"Star Wars Outlaws" im Test: Diebe unter sich​

Ubisofts Open-World-Abenteuer "Star Wars Outlaws" zeigt eine andere Seite des bekannten Film- und Spieleuniversums.​

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Screenshot aus "Star Wars Outlaws"

(Bild: Ubisoft)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

Ubisoft in Nöten: Erst sorgten einige fragwürdige exklusive Bonusinhalte der Gold- und Ultimate-Edition für Unmut bei den Fans. Dann zog ein erstes Gameplay-Video "Star Wars Outlaws" auf die dunkle Seite: Grafik von gestern, lahmes Spielprinzip. Dazu das Ganze ohne Lichtschwertduelle. Kann das also gutgehen?

Protagonistin Kay Vess könnte die Schwester von Han Solo sein: schlagfertig, eigensinnig und stur. Die Gaunerin hat nur ein Problem: Ein berüchtigtes Syndikat hat ein Kopfgeld auf die ausgesetzt. Da trifft sich es sich gut, dass ein Kollege ein ganz großes Ding plant. Ein Casinoraub verspricht Kay die Lösung aller ihrer Probleme, wenn sie zuvor ein schlagkräftiges Team zusammenstellt.

"Star Wars Outlaws" angespielt (5 Bilder)

Auftrag gelungen: "Star Wars Outlaws" ist ein spannendes Action-Abenteuer mit viel Licht und wenig Schatten.​ (Bild: heise online)

Diese Geschichte erzählen die Entwickler als Open-World-Action-Abenteuer. Spielerisch erinnert es an einen Mix aus "Uncharted" und "Red Dead Redemption 2". Die Spieler schleichen sich als die Hauptfigur durch Imperiumsbasen, ballern sich durch feindliche Gangstersyndikate und liefern sich rasante Verfolgungsjagden auf ihrem Gleitbike, einem schwebenden Motorrad. Das Abenteuer ist nicht auf eine Welt beschränkt. Insgesamt vier Planeten laden mit unterschiedlicher Flora und Fauna zum Erkunden ein.

Die sieht am PC auch weitestgehend gut aus. Wenn wir durch den Dschungel laufen oder sich die Sonne im Wasser spiegelt, spielt Ubisofts Snowdrop-Engine ihre Stärken aus. Im Gegensatz zum früheren Gameplay-Video sind die Explosionen effektvoll und die Animationen flüssig. Allerdings gibt es auch Momente, die nicht fertig entwickelt wirken, etwa blasse, detailarme Gesichter und wenig Details in der Umgebung. Ein paar Wochen fehlen dem Spiel an Feinschliff.

Die rund 15-stündige Story führt Kay oft in feindliche Basen. Hier weicht sie Wachen und Kameras aus oder stellt den Feinden ein paar Fallen. Eine wichtige Hilfe ist ihr Haustier Nix, mit dem sie aus der Ferne Schalter umlegt oder die Gegner ablenkt. Kommt es zum Kampf, verlässt sich Kay auf ihre Fäuste und ihren anpassbaren Blaster. Andere Waffen kann sie nur kurzfristig nutzen, bis die Munition verschossen ist. Geschütztürme und Sicherheitstüren schalten Kay an Konsolen mit simplen Rätselaufgaben aus.

Manchmal eskortiert sie auch ein Teammitglied aus der Basis oder liefert sich einer Schießerei, während eine Tür gehackt wird, um danach mit einem Gleitbike vor den Verfolgern zu flüchten. Oft geht es ins All, wo sich Kays Schiff mit Tie Fightern oder Banditen in Dog Fights duelliert. Besonders in der Story sorgen die unterschiedlichen Missionsziele und Schauplätze für Abwechslung.

Ungewöhnlich: Es gibt keinen Fähigkeitsbaum. Stattdessen sucht sich Kay Experten, für die sie Aufgaben erfüllt. War sie erfolgreich, lernt sie Rauchbomben zu bauen, kann schneller schleichen oder gewinnt Lebenspunkte. Der Blaster wird an der Werkbank umgebaut, um die Feuerkraft zu verbessern oder Schilde zu zerstören. Außerdem kann Kay ihr Raumschiff und ihr Gleitbike bei Handwerkern schneller und widerstandsfähiger machen.

Die Gegner sind simpel zu knacken. Teilweise stehen sie reaktionslos vor unserer Heldin oder treffen selbst aus nächster Nähe nicht – typisch Sturmtruppler. Nur im Kampf gegen ein riesiges Monster oder gegen einen wahnsinnigen Droiden mussten wir uns beim Spielen etwas anstrengen. Wer eine spielerische Herausforderung sucht, sollte gleich einen etwas höheren Schwierigkeitsgrad wählen.

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Das gilt auch für eine Mission, die bereits im Vorfeld für Aufregung sorgte: "Jabbas Schachzug". Sie ist exklusiv Käufern der Gold- und Ultimate-Edition vorbehalten. Eine sehr fragwürdige Entscheidung, zumal die Mission sich kaum vom Rest des Spiels abhebt. Kay muss für den berüchtigten Gangster Jabba the Hutt ein paar Daten stehlen und sich dabei durch eine Basis schleichen und ballern. Das ist weder herausragend noch wichtig für die Story oder die Figur Jabbas. Dafür muss man die Sonderedition eher nicht kaufen.

Im Rest des Spiels wiederholen sich die Missionstypen der Story. Zahlreiche Syndikate streiten um die Gunst der Meisterdiebin und versorgen sie mit Aufträgen. Hier ein paar Daten beschaffen, dort illegale Waren schmuggeln oder eine feindliche Basis infiltrieren. Dabei kann Kay auch mal den Unmut eines Syndikats auf sich ziehen und bekommt vorerst keine Aufträge mehr. Größere spielerische Auswirkungen hatte das in unseren Spielstunden aber nicht.

Ist Kay mal nicht in den Städten oder Basen unterwegs, kann sie sich wie Nathan Drake in "Uncharted" auf die Suche nach Schätzen machen. Diese sind meist in entlegenen Winkeln versteckt, die sie erst durch längere Kletterpartien erreicht. Manchmal muss sie ein kleines Schalterrätsel lösen, um verschlossene Türen zu öffnen. Das sorgt ein wenig für Abwechslung. Wie nahezu jedes Open-World kämpft "Outlaws" mit dem üblichen Gameplay-Loop, in dem sich alle Missionen immer wiederholen.

Außergewöhnlich sind die zahlreichen Einstellungsmöglichkeiten zur Barrierefreiheit. Vom Kontrast über Akustiksignale können die Spieler ihr Abenteuer individuell anpassen. Mini-Spiele wie das Hacken oder das Schloßknacken können deaktiviert werden und im Entdeckermodus verschwinden die Farbhinweise beim Klettern. Vorbildlich.

"Star Wars: Outlaws" ist ein gelungener Mix aus bekannten Open-World-Ansätzen. Die Story ist spannend erzählt und abwechslungsreich, das Spielprinzip ist entschlackt und verzichtet auf ausufernde Fähigkeitsbäume oder übertriebenes Crafting. Schade, dass es dem Spiel an manchen Stellen an visuellem Feinschliff fehlt und der angestaubte Gameplay-Loop üblicher Open-World-Spiele auch hier ein wenig das Spielvergnügen trübt. Immerhin hat man hier mal eine gute Möglichkeit, ganz ohne Lichtschwerter und esoterischem Macht-Bling-Bling ins "Star Wars"-Universum einzutauchen.

"Star Wars: Outlaws" erscheint am 30. August für Windows, PS5 und Xbox Series. Das Spiel ist in Ubisoft + enthalten. Käufer der Gold- und Ultimate-Edition haben bereits drei Tage früher Zugriff auf das Spiel. Es kostet ca. 70 – 130 €. USK ab 12. Für unseren Test haben wir die PC-Version durchgespielt.

(dahe)