Superzooms am anderen Ende drauf, durch geringere Bildqualität. Soll man deshalb solche Objektive grundsätzlich meiden? Oder kann man sie – bei beschränktem Budget oder für Urlaubsreisen – als praktische Alternative guten Gewissens anschaffen? Bildschirmfüllend, also auf die viel kleinere Bildschirmauflösung heruntergerechnet, sehen die Aufnahmen meist recht passabel aus, krasse Qualitätsunterschiede machen sich erst bemerkbar, wenn man die Bilder in Originalgröße aufzieht. Dabei sieht man aus einem im Original 4752 × 3168 Pixel großen Bild (EOS 50D oder 500D) nur einen (je nach Monitor) beispielsweise 1280 × 1024 Pixel großen Ausschnitt: Dieser offenbart alle Fehler von Objektiv und Kamera. Wenn Sie auf die unten gezeigten Bilder klicken, erhalten Sie eine Wiedergabe mit einer Breite von 1000 bis 2000 Pixeln mit Ausschnitten im Maßstab 1:1 (also entsprechend 100%).

Was nutzt eine katastrophal hoch auflösende Kamera mit 15 Megapixeln, wenn das Objektiv, das man daran verwendet, kaum für 8 Megapixel genug Schärfe liefert? Dann reicht auch eine Kamera mit weniger Auflösung – 8 oder10 MP zum Beispiel – oder man betrachtet das Reisezoom tatsächlich als Kompromiss und hat noch einige bessere Objektive in petto, die man einsetzt, wenn es nicht in erster Linie auf die Gepäckreduktion, sondern auf hohe Qualität ankommt. Wer Bilder im Internet publiziert, als Papierfotos ins Album klebt, und selbst wer mal im Format A4 (Schreibmaschinenpapier) oder auch A3 für eine Ausstellung vergrößert, ist mit den bis vor kurzem üblichen 10 oder 12 Megapixeln ausreichend bedient. Mehr Pixel kosten mehr Speicher, bringen aber keinen Schärfegewinn, wenn das Objektiv diese gar nicht liefern kann.

Würde man einen Sensor für das volle Kleinbild-Filmformat von 24 × 36 mm mit derselben Pixeldichte bauen, den die gegenwärtigen 15-MP-APS-C-Sensoren bei ca. 14,8 x 22,2 mm haben, ergäbe das über 38 Megapixel! Das ist weit jenseits dessen, was mit Film in diesem Format jemals möglich gewesen wäre. Daher kann man auch nicht erwarten, dass für das Vollformat gerechnete Objektive diese hohe Auflösung überhaupt schaffen. Umgekehrt würden aus 15 Megapixeln im Vollformat bei APS-C weniger als 6 MP. Der Faktor ist also 1,6² (oder 1,5² bei Nikons DX-Format). Hier sind speziell für die kleineren Aufnahmeformate gerechnete EFS- (Canon) oder DX-Objektive (Nikon) gefordert.

Ein Objektiv hat seine beste Schärfe in einem bestimmten Blendenbereich, der von der Konstruktion des Objektivs abhängt und in der Regel ein bis drei volle Blendenstufen unter Offenblende liegt (siehe Wechselspiel Zeit und Blende). Zur Vereinheitlichung und Übersichtlichkeit der Ergebnisse haben wir die Objektive außer bei Offenblende noch bei Blende 8 verglichen (ein gängiger Wert, um bei ausreichend Licht und mittlerer Schärfentiefe noch verwacklungsfrei zu fotografieren). Nun kann es sein, dass die Schärfe – vor allem am Rand – bei Offenblende gegenüber dieser Referenzblende drastisch abnimmt. Bei manchen Objektiven bleibt sie dagegen fast gleich. Dabei bedeutet Offenblende, also die größtmögliche Blendenöffnung, bei hochwertigen Zoomobjektiven meist Blende 2,8, bei Reisezooms üblicherweise 3,5, bei Teleobjektiven manchmal nur Blende 4. Auch muss man professionelle Objektive mit konstanter Lichtstärke, beispielsweise das EF-S 17-55/2,8, von solchen unterscheiden, die im Weitwinkelbereich eine größere Lichtstärke (mit kleinerer Blendenzahl, etwa 3,5) als im Telebereich aufweisen, wo diese auf schwache 5,6 oder gar 6,3 absinkt. Bei den lichtschwachen Zooms tritt im Sucher vor allem im Telebereich die Struktur der Mattscheibe körnig hervor, eine Folge der kleinen Blendenöffnung.

Wenn ein billiges Zoom in Weitwinkelstellung eine Anfangslichtstärke von f/3,5 und im Telebereich nur noch eine maximale Öffnung von f/5,6 oder gar nur f/6,3 bietet und dabei gegenüber einer mittleren Blende wie f/8,0 auch noch stark in der Schärfe nachlässt, sollte man das als ernsthaften Nachteil werten. Professioneller sind Objektive mit konstanter Lichtstärke, die in allen Brennweitenbereichen die gleiche "größte Blende" erlauben, sie sind meist besser korrigiert und liefern bei mäßigem Abblenden – also auf Blende 5,6 oder etwas darunter – wirklich scharfe Bilder. Das EF 70-200 von Canon ist bei Blende 4 und 200 mm auch am Rand praktisch genauso scharf wie abgeblendet.

Die chromatische Aberration (kurz CA), die sich durch Farbsäume vor allem an den Bildrändern bemerkbar macht, läßt sich heute durch Software sehr gut korrigieren. Zwei weitere vor allem für Zoomobjektive typische Fehler sind die Vignettierung (das Bild wird an den Rändern und insbesondere in den Ecken dunkler, tritt meistens im Weitwinkelbereich und bei Offenblende auf, kann durch Abblenden verbessert werden) und die kissen- oder tonnenförmige Verzeichnung. Letztere ändert sich mit der Brennweite, meistens im Weitwinkel tonnenförmig und im Telebereich kissenförmig (siehe Mit Weitblick: Fisheye und Weitwinkelobjektive richtig einsetzen) und ist in bestimmten mittleren Bereichen ausgeglichen, kann aber nicht durch Abblenden verbessert werden. Für die Verzeichnung haben manche RAW-Konverter schon die zum Objektiv passenden Korrekturwerte gespeichert, sie ist gut korrigierbar.

Beliebiges Abblenden (also immer kleinere Blenden = größere Blendenzahlen) schafft nur bis zu einem gewissen Punkt mehr Schärfe, darüber hinaus macht sich die Wellennatur des Lichtes durch die Beugungsunschärfe bemerkbar. Bei der sogenannten kritischen Blende heben sich die durch Abblenden bewirkte Verringerung von Linsenfehlern und die Zunahme von Beugungsunschärfe bei kleineren Blenden gerade auf. Danach hilft weiteres Abblenden nicht mehr, um die gesamte Schärfe (siehe Artikel Zeit und Blende) zu erhöhen.

Reisezooms - Technische Daten
Hersteller Bezeichnung Naheinst./Maßstab Verzeichn. 18, 50, 80, 200 Länge min/max, Gew. USM Bildstabi Anschlüsse Preis
Canon EF-S 18-200/3,5-5,6 IS 0,45 m / 1:4,17 -20; 8,0; 8,0; 6,8 102-162 mm, 595 g Nein Ja CA 569,00 €
Sigma 18-200/3,5-6,3 OS DC 0,45 m / 1:4,4 -13,5; 5,6; 6,0; 4,4 100-162 mm, 610 g Nein Ja CA, NA 379,00 €
Sigma 18-250/3,5-6,3 DC OS HS 0,45 m / 1:3,4 ?; ?; ?; ? 101-??? mm, 630 g Ja Ja CA, NA, SA, PA, SO 700,00 €
Tamron 18-200/3,5-6,3 XR Di II 0,45 m / 1:3,7 -21,5; 7,2; 7,2; 5,6 83,7-151 mm, 398 g Nein Nein CA, NA, NA Mot, PA, SO (MA) 199,00 €
Tamron 18-270/3,5-6,3 Di II VC LD ASL IF 0,49 m / 1:3,5 19,5; 7,6; 7,6; 4,0 101-192 mm, 550 g Nein Ja CA, NA Mot, 499,00 €
Anschlüsse: CA = Canon Autofokus, NA = Nikon, NA Mot = mit Motor, PA = Pentax Autofokus, SO (MA) = Sony (Minolta), SA = Sigma
Verzeichnung: Korrekturwerte in Digital Photo Shifter, Brennweiten jeweils 17 oder 18 mm, 50-55 mm, 70-80, ca. 200 (siehe Text). + entspricht Kissen, - entspricht Tonnenverzeichnung, n = nicht verfügbare Brennweite

Die Aufnahmen des Berges (Wendelstein) wurden mit einer EOS 50D mit 15 Megapixeln gemacht, die Kamera stand auf einem Stativ in Augenhöhe ca. 3,5 m von dem auf den Weitwinkelaufnahmen angeschnittenen Weidezaun entfernt. Sie hat einen Formatfaktor von 1,6. Da der Formatfaktor bei Nikon-DX nur 1,5 beträgt, liefern Objektive bei gleicher Brennweite an DX ein etwas weitwinkligeres Bild als an Canons APS-C. Auf Kleinbildfilm oder bei Vollformat wie EOS 5D oder Nikon D3 entsprächen die gezeigten Ausschnitte mit 17 mm einem kräftigen 27er Weitwinkel (25,5 bei DX). Der Unterschied zu 18 mm, mit dem einige Objektive anfangen, ist so gut wie vernachlässigbar. 50 mm wirken wie die klassische Portraitbrennweite (leichtes Tele) von 80 mm KB (75 bei DX), ca 80 mm wie 128 mm, 200 mm schon wie ein 300er oder 320er Tele an KB.


Zum Überprüfen der Tonnen- oder Kissenverzeichnung sollte man Aufnahmen im Fernbereich aus einer Distanz machen, die dem 50- bis 100-fachen der Brennweite entspricht. Das ist für so große Brennweitenbereiche schwer realisierbar. Ich habe schließlich eine Kapelle mit einer weißen rechteckigen Lisene (Mauerblende, ca. 3,3 x 5 m) gefunden, die sich aus 4 bis 11 m fotografieren ließ. Die ins Gitterfenster gesteckte Löwenzahnblüte entspricht der Höhe des Objektivs (vertikale Bildmitte). Damit wurde die Tonnenverzeichnung bei Weitwinkelanschlag, also 17 oder 18 mm, sowie 28 mm beim Tamron 28-57, ermittelt, und eine Vergleichsaufnahme mit dem 50mm-Makro zur Kontrolle der Rechtwinkligkeit (aus größerer Distanz).


Canon EF 70-200 4L IS
Canon EF-S 18-55 f/2,8 IS

Die Kissenverzeichnung der Reisezooms ist im Weitwinkelbereich zum Teil recht drastisch – verglichen damit ist das Superweitwinkelzoom EF-S 10-22/3,5-4,5 (Canon) ein Wunder an Verzeichnungsfreiheit! Es erschließt zudem nach unten hin noch einmal völlig neue Dimensionen der Weitwinkelperspektive, was aber Thema eines anderen Artikels war (Mit Weitblick: Fisheye und Weitwinkelobjektive richtig einsetzen).

Für längere Brennweiten musste ich auf ein Testgitter und Indoor-Aufnahmen zurückgreifen. Übrigens halten Zoomobjektive im Nahbereich - und das können einige Meter sein - den Brennweitenbereich nicht ein, meist ist die kürzeste Brennweite länger, die längste kürzer als auf der Skala angegeben. Das fällt auf, wenn man vom Stativ aus immer derselben Distanz eine Testvorlage abfotografieren will - manchmal muss man die Brennweite verändern oder die Kamera näher heran oder weiter weg rücken. Bei den Teleobjektiven, deren Bereich genau bei 200 mm endet, wurde jeweils der Endanschlag der Zoomverstellung aus unveränderter Distanz verwendet, bei denen, die einen größeren Bereich aufweisen, nach den EXIF-Daten und der Skalierung möglichst genau der Wert 200 mm.

Außer den Vergleichsaufnahmen weiter unten, in die ein dünnes weißes Gitter eingeblendet ist, finden Sie in der Objektiv-Tabelle oben Zahlenwerte, die sich aus der optimalen Korrektur der Verzeichnung mit Digital Photo Shifter von Heings Windows-Tools ergeben, - für Tonnenverzeichnungsausgleich, + für Kissenkorrektur. Die Korrektur-Kennzahl beschreibt die Verzeichnung – wie auch Prozentangaben – nur unvollständig, da es vorkommt, dass die Verzeichnung am äußersten Bildrand gegenüber dem mittleren Randbereich wieder abnimmt oder unregelmäßig (Schlangenlinie) verläuft. Sie gibt aber doch einen gewissen Anhaltspunkt für die relative Verzeichnung. Ähnliche Korrekturen erlaubt PTLens, und natürlich Adobe Photoshop.

Die Funktion des Bildstabilisators wurde mit 40 freihändigen Aufnahmen in acht Zeitstufen, also fünf pro gleicher Belichtungszeit, überprüft. Verwackeln ist ein statistisches Phänomen, es hängt unter anderem davon ab, wie ruhig die Hände des Fotografen sind und ob die Belichtung gerade im Moment einer heftigen Bewegung oder des relativen Stillstandes vor der Umkehr der Bewegungsrichtung erfolgt. Die Verwacklungsunschärfe wächst im Mittel kontinuierlich und zunehmend ab der typischen kritschen Belichtungszeit: Diese wird nach einer Faustregel aus dem Kehrwert der Brennweite mal dem "Verlängerungsfaktor" berechnet. Bei einer Brennweite von 200 mm mal Cropfaktor 1,6 = 320 kann man davon ausgehen, dass bei 1/320 s im Schnitt die meisten Aufnahmen noch verwacklungsfrei sind bzw. nur geringe Bewegungsunschärfe enthalten.

Die Bildstabilisatoren, die Zitterbewegungen des Objektivs durch Verschieben optischer Elemente so ausgleichen, dass das Bild auf dem Sensor stillsteht, halten die Bewegungsunschärfe weitgehend konstant, mit zunehmenden Ausreißern bei immer länger werdenden Belichtungszeiten. Denn wenn sich das Objektiv zu stark bewegt, kann das Bild nicht beliebig lange ruhig gehalten werden, weil die Ausgleichselemente ihren Bewegungsspielraum bis zum Anschlag ausgenutzt haben. Dann erfolgt ein Sprung, um sie wieder in Mittelstellung zu bringen. Löst man genau in dem Moment aus, können sogar relativ kurze Zeiten, die aus freier Hand nur wenig verwackelt würden, heftige Verwacklungsunschärfe enthalten. Insgesamt aber wird die Wahrscheinlichkeit, aus der freien Hand scharfe Fotos zu erhalten, innerhalb gewisser Grenzen signifikant erhöht.

Gegen Bewegungen im Motiv selbst kann ein mechanischer Bildstabilisator im Objektiv natürlich nichts ausrichten, der seine Information aus physikalischen Beschleunigungssensoren gewinnt.

Beim Canon EF-S 18-200 f/3,5-5,6 IS ist die manuelle Scharfstellung sehr leichtgängig, aber wenn man einmal versucht, auf einzelne Ästchen in einem zwei Meter entfernten Busch scharfzustellen, wird man sich schwertun: Der Stellweg ist viel zu kurz, um präzise auf den Punkt fokussieren zu können. Schon bei einer Brennweite von ca. 80 mm ist das eine Qual. Genau in den Situationen, wo man eine manuelle Fokussierung wirklich benötigen würde, eignen sich die Superzooms dafür kaum. Der breite, solide Zoomring ist satt und einigermaßen gleichmäßig zu betätigen. Mit Bildstabilisator gelingen bei 200 mm bis ca. 1/100 s verwacklungsfreie Aufnahmen, bei 1/80 gab es schon zwei Ausreißer unter fünf Versuchen, also bei etwa 2 Blendenstufen längeren Zeiten (gegenüber nominell 1/320 s).






Das Sigma 18-200/3,5-6,3 OS DC mit der Sigma-typisch mattierten Oberfläche fühlt sich solide an und ist angenehm zu verwenden. Der Autofokus wird von einem herkömmlichen, vernehmlich surrenden Mikromotor gesteuert, ist etwas nervös, aber flott und in der Regel zielsicher. Für manuelle Fokussierung muss man den AF-Schalter auf "Off" stellen. Zwei breite, geriffelte Drehringe dienen der Verstellung von Brennweite und Fokus. Der Fokusring ist sehr leichtgängig, läuft etwas satter als am EFS 18-22, hat aber ebenfalls einen äußerst kurzen Stellweg und ist damit im Nah- und Telebereich ziemlich unbrauchbar. Beim Praxistest hat mit dem vermutlich relativ neuen Exemplar die Schwergängigkeit der Brennweitenverstellung gestört, die sich manchmal wie eine Blockade anfühlt. Mit etwas kräftigerem Drehen geht es dann zwar weiter, aber das irritiert! Beim Herausfahren des Tubus in Richtung Tele erscheint eine Skala mit den jeweils bei der kürzesten Einstellentfernung erzielbaren Abbildungsmaßstäben - von 1:12,8 bis 1:3,9, ein nettes Detail. Und noch eines: dem Objektiv liegt eine tulpenförmige Gegenlichtblende bei - dafür sind sich andere Hersteller in dieser Klasse zu schade! Der Bildstabilisator leistet bei 200 mm bis 1/160 s recht zuverlässige Dienste, ab 1/125 und bei noch längeren Zeiten nehmen die Verwacklungen deutlich zu, man kann also von einer Blendenstufe und gelegentlich auch längeren Zeiten ausgehen, die aber nicht so zuverlässig beherrscht werden.






Das Tamron 18-200/3,5-6,3 XR Di II ist sehr preiswert, klein und leicht und verzichtet auf einen Bildstabilisator. Leider ist auch die Bildqualität nicht berauschend. Der Schärfering ist leichtgängig, hat einen kurzen Weg und ist zur Fokussierung bei langer Brennweite und im Nahbereich praktisch unbrauchbar. Der Zoomring läuft etwas ungleichmäßig mit wechselndem Widerstand, aber noch brauchbar in der Handhabung. Der AF ist lauter als beim größeren Bruder 18-270, aber auch flotter und startet nicht so oft in die falsche Richtung. Nur bei den Verzeichnungswerten kann es einigermaßen mit den anderen Reisezooms mithalten. Ein Bildstabilisator fehlt ihm ebenso wie eine zufriedenstellende Abbildungsleistung (siehe Testbilder). Es besticht eigentlich nur durch seine besondere Kompaktheit, Leichtigkeit und den geringen Preis.







Das Tamron 18-270/3,5-6,3 Di II VC LD ASL IF hat einen etwas lahmen Autofokus, der von einem vernehmlich, aber gemächlich surrenden Motor angetrieben wird und für manuelle Scharfstellung abgeschaltet werden muss. Der Verstellweg des sehr leichtgängigen Schärfenringes ist gerade im Nahbereich wieder sehr eng und schwer auf den Punkt zu bringen und ebenso leichtgängig wie am Canon-Reisezoom. Der Bildstabilisator gibt gelegentlich leise Klicktöne von sich. Der Zoomring ist breit und sehr griffig, der Widerstand beim Verstellen ändert sich in den verschiedenen Bereichen mit der Geschwindigkeit, in welcher der Tubus herausgetrieben wird. Beim 18-270 wird der Bildstabilisator bei 200 mm ab ca. 1/100 s unsicher, bei 1/160 s ist er ziemlich zuverlässig, also vergeben wir nur gut eine bis 1,6 Blendenstufen.







Alle vier Kriterien Lichtstärke, Schärfe, Verzeichnungsfreiheit und Brennweitenbereich stehen im Wettstreit untereinander. Das heißt, jeder Teilfaktor treibt den Preis und das Gewicht in die Höhe. Um den Preis zu drücken, muss man Abstriche bei einigen oder allen dieser Größen in Kauf nehmen. Daher muss man bei den preiswerten Superzooms mit beträchtlichen Qualitätseinbußen gegenüber professionellen Objektiven bei Lichtstärke, Schärfe, Verzeichnung und chromatischer Aberration rechnen. Andererseits ist es eine Frage der Abwägung – wenn man die Bilder nicht zu stark vergrößern will, gegebenenfalls die entsprechende Nachbearbeitung zur Beseitigung von Farbsäumen und Verzeichnungen in Kauf nimmt, kann bei einer dann befriedigenden Qualität die Bequemlichkeit ausschlaggebend sein. Will man aber die Auflösung einer zeitgemäßen digitalen SLR ausnutzen, kommen nur Objektive wie das EF-S 17-55/2,8 USM IS oder das vergleichbare Tamron (ohne Stabi) und im Telebereich beispielsweise das EF 70-200 4.0L USM mit oder auch ohne IS in Frage. Die teilweise extrem enge und dadurch unpräzise Schärfeneinstellung von Hand kann Knipsern, die ausschließlich Autofokus nutzen, völlig gleichgültig sein. Für den gehobenen Einsatz eines Objektives ist sie ein Ausschlusskriterium. (cm)