"Valheim" angespielt: Wikinger auf dem Survival-Trip

Das Survival-Abenteuer "Valheim" von Iron Gate bringt frischen Wind in ein ausgelutschtes Genre – mit eigenen Ideen und Zugänglichkeit.

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(Bild: heise online)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

Noch nicht mal fertig, keine PR und in weniger als zwei Wochen schon über zwei Millionen Spieler – das Survival-Spiel "Valheim" von Iron Gate hat sich in Rekordzeit zu einem Phänomen entwickelt. Die schwedischen Entwickler überzeugen mit hoher Zugänglichkeit und einem spannenden Szenario.

Aller Anfang ist schwer. Kaum angekommen, muss der Spielfigur-Wikinger Holz hacken, Steine sammeln und ein paar Wildtiere erlegen. Wenn dann das erste Haus steht und die Steinaxt gespitzt ist, kann er sich endlich um seine Hauptaufgabe kümmern: mächtige Waldgeister besiegen und mit ihren Trophäen seinen Göttern huldigen. Also macht er sich auf in dunkle Wälder, in denen Trolle hausen; erkundet finstere Höhlen und erklimmt hohe Berge. Eine wahre Lebensaufgabe, die schon in der frühen Early-Access-Phase auch dank der zufällig generierten Spielwelt nahezu rundum überzeugt.

Auf den ersten Blick ist "Valheim" ein klassisches Survival-Abenteuer im Stil von "Rust", "Ark" oder "Minecraft", der Mutter aller modernen Überlebensabenteuer. Als Wikinger sammeln die Spieler fleißig Rohstoffe und werkeln an ihrer Ausrüstung. Nahrung ist reichlich vorhanden und wenn der Wikinger doch mal stirbt, kann er sich seine verlorene Ausrüstung wie in "Minecraft" am Ort des Ablebens zurückholen. Dank idyllischen Landschaften und hübschen Lichteffekten sieht das Spiel in Bewegung sogar besser aus, als ein paar schnöde Screenshots vermuten lassen.

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Neben Sammeln und Bauen gibt es reichlich Action, die ein wenig an die Spiele wie "Dark Souls" erinnert. Ständig attackieren kleine Monster den Wikinger, oft muss er sich mit flinken Skeletten und mächtigen Trollen herumschlagen. Um im Spiel voranzukommen, muss er auch bestimmte Trophäen sammeln, um dadurch große Waldgeister zu beschwören. Dann erscheinen plötzlich im Blitzgewitter riesige Hirsche, die Blitzstrahlen feuern oder wandelnde Bäume, die mit ihren Wurzeln angreifen.

Das könnte jetzt für viel Frust sorgen, doch Iron Gate hat ein Herz für Anfänger. "Valheim" verzeiht Fehler: Baukosten sind niedrig und Rohstoffe gibt es zuhauf. Der Fortschritt ist logisch und leicht verständlich aufgebaut: Jeder neue Rohstoff schaltet neue Baupläne auf der Werkbank oder der Schmiede frei. Erst später wird es komplizierter, wenn der Kohlemeiler angeworfen wird und im Schmelzofen Metalle geschmiedet werden, um neue Waffen und Rüstungen zu bauen.

Nicht alles funktioniert in dieser Early-Access-Version perfekt. In unseren Anspielstunden wirkte der Bau eines neuen Hauses etwas hakelig, weil das Einsetzen neuer Bauelemente etwas ungenau ist. Auch dem Kampf gegen giftige Zwerge, bissige Eber und ganz besonders gegen die großen Trolle oder Waldgeister fehlt die Präzision eines "Dark Souls". Meist haut man einfach wild auf die Gegner ein und versucht, rechtzeitig zu blocken oder auszuweichen.

Solo spielt sich das dennoch spannend. Es motiviert ungemein neue Baupläne aufzudecken und sich den Gefahren des Waldes zu stellen. Wer will, kann auch im Koop mit Freunden losziehen oder sich im PvP mit insgesamt zehn Spielern herumärgern. Man darf gespannt sein, was die schwedischen Entwickler ihrem Spiel noch so spendieren werden. Ein Riesenerfolg ist "Valheim" schon jetzt.

Valheim angespielt (5 Bilder)

Zugänglich und spannend: "Valheim" spricht Profis und Anfänger an. (Bild: heise online)

Iron Gate erfindet mit "Valheim" das Genre der Survival-Abenteuer nicht neu. Stattdessen feilen die schwedischen Entwickler an ein paar Grundmechaniken des Genres, setzen auf hohe Zugänglichkeit und verzieren sie mit einer Prise Soulsborne. Das spricht nicht nur Spieler an, die normalerweise nichts mit dem sperrigen Genre anfangen können, sondern auch erfahrene Überlebenskünstler, die sich wochenlang in ihrer Baupläne vertiefen wollen. Nur in Sachen Steuerung und Präzision müssen sich die Schweden ein wenig Kritik gefallen lassen. Das ändert aber nur wenig am Gesamteindruck: "Valheim" ist eine gelungene Genre-Frischzellenkur, von der man sich nur schwer lösen kann.

"Valheim" ist als Early-Access-Version für Windows und Linux erschienen. Es kostet ca. 17 €. USK nicht geprüft. Für unser Angespielt haben wir ein paar Stunden die Windows-Version gespielt.

(dahe)