Grafikkarte übertakten - so wird Ihre GPU schneller

Wenn Spiele ruckeln, wird es Zeit für mehr Grafikleistung - und die bekommen Sie schon mit ein paar simplen Handgriffen.

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Anna Kalinowsky
Inhaltsverzeichnis

Für mehr Grafikleistung muss es nicht gleich immer eine neue Karte sein. Mit Übertakten können Sie mehr Geschwindigkeit aus Ihrer vorhandenen GPU kitzeln. Wir zeigen Ihnen, wie das geht und was es dabei zu beachten gibt.

Auf Grafikkarten wird die Rechenarbeit von der Graphics Processing Unit (GPU) übernommen. Die GPU arbeitet im Grunde sehr ähnlich wie Ihre CPU mit einem gewissen Takt. Bei einer Intel-Core-i7-CPU sind das beispielsweise 1.716 Megahertz, bei einer Nvidia-GTX-960-GPU könnten es zum Beispiel 1.841 sein. Und auch der Systemspeicher arbeitet über eine solche Taktung, die Rechenoperationen pro Sekunde angibt. Und genau diese Werte können Sie hochschrauben.

Da stellt man sich die Frage, warum der Hersteller nicht gleich optimale Einstellungen für die Leistung verwendet. Standardmäßig hat Ihre Grafikkarte ein Setup, das sicheren und stabilen Betrieb sicherstellt. Und höhere Taktfrequenzen sorgen für mehr Stromaufnahme, höhere Temperaturen und insgesamt eine höhere Auslastung der gesamten Hardware. Nun sind diese Werte aber bei so ziemlich jeder Karte sehr konservativ gehalten und vertragen durchaus ein wenig Tuning. Früher war das Übertakten mal eine frickelige und nicht ganz ungefährliche Angelegenheit für Technik-Nerds, die auch die Garantie beendet hat. Heute liefern die meisten Hersteller gleich selbst einfach Übertaktungswerkzeuge für den Windows-Desktop mit. Dennoch ist Vorsicht angesagt: Zu hoch getaktete Hardware wird zu heiß und produziert irgendwann Fehler. Hier sieht man, dass es bei Grafikkarten nicht nur auf eine möglichst tolle Nvidia- oder Ati-GPU ankommt, sondern auch darauf, wie die Hersteller Kühlung und sonstige Komponenten verbauen.

Neben den beiden Taktraten lassen sich auch noch Stromaufnahme und Lüftung einstellen. Mehr zu den einzelnen Werten finden Sie gleich bei den einzelnen Schritten zum Übertakten.

Vorher ist es aber eine gute Idee, die Grafikleistung erst einmal zu messen und Werte wie Taktraten und Temperatur auszulesen. Mit dem kostenlosen GPU-Z bekommen Sie so ziemlich alle Daten über Ihre Grafikkarte, die interessant sein könnten, unter anderem auch maximale Standard- und aktuelle Taktfrequenzen. Und vor allem zeigt Ihnen der Reiter "Sensoren" alle wichtigen Werte auch in Echtzeit: GPU- und Speicher-Takt, Lüftergeschwindigkeit, Temperatur, Stromaufnahme und -spannung. Über die kleinen Pfeile an den jeweiligen Werten können Sie alternativ zum aktuellen Wert auch die Höchst-, Niedrigst- und Durchschnittswerte anzeigen lassen. Über das Kamerasymbol können Sie die angezeigten Werte als Bild abspeichern. Und das sollten Sie auch tun, damit Sie nach den Tuning-Maßnahmen kontrollieren können, ob sich überhaupt etwas verändert hat.

GPU-Z zeigt übersichtlich die wichtigsten Sensordaten.

Auch die Leistung sollten Sie vorab messen. Das geht am einfachsten mit der kostenlosen Version von 3DMark. Das Benchmark-Programm spielt eine ganze Reihe von Animationen in unterschiedlichen Detail-/Effektstufen ab und misst dabei die Grafikleistung. Alternativ können Sie natürlich einfach Ihr Lieblingsspiel starten und Ihnen dabei die angezeigten Bilder pro Sekunde (Frames per Second/FPS) anzeigen lassen.

Zum Übertakten können Sie in vielen Fällen auf Tools des Grafikkartenherstellers zurückgreifen – aber das sieht natürlich jedes Mal anders aus. Aber mit dem MSI Afterburner gibt es auch ein wunderbar einfaches Programm, das nicht nur mit MSI-Karten arbeitet, sondern auch mit etlichen anderen Nvidia- und Ati-Produkten.

Zunächst: Wenn Ihnen die Darstellung nicht gefällt oder zu unübersichtlich ist, öffnen Sie die Einstellungen über das "Zahnrad"-Symbol beziehungsweise den "Settings"-Button. Im Reiter "Benutzeroberfläche" können Sie Sprache und Aussehen gut anpassen.

Die Standardansicht vom Afterburner ist nicht unbedingt übersichtlich.

Zunächst können Sie hier "Core Voltage (mV)", also die angelegte Spannung in Millivolt, und das "Power Limit", also die maximale Stromaufnahme, anpassen. Insbesondere die Spannung sollten Sie aber nicht ohne intensives Studium Ihrer Hardware und den Auswirkungen anrühren – nützlich ist das sowieso nur, wenn Sie bis an die Grenzen gehen wollen. Auch das Power-Limit, so die Hardware es denn überhaupt unterstützt, brauchen Sie nicht.

Etwas konventioneller gestaltet, ist Afterburner gleich etwas übersichtlicher.

Interessant sind die Werte "Core Clock" und "Memory Clock", also die Taktfrequenzen von Kern und Speicher. Hier sollten Sie sich ganz vorsichtig an noch sichere Einstellungen herantasten. Versuchen Sie es in 5-Megahertz-Schritten: Hochsetzen, mit dem "Apply"-Knopf anwenden, Computer im Betrieb testen. Fehler machen sich zum Beispiel durch Flimmern, Artefakte oder Abstürze bemerkbar – tritt so etwas auf, drehen Sie die Regler wieder ein Stück zurück! Am besten gleich zwei Schritte, um die Karte nicht ständig am Limit zu fahren.

Auch ein Blick auf die Temperatur kann nicht schaden, Herstellerlimits sollten nicht überschritten werden. Die Einstellung "Fan Speed" kann hier übrigens ein wenig helfen, höhere Lüftergeschwindigkeiten bedeuten aber auch mehr Lärm und Stromverbrauch. Meistens ist die Vorgabe "Automatisch" völlig in Ordnung. Für Spiele oder im Hochsommer lohnt sich manchmal ein Hochschalten.

Wenn Sie mit den Einstellungen zufrieden sind, können Sie sie als Profil speichern. So können Sie schnell zwischen maximaler Leistung zum Zocken und minimalem Stromverbrauch beim Surfen umschalten. Und falls Sie sich fragen, was das alles bringt: Auf unserem Testsystem läuft eine GTX-960-Grafikkarte mit standardmäßig 1216 MHz Kern- und 1753 MHz Speichertakt – diese Einstellungen bringen es auf 1716 Punkte beim 3DMark-Benchmark Fire Strike Ultra. Mit jeweils 150 MHz mehr, kommt der Test auf 1841 Punkte, also immerhin 7,2 Prozent mehr. Eine weitere Erhöhung führt zu Abstürzen des Benchmarks und fehlerhaften Informationen in GPU-Z.

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(anka)