Tuning für Gnome 3

Mit Gnome Shell Extensions kann man die viel kritisierte Gnome-3-Oberfläche erweitern – oder ihr einen Gnome-2-Touch verleihen.

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Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis
Inhaltsverzeichnis

Gnome 3 hat seit seiner Einführung einiges an Kritik einstecken müssen, denn längst nicht jedem gefallen die neuen Bedienkonzepte. In den vergangenen Monaten entstanden allerlei Erweiterungen für die Gnome Shell, die individuelle Vorstellungen oder von Gnome 2 gewohnte Funktionen bei Gnome 3 nachrüsten, wie man es ähnlich von Erweiterungen für Firefox oder Thunderbird kennt. Die Anfang Dezember von den Gnome-Entwicklern eingerichtete Website extensions.gnome.org sammelt diese Erweiterungen zur einfachen Nachinstallation, wie es die Website addons.mozilla.org für die Internet-Software des Mozilla-Projekts macht.

Die relativ einfach gehaltene und mit einem dicken roten "Alpha" im Titel gekennzeichnete Website enthielt kurz nach der Vorstellung knapp dreißig Erweiterungen; Mitte Dezember waren es schon sechzig, mittlerweile sind es um die hundert. Die Website bietet Kommentar- und Ratingfunktionen. Eine Anzeige der meist genutzten Erweiterungen fehlt allerdings ebenso wie eine Kategorisierung oder eine Suchfunktion; auch die Sortierung lässt sich nicht beeinflussen.

Jede Extension hat eine eigene Beschreibungsseite. Nutzer von Gnome 3.2 und Firefox können die Erweiterung direkt über diese installieren, indem sie den Schiebeschalter umlegen, der sich links neben dem Namen der Extension befindet. Bei WebKit-Browsern wie Chromium oder Epiphany funktioniert das Ganze aufgrund eines Fehlers in der Shell nicht, den das im März erwartete Gnome 3.4 beheben wird. Die Erweiterungs-Website hält Patches bereit, die dies Manko beseitigen, macht allerdings keine Angaben, welche Distributoren diese Korrekturen an ihre Nutzer verteilen.

Die Gnome Shell lässt sich die Installation bestätigen und aktiviert die Erweiterungen sogleich. Auf einer eigenen Seite listet die Website alle installierten Extensions und bietet dort Schiebeschalter, um installierte Erweiterungen ein- oder auszuschalten; letzteres gelingt über das Gnome-Tweak-Tool auch offline.

Das Angebot an Erweiterungen ist vielfältig; einige der interessantesten stellt der Text im Folgenden vor. Außerdem haben wir eine Bilderstrecke mit über 30 nützlichen Erweiterungen zusammengestellt – vielfach sagt ein Bild der Extension im Einsatz mehr als tausend Worte.

Erweiterungen für Gnome 3 (38 Bilder)

Mit Firefox und Gnome 3.2 lassen sich Erweiterungen direkt von der Website extensions.gnome.org installieren, indem man den Schiebeschalter umlegt, der sich links neben dem Extension-Namen befindet.

Nicht wenige der Erweiterungen ändern nur Details – aber vielfach jene, die einige Anwender bei Gnome 3 nachhaltig nerven. Durch die Erweiterung "Alternative Status Menu" etwa zeigt das Benutzermenü unterhalb des Eintrags "Bereitschaft" auch die Punkte "Ruhezustand" und "Ausschalten" an. Durch die "Permanent Notifications" bleiben per Empathy eingegangene IM-Nachrichten bis zu einer Bestätigung eingeblendet, sodass man keine Instant Messages verpasst, wenn man einige Sekunden mal nicht auf den Schirm schaut.

Andere Erweiterungen geben der Gnome Shell einen Gnome-2-Touch. Das "Frippery Applications Menu" ersetzt den "Aktivitäten"-Eintrag in der oberen Shell-Leiste durch ein Anwendungsmenü. Durch "Frippery Panel Favorites" erscheinen Icons der Anwendungen in der oberen Leiste, die man als Favoriten zum Dash hinzugefügt hat. Eine an Gnome 2 oder Windows 95 erinnernde Fensterleiste am unteren Bildschirmrand rüstet das "Frippery Bottom Panel" nach. Ihr Design passt aber nicht recht zu Gnome 3, daher wirkt sie wie ein Fremdkörper; zudem funktionieren nach Installation dieser Erweiterung einige Tastenkombinationen nicht mehr so, wie man es von Gnome 3 kennt.

Die Erweiterung "Places Status Indicator" rüstet einen Panel-Eintrag nach, der eine ähnliche Funktion bietet wie das Orte-Menü bei Gnome 2. Wer sich nicht mit dem Arbeitsflächen-übergreifenden Verhalten des über Alt+Tab aufgerufenen Fensterwechslers anfreunden kann, dürfte die Erweiterungen "AlternateTab" oder "Windows Alt Tab" interessant finden, die das Wechseln auf die Fenster der gerade genutzten Arbeitsfläche beschränken können; eine ähnliche Funktion bietet Gnome 3.2 allerdings selbst, wenn man Alt+Esc betätigt. Die Erweiterung "NetMonitor Lite" zeigt den Netzwerkdurchsatz in der oberen Shell-Leiste an. "System Monitor" sorgt für eine Systemauslastungsanzeige in der unteren Statusleiste.

Einige Erweiterungen rüsten Funktionen nach, die es bei Gnome 2 nicht gab. Der Unit Converter etwa kann mit Hilfe von GNU Units in Meilen angegebenen Entfernungen in Kilometer umrechnet. Die Erweiterung "Journal" erweitert die Gnome Shell um eine Ansicht von Daten, die Zeitgeist erfasst hat.

Die Website liefert bei vielen Extensions keine Hinweise zum Einsatz oder der Konfiguration. Bei der Erweiterung "Area Screenshot" muss man etwa die Readme-Datei im Entwickler-Depot konsultieren, um zu erfahren, wie man die Erweiterung zum Festlegen des geknipsten Bildschirmbereichs einrichtet.

Die Angaben, ob die jeweilige Erweiterung überhaupt zur eigenen Gnome-Version kompatibel ist, zeigen nicht immer das komplette Bild: Die kürzlich von Linus Torvalds gelobte Dock-Extension bot die Website bei Entstehen dieses Artikels nur in einer Version an, die Gnome 3.3.2 erforderte – es gab die Erweiterung aber auch zu der Zeit durchaus für Gnome 3.2. Ein oder zwei Wochen später bot die Website die Erweiterung dann auch in einer zu Gnome 3.2 kompatible Version an.

Manche Distributoren bieten die Dock-Extension und andere Erweiterungen zum einfachen und systemweiten Nachinstallieren über ihre Paket-Depots an; jeder Anwender muss sie über das Gnome-Tweak-Tool separat aktivieren. Bei dieser Installationsart landen auch alle Abhängigkeiten auf der Platte; bei der Website ist das laut Nutzerkommentaren nicht der Fall.

Die Distributoren reichen zudem aktualisierte Erweiterungen über ihre Update-Depots nach. Die Gnome Shell und die Erweiterungs-Website bieten bislang keine Update-Funktion. Die Website rät zum Deinstallieren über die Webseite, welche die installierten Erweiterungen auflistet; anschließend soll man die Erweiterungen erneut einspielen. Aufgrund von Fehlern arbeitet der zum Deinstallieren vorgesehene Mechanismus bei Gnome 3.2 allerdings nicht. Patches stehen bereit, die diese Fehler ausräumen. Laut Website hat bislang allerdings nur Mageia diese in seine Gnome-Pakete eingebaut; das Deinstallieren klappte aber zumeist auch mit Fedora 16. Schlägt die Deinstallation fehl, muss man die Erweiterung manuell in ~/.local/share/ gnome-shell/extensions/ löschen und die Shell neu starten, indem man Alt+F2 betätigt und in dem darauf angezeigten Dialog ein "r" eingibt.

Die Macher der Website versprechen, die Erweiterungen vor dem Hinzufügen zur Website auf Schadsoftware zu prüfen. Ähnlich wie bei Firefox-Erweiterungen schwankt die Qualität der Extensions. Einige Bekannte haben es noch nicht auf die Website geschafft – so fehlt die "Gnome Shell Extension Weather", die neben der Uhr eine kleine Anzeige der Temperatur und Wetterverhältnisse in die obere Shell-Leiste einfügt. Auch einige der Erweiterungen, mit denen das neueste Linux Mint Aufsehen erregt hat, fehlen.

Alles in allem haben die Website und die zugehörige Unterstützung in der Gnome Shell noch reichlich Kinderkrankheiten. Sie zeigt aber Potenzial und dürfte vermutlich bald zur zentralen Anlaufstelle für Erweiterungen werden. (thl)

Erweiterungen für Gnome 3 (0 Bilder)

Bei dem Text handelt es sich um eine angepasste Variante des in c't 1/2012, Seite 48 publizierten Artikels "Tuning Shop; Fundgrube für Gnome-Shell-Erweiterungen". (thl)