"The Wandering Village" angespielt: Städtebau to go

Im Aufbaustrategiespiel "The Wandering Village" muss eine Stadt auf dem Rücken eines riesigen Tieres gebaut werden. Wuselig, originell und mit Ökobotschaft.

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(Bild: Stray Fawn Publishing)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

"The Wandering Village" des Schweizer Entwicklungsstudios Stray Fawn ist ein merkwürdiges Aufbaustrategiespiel. Das "Beste Spiel" beim Deutschen Entwicklerpreis 2022 setzt weniger auf die übliche Ausbeutung und Gewinnmaximierung der Genre-Konkurrenz, sondern auf das Miteinander. Ökologie schlägt Ökonomie. Jetzt hat es ein großes Ozean-Update bekommen und wird für Xbox veröffentlicht.

Onbu ist unser Retter, unsere Hoffnung und unser Zuhause. Der Megasaurus trägt unsere Stadt durch eine postapokalyptische Einöde, die von geheimnisvollen Pflanzen bewachsen ist und in denen Giftwolken unseren Weg behindern. Hat Onbu keine Lust mehr, legt er sich einfach schlafen oder verweigert unsere Befehle. Deswegen müssen wir ihn füttern und pflegen. Ohne ihn wird es für uns wenige Überlebende keine Zukunft mehr geben.

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Stray Fawn mixt geschickt Elemente des klassischen Aufbaustrategiegenres mit Spielen wie "Last Guardian": Einerseits müssen wir wie in "Anno 1800" eine Stadt managen und Warenkreisläufe optimieren. Andererseits müssen wir uns um Onbu kümmern. Ohne Futter und Zuneigung wird dieser nämlich bockig. Wenn er sich plötzlich schüttelt oder trotzig in eine Giftwolke hineinläuft, bringt das große Gefahren mit sich. Glücklicherweise können die Spieler über den Forschungsbaum neue Technologien oder Gerätschaften freischalten, um Onbus Zuneigung zu gewinnen.

Während Spieler in anderen Aufbaustrategiespielen ihre Städte ständig vergrößern, um maximalen Gewinn zu erzielen, ist die Baufläche auf Onbu begrenzt. Deshalb geht es im Spiel darum, sich auf die jeweilige Situation anzupassen. Dazu zählen Wettereignisse oder landschaftliche Veränderungen und die ständige Nahrungsknappheit. Anfangs lässt sich das noch leicht planen, doch im späteren Spielverlauf wird das Überleben in der unwirtlichen Landschaft zu einer Herausforderung.

Neben dem Baumanagement treiben die Spieler mit der Forschung ihre Entwicklung voran. Sägewerke oder Minen werden erfunden, einfache Zelte weichen Häusern und eine spezielle Küche für Onbu befriedigt seinen Hunger. Einige Gebäudetypen können später ausgebaut werden. Abseits des Städtemanagements können die Spieler auch Kundschafter ausschicken und Onbu den richtigen Weg weisen, um einer Gefahr auszuweichen.

"The Wandering Village" angespielt (5 Bilder)

Originell und spannend: "The Wandering Village" bringt frischen Wind in das Genre der Aufbaustrategiespiele. (Bild: heise online)

Manchmal treffen die Stadtbewohner bei ihrer Reise auf Nomaden, die sie aufnehmen oder elendig verhungern lassen können. Mit diesen Entscheidungen weht ein Hauch "Frostpunk" durch das Spiel, der so gar nicht zur teilweise handgezeichneten und bunten visuellen Umsetzung passen will. Spätestens dann sollte klar sein, dass "The Wandering Village" keine entspannende Casual-Aufbaustrategie ist, sondern ein herausfordernder Überlebenskampf in einem bedrückenden postapokalyptischen Szenario.

Mit seiner ökologischen Botschaft vom nachhaltigen Miteinander und seiner Ablehnung gegenüber ausbeuterischen Genre-Elementen zählt "The Wandering Village" zu einer neuen Reihe von umweltbewussten Aufbaustragiespielen wie "Terra Nil", die sich bewusst von der altbackenen Genre-Konkurrenz absetzt. Ein neues Nischengenre, das in Zeiten von Klimawandel und wachsenden Umweltkatastrophen Schule machen könnte.

"The Wandering Village" von Stray Fawn ist ein cleveres Aufbaustrategiespiel, das mit seinem originellen Szenario und seiner ökologischen Botschaft frischen Wind in das angestaubte Genre bringt. Die Spieler sollten sich von der hübschen, teilweise handgemalten Grafik und dem hohen Wuselfaktor nicht täuschen lassen, denn nach einem ruhigen Anfang steigt der Schwierigkeitsgrad schnell nach oben. Wer mal abseits von "Anno" und Co. in das Genre der Aufbaustrategiespiele reinschnuppern will, liegt hier genau richtig.

"The Wandering Village" erscheint am 20. Juli für Windows, macOS, Linux, SteamOS und Xbox Series. Es kostet ca. 25 Euro und ist Teil des Xbox Game Pass. USK ab 6. Für unser Angespielt haben wir die Windows-Version ein paar Stunden gespielt.

(dahe)