"Stalker 2 – Heart of Chornobyl" angespielt: Unbarmherziges Survival-Abenteuer
GSC Gameworlds "Stalker 2 – Heart of Chornobyl" ist ein gnadenloses, sperriges und technisch veraltetes Survival-Abenteuer für beinharte Genrefans.

(Bild: GSC Game World)
Fast 15 Jahre Entwicklungszeit, Krieg im eigenen Land, Hackerangriffe – kaum ein Spiel musste eine schwierigere Entwicklungsphase durchlaufen. Nun steht "Stalker 2 – Heart of Chornobyl" endlich in den Startlöchern. Wie schon der erste Teil beruht das Spiel sehr frei auf dem Roman "Picknick am Wegesrand" von Arkadi und Boris Strugatzki. Gleich vorweg: Es ist kein Spiel für die breite Masse.
Rückkehr in die "Zone"
Die Geschichte spielt in einer alternativen Realität. Eine zweite Explosion hat 2006 das Gebiet um den Atomreaktor Chornobyl verseucht und die "Zone" erschaffen. Während Banden um die Macht kämpfen und das Gebiet plündern, tauchen merkwürdige Mutanten und Anomalien auf. Als sogenannter S.T.A.L.K.E.R. (kurz für "Scavenger, Trespasser, Adventurer, Loner, Killer, Explorer, Robber") stapft der Spieler durch die Lande, hilft den Bewohnern und muss sich seine Verbündeten gut aussuchen. Viele Entscheidungen haben Konsequenzen, die zu einem der vier Enden führen.
"Stalker 2" angespielt (5 Bilder)

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)Wie der Vorgänger ist das Spiel des ukrainischen Entwicklungsstudios GSC Gameworld ein Survival-Shooter. In der Ego-Perspektive geht es durch die triste Landschaft. Jeder Schritt kann tödlich sein, egal ob die Spieler durch verseuchtes Wasser laufen oder aus der Erde plötzlich Feuerfontänen aufsteigen. Gefährliche Anomalien umgeht man am besten. Aber wie so oft in Science-Fiction-Geschichten ist gar nicht mal die Umgebung das Gefährlichste, sondern vor allem das Raubtier Mensch.
Umfangreiches Survival-Abenteuer
Die Welt kann frei erkundet werden. Große Schätze sollten die Spieler aber nicht erwarten. Wenn überhaupt, finden sie ein bisschen Nahrung oder einen Verband. Gefundene Waffen sind meist an der Grenze zum Schrott und können im Gefecht schon mal zu Bruch gehen. Die Missionen führen die Spieler von einer Ruine zur nächsten. Da eine bestimmte Person suchen, dort ein paar Banditen erledigen. Manchmal können sich die Spieler auch auf die Suche nach geheimnisvollen Artefakten machen. Es dauert lange, bis die Geschichte in Gang kommt und die Spieler hinter die Geheimnisse dieser Welt kommen. Laut GSC dauert ein Story-Durchgang bis zu 40 Stunden. Wer alles sehen will, muss mehr als die doppelte Zeit investieren.
Das kann stressig werden. Immer müssen die Spieler die Gesundheitsanzeige und den Geigerzähler im Auge haben. Aus dem Nichts tauchen plötzlich ein paar Wildhunde auf oder die Spieler stolpern in den Erkundungstrupp einer feindlichen Bande. Die Gegner stellen sich zwar nicht besonders clever an, sind dafür aber schon auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad schnell tödlich. Zwei, drei Schüsse und der Stalker ist Geschichte. Wer Shooter nur von "Call of Duty" kennt, erlebt einen Kulturschock.
Geht die Waffe mal zu Bruch, muss sie beim Techniker in einer Siedlung repariert werden. Bei Bedarf kann er auch die Waffen mit ein paar Upgrades, beispielsweise einem besseren Zielfernrohr, ausrüsten. Levelaufstiege gibt es nicht – die Spieler müssen sich ganz auf ihre Ausrüstung verlassen. "Stalker 2" verzichtet auf den üblichen Open-World-Schnick-Schnack.
Technisch nicht auf Höhe der Zeit
Dagegen lässt es den Spielern viel Freiheit beim Erkunden und beim Spielstil. Ein Kampf ist bei den spärlichen Ressourcen nicht immer die Lösung. Auch abseits der Storypfade entdecken die Spieler neues und treffen zahlreiche Figuren mit weiteren Missionen. Das hauseigene "A-Life 2.0"-System von GSC sorgt dafür, dass alle NPCs auch unabhängig vom Spieler interagieren. Durch die Figuren und die umfangreiche Spielwelt weht ein Hauch "Fallout" durch das verseuchte Chornobyl. Schade, dass GSC dann den Spielern auch nicht mehr Spielzeuge in die Hand gibt, um das Konzept auszureizen. Es ist ein Spiel für Puristen.
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Das alles könnte spannend sein, wenn da nicht die technische Seite wäre. Zwar gab es in unseren Anspielstunden keine Abstürze, aber die visuelle Umsetzung hinkt selbst in der höchsten Einstellung der 2019er-Konkurrenz von "Metro Exodus" um einiges hinterher. Matschige Texturen, hakelige Animationen, wenig Details – das passt zwar zum tristen Szenario, ist aber meilenweit von aktuellen Ansprüchen der Spieler entfernt.
Ärgerlich: Etliche Male schossen die Gegner durch die Wände. Manchmal bleiben die Gegner in der Umgebung hängen oder die Lichtreflexionen flackern. Das trübt den Spielspaß merklich. "Stalker 2 – Heart of Chornobyl" macht es den Fans nicht leicht. Es ist ein ständiger Kampf gegen die radioaktiv-verseuchte Umwelt und veraltete Technik.
Unsere Review-Version enthielt das komplette Spiel ohne den Mehrspieler-Modus. Dieser soll nach Release veröffentlicht werden.
Zwischenfazit
"Stalker 2 – Heart of Chornobyl" ist kein Crowdpleaser, kein Spiel von der Stange. Die Technik ist veraltet und das spielerische Konzept wurde inzwischen von Spielen wie "Metro Exodus" oder "Chernobylite" sinnvoll weiterentwickelt. Alles an "Stalker 2" ist in die Jahre gekommen.
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Hinter der staubigen Hülle steckt aber ein umfangreiches Abenteuer, das den Begriff "Open-World" ernst nimmt. Die Fans werden nicht mit unzähligen, austauschbaren Missionen überwältigt, sondern können die Welt frei erkunden. Das ist nicht immer einfach, manchmal sogar sperrig. Den Spielspaß müssen sich die Spieler in "Stalker 2 – Heart of Chornobyl" erarbeiten. Das schreckt die breite Masse ab, wird aber die Fans des Originals glücklich machen.
"Stalker 2 – Heart of Chornobyl" erscheint für Windows und Xbox Series. Es kostet ca. 60 €. USK ab 18. Für unser Angespielt haben wir einige Stunden die Windows-Version gespielt.
(dahe)