Flash oder HTML5? Was ist besser?

Flash hat nicht gerade den besten Ruf – aber zu Recht? Kann das alte Adobe-Produkt mit dem freien HTML5-Standard mithalten?

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Anna Kalinowsky
Inhaltsverzeichnis

Adobe Flash und HTML5 sind die beiden großen Technologien, um animierte, interaktive Webseiten zu bauen oder ganze Spiele für den Browser. Welches System besser ist, ist gar nicht so leicht zu beantworten. Es gibt nach wie vor viele Flash-Fans – aber auch Flash-Hasser. Und bei HTML5 ist das nicht anders.

Hinweis: Im Juli 2017 verkündete Adobe das Ende von Flash. Ab 2020 will Adobe keine Updates mehr für Flash veröffentlichen.

Der erste große Unterschied liegt schon in der Herkunft: Flash ist ein proprietäres Produkt des Herstellers Adobe, HTML5 ist ein offener Standard. Praktisch heißt das, dass Adobe das alleinige Sagen über den Flash Player hat, während bei HTML5 Standardisierungsgremien entscheiden und die Umsetzung dann zum Beispiel bei den Browser-Herstellern liegt.

Die Abhängigkeit von einer einzelnen Firma ist tendenziell immer mit Risiken verbunden. Entscheidet sich Adobe, Flash morgen einzustampfen, ist Schluss mit Flash. Ein Standard hingegen ist deutlich transparenter und kann eben von unterschiedlichen Seiten eingepflegt und angepasst werden. In der Theorie gibt es hier daher eindeutig einen Punkt für HTML5. Doch leider, leider hat das in der Praxis auch Nachteile.

Im folgenden Abschnitt vergleichen wir Flash und HTML5 in Bezug auf Portabilität, Performance und Mobilität, sowie Entwicklung.

Portabilität

Und dieser Nachteil liegt darin, dass HTML5-Anwendungen nicht überall gleich aussehen (müssen). Es gibt nur den einen Flash Player und folglich sieht jedes Flash-Projekt auf jedem Gerät identisch aus - so wie sich ein Designer das auch erhofft. Bei HTML5 hängt die Darstellung jedoch vom verwendeten Browser und gegebenenfalls des Betriebssystems ab. Soll eine Anwendung dennoch überall gleich aussehen, erhöht das den Entwicklungsaufwand und so zuverlässig wie Flash ist es dann immer noch nicht.

Und gleich noch einen Punkt bezüglich der Portabilität kann Adobe einsacken: Flash-Apps sind letztlich nur eine einzelne SWF-Datei, die problemlos ge- und verteilt werden kann. Bei HTML5 ist es ein ganzes Sammelsurium an Dateien und Verzeichnissen. Das ist zwar nicht für jede Anwendung wirklich relevant, aber wenn man sein Produkt einfach teilen möchte, ist eine Flash-Animation doch noch komfortabler.

Performance und Mobilität

Für die Nutzer der Anwendungen ist die Frage der Performance sicherlich deutlich interessanter. Hier muss man einen Unterschied zwischen Desktop und Mobile machen: Desktops sind heute in der Regel so schnell, dass es völlig egal ist, ob etwa ein Spiel mit dieser oder jener Technik programmiert wurde. Hier bieten sowohl Adobes Hardware-Beschleunigung via Stage3D als auch das HTML5-Gegenstück WebGL mehr als genug Power. Auf dem Smartphone oder Tablet sieht das jedoch schon ganz anders aus.

Youtube, hier im Chrome-Browser unter Android, setzt auf HTML5 - ein starkes Argument.

HTML5 bietet auf Mobilgeräten mehr Leistung und kann alleine schon deshalb die Wahl der Stunde sein, da bei den meisten aktuellen Anwendungen Smartphone & Co. mindestens genauso wichtig sein dürften wie stationäre Desktops. Zwei andere Aspekte sind aber viel wichtiger: Zum einen verbraucht HTML5 weniger Strom. Das lässt sich zwar nicht pauschal in eine Ziffer packen, aber schon ein realistischer Unterschied von 10 Prozent ist nicht zu verachten. Zum anderen ist HTML5 überall vorhanden, jedes Tablet kann damit umgehen. Flash hingegen nicht: Für Android gibt es den Flash Player zwar noch direkt bei Adobe, auf Google Play aber schon nicht mehr. Und für iOS gibt es überhaupt keinen offiziellen Support.

Was die Unterstützung mobiler Gerätschaft angeht, hat HTML5 die Nase vorn. Selbst Adobe weiß das und entwickelt das Flash-Player-Plug-in für mobile Browser nicht weiter.

Entwicklung

Als Pro für Adobe Flash führen im Netz Tausende Artikel die bessere Tool-Unterstützung, also die verfügbaren Authoring-Tools auf. Nun sind die meisten Artikel aber ein paar Jahre alt. Der letzte große HTML5-Wendepunkt war die Umstellung von YouTube auf HTML5 in 2015. Und zu der Zeit war da durchaus was dran. HTML5 konnte als relativ neue Technologie natürlich nicht auf das Arsenal eines Urgesteins wie Flash zurückgreifen. Und für Flash gibt es wirklich viele gute Authoring-Tools jeglicher Couleur.

Andererseits: Mittlerweile kann der Nachfolger des Referenzwerkzeugs Adobe Flash Pro, Adobe Animate, nicht nur Flash, sondern auch HTML5 als Ausgabeformat verwenden. Und damit ist schon ein großer Schritt Richtung gelungen. Aber dennoch liegt Flash hier noch leicht vorne, zu groß ist die Entwicklergemeinde, zu gut die Dokumentation im Netz und zu verbreitet sind Tools, Vorlagen und so weiter. Aber das wird sich umdrehen, garantiert.

Adobe Animate hebt die Trennung zwischen HTML5- und Flash-Authoring auf - das ist nur noch eine Frage des Exports.

Wenn man es super knapp zusammenfassen will, könnte man sagen, dass Flash heute etwas komfortabler ist, so es denn läuft. Und es ist eine ausgereifte, lange etablierte Technologie – mit massiven Sicherheitsproblemen. HTML5 ist hingegen performanter und vor allem wesentlich mobiler. Aber es ist eine noch junge Technologie, die leider nicht zwangsläufig in jedem Browser gleich dargestellt wird.

Anders ausgedrückt: Derzeit existieren beide parallel, beide haben ihre Daseinsberechtigung, beide ihre Fans und Einsatzgebiete. In Zukunft wird jedoch irgendwann HTML5 der einzig relevante Standard für Standard-Inhalte sein, sprich kleinere Spiele, Videoplattformen und so weiter. Flash in der heutigen Form dürfte recht bald Vergangenheit sein – aber vielleicht eine neue Existenz als Technologie der Wahl für immer komplexere Spiele finden.

Man kennt es - Flash-Probleme sind leider omnipräsent.
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(anka)