Die Geister, die mich riefen: Luigi's Mansion 3

Auf der Nintendo Switch geht Luigi zum dritten Mal auf Geisterjagd, und das Hotel ist deutlich größer als die Spukhäuser im ersten und zweiten Teil.

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Die Einladung ins Luxushotel war zu schön um wahr zu sein. Luigi, Mario, Peach und drei Toads freuen sich auf einen entspannten Urlaub, der sie leider ebenso wenig erwartet wie seinerzeit auf der Trauminsel in "Super Mario Sunshine". Das Böse kommt für die Spieler weniger überraschend als für die Helden in der Nacht und in der geisterhaften Gestalt von König Buu Huu. Der vertraute Gegenspieler Luigis will die Freunde für alle Zeiten in Gemälden verbannen.

Lediglich der ängstliche Luigi entkommt dem Angriff und nimmt schweren Mutes den Kampf mit den Geistern auf, um seine Freunde zu befreien. Zum Glück ist Professor I. Gidd nicht weit: Der Erfinder des Geistersaugers Schreckweg FL-U baut ruckzuck sein portables Labor in der Tiefgarage des Hotels auf und versorgt Luigi mit Informationen und nützlichen Gegenständen.

Auf der Flucht vor König Buu Huu

Die Geschichte dient wie bei den meisten Luigi- und Mario-Titeln nur als Hintergrund für das eigentliche Spielgeschehen. Große Wendungen oder epische Tiefen sind freilich nicht zu erwarten, aber zumindest bietet "Luigi's Mansion 3" immer wieder nette Referenzen an Filme und Videospiele – teils offenkundig, an anderen Stellen eher subtil.

Auf in den Kampf

Dank des Schreckweg FL-U, der schon im ersten Teil wie eine Hommage an die Ghostbusters-Filme wirkte, kann Luigi zurückschlagen. Mit dem Sauger allein ist es jedoch nicht getan, da die flinken Geister sich nicht so einfach schnappen lassen. Zunächst muss Luigi sie mit seiner Taschenlampe blenden und dann den kurzen Schreckmoment für den Saugangriff nutzen.

Im Vergleich zum ersten "Luigi's Mansion", das vor gut 17 Jahren zum Start des GameCube erschienen ist, und dem zweiten, das 2013 für den 3DS herauskam, hat Luigi ein paar neue Tricks auf Lager. Er verdankt sie dem Erfindergeist von Prof. I. Gidd, und der Schreckweg FL-U bekommt einige Fähigkeiten erst im Lauf des Spiels. Die anfangs auffälligste Neuerung ist ein herzhafter Sprung, mit dem Luigi zum einen die Umgebung und Geister aufwühlt und zum anderen Bodenattacken ausweichen kann.

Das Cover des Spiels zeigt die vielleicht interessanteste Ergänzung des dritten Teils: Fluigi ist mehr oder weniger ein Klon, der aus dem Ektoplasma – oder was sonst von den Geistern im Schreckweg FL-U landet – entspringt. Das schleimige Abbild von Luigi kann durch Gitter und Röhren gleiten und erreicht damit Gegenden, die dem menschlichen Helden verschlossen bleiben. Allerdings hat Fluigi eine große Schwäche: Bei Berührung mit Wasser löst er sich auf.

Gitter sind kein Hindernis für Fluigi.

Einzelspieler wechseln über einen Tastendruck zwischen Luigi und Fluigi, und die beiden lassen sich auch mit einem zweiten Controller im Team steuern. Einige Puzzles, die auf das Wechselspiel zwischen Luigi und Fluigi setzen, erinnern unter anderem an THQs Action-Adventure "Sphinx und die verfluchte Mumie", das vor Kurzem als Neuauflage für die aktuelle Konsolengeneration erschienen ist. So gleitet Fluigi durch die Lüftungsschächte, und Luigi muss die Röhren anders ausrichten oder störendes Wasser umleiten, um Fluigi den Weg freizumachen.

Ein hohes Hotel

Nicht nur hinsichtlich der Fähigkeiten, sondern auch bezüglich des Umfangs ist Luigi's Mansion mit dem dritten Teil deutlich gegenüber den beiden Vorgängern gewachsen. Insgesamt sechzehn Stockwerke hat das Hotel und abgesehen von den ersten Hotelfluren und der Tiefgarage warten oft größere Welten als eine schlichte Hoteletage vermuten ließe: eine Pyramide mit Wüstenlandschaft, ein Piratenschiff im Meer oder eine Riesenpflanze, die durch die Decke schießt.

Die Gestaltung der Ebenen ist eine der großen Stärken des Spiels: Jede Etage hat ihre eigene Atmosphäre, spezifische Geister und jeweils einen thematisch passenden Bossgegner. Auch die Puzzles sind auf das jeweilige Szenario zugeschnitten. In der Pyramide muss Luigi den zahlreichen Fallen entkommen – von Giftpfeilen über Treibsand bis zu stacheligen Decken, die sich langsam, aber tödlich sicher abwärts bewegen.

Die Etagen des Hotels sind erstaunlich geräumig.

In der Welt der Illusionen führen Türen nicht in den erwarteten Raum, hängen Betten an der Decke oder ein Spiegel teilt den Raum. Im Heizungskeller muss Luigi den überfluteten Boden auf einem großen Schwimmreif durchqueren. Der Schreckweg FL-U dient als Antrieb, stachelige Bojen und geisterhafte Haie als Hindernisse, und Fluigi öffnet Tore zum Weiterkommen. In der Welt des Films warten unterschiedliche Settings, und im Museum spukt es zwischen Saurierskeletten.

Immer wieder überraschen den grün gekleideten Klempner Geister, die ebenfalls eigene Fähigkeiten haben und unterschiedliche Strategien vor dem Wegsaugen erfordern. Einige schützen ihre Augen vor dem betäubenden Blitz aus Luigis Taschenlampe, andere tauchen aus dem Nichts auf und erschrecken den Klempner dermaßen, dass er kurz handlungsunfähig ist. Einige große Geister lassen sich nur von hinten wegsaugen und vorwitzige Versteckkünstler bewerfen Luigi aus der Deckung heraus mit Gegenständen. Die regulären Kämpfe gegen die Geister sind zwar zu einfach, machen aber trotzdem schon wegen der Geräusche und der spürbaren Gegenwehr durch die Vibration des Controllers immer wieder Spaß.

Meister der Aufzugknöpfe

Trotz der großen Auswahl an Geistern sind die Strategien gegen die meisten Gegner schnell erlernt, und im Verlauf des Spiels ändert sich wenig an den grundlegenden Techniken. Anders sieht es bei den Bossgegnern aus, die bis zum Schluss für Abwechslung sorgen. Bei den Kämpfen zeigt sich deutlich, dass Luigi's Mansion ein Abenteuerspiel und kein klassischer Platformer wie viele Mario-Titel ist. Für den Sieg reicht das Erkennen der Strategie, die Geschicklichkeit der Spieler spielt eine untergeordnete Rolle. Zudem lassen sich bei fast allen Bosskämpfen reichlich Herzen ergattern, die einen Teil der verlorenen Lebensenergie wiederherstellen.

Auch große Geisterhorden sind keine große spielerische Herausforderung.

Die Bosse sind die Meister der Aufzugknöpfe. Jeder von ihnen hat einen Knopf an sich gerissen, den Luigi schließlich jeweils als Lohn für den Sieg erhält und so eine neue Etage freischaltet. Luigi's Mansion 3 ist ein klassisch geradliniges Spiel, das von Level zu Level führt, das der Klempner jeweils von der Aufzugstür bis zum Boss durchstreift und dabei Rätsel löst.

Offene Welten wie in "Super Mario Odyssey" und "The Legend of Zelda: Breath of the Wild" bietet das Hotel nicht. Bereits abgeschlossene Ebenen darf Luigi jedoch erneut besuchen, um fehlende Schätze einzusammeln. Außerdem durchbrechen gelegentliche Überraschungen wie ein nach seiner Rettung erneut verschwundener Toad oder eine diebische Geisterkatze das stete Voranschreiten von Etage zu Etage.

Überfluss bis überflüssig

Der Schreckweg FL-U nimmt nicht nur Geister auf, sondern Luigi kann damit alles einsaugen, das nicht niet- und nagelfest ist. Tischdecken, Vorhänge, Geschirr und auch Spinnen schluckt der Spezialsauger. Neben der amüsanten Geräuschkulisse bringt der Putzfimmel Geld ein: Überall warten Münzen, Scheine, Perlen und sogar Goldbarren nur darauf, dass Luigi sie an sich nimmt, und mit der Zeit kommt ein hübsches Sümmchen zusammen.

Wo Piraten sind, warten Schätze.

Leider mangelt es aber an attraktiven Angeboten, für die Luigi das gesammelte Geld ausgeben kann. Der von Prof. I. Gidd aus dem Boden gestampfte Laden bietet drei nützliche Gegenstände an und nicht mehr. Ein Knochen dient quasi als Extraleben: Polterpinscher, Luigis geisterhafter Begleiter in Hundeform, frisst das Leckerli, wenn Luigis Energie auf 0 sinkt und schickt den Klempner anschließend vollständig geheilt zurück ins Geschehen. Im Laufe des Spiels darf Luigi mehr Knochen gleichzeitig tragen und damit seine (Boss-)Kampfchancen verbessern.

Darüber hinaus hilft ein weiterer Gegenstand beim Auffinden von Juwelen. Jede Etage bietet sechs dieser kleinen Kostbarkeiten, die mehr oder weniger gut versteckt sind und oft zusätzliches Knobeln beziehungsweise den geschickten Einsatz von Fluigi erfordern. Schließlich versteckt sich in jedem Stockwerk ein Buu Huu, für den die Spieler die Vibrationen des Gamepads richtig deuten müssen – oder eben ein weiteres hilfreiches Item erstehen, das die Suche vereinfacht.

Bei der Liebe zum Detail, den die Entwickler in Luigi's Mansion gesteckt haben, bleibt die Frage, warum Prof. I. Gidd nicht ein paar schmucke Gegenstände anbietet. Dass ein Upgrade des Saugers die Balance stört, ist verständlich, aber neue Mützen, ein schickerer Schreckweg FL-U oder ein eigenes Hotelzimmer zum Aufbewahren von Sammelgegenständen wäre eine schöne Erweiterung gewesen.

Darfs etwas Mehr(-spieler) sein

Luigi's Mansion 3 ist wie die beiden Vorgänger im Kern ein klassischer Solotitel. Es bietet jedoch ein paar Optionen, im Team oder gegeneinander auf Geisterjagd zu gehen. Ein zweiter Spieler kann jederzeit die Steuerung von Fluigi übernehmen, was aber aufgrund des Spielaufbaus nur mäßig gewinn- und spaßbringend ist.

Origineller sind die Mehrspielerpartien: Im Wirrwarrturm kämpfen sich bis zu vier Geisterjäger online oder lokal unter Zeitdruck durch fünf oder zehn Etagen. Einige Hindernisse erfordern Teamwork, und die Figuren können in Fallen geraten, aus denen andere sie befreien müssen. Polterpark ist eine Art Partymodus für bis zu acht Spieler an einer Switch-Konsole.

Teamwork im Wirrwarrturm

Die Multiplayer-Ergänzungen sind nett, können aber mit echten Mehrspielertiteln wie der Farbschlacht in Splatoon nicht mithalten.

Gute Geister, gute Laune

"Luigi's Mansion 3" ist ein äußerst schönes und umfangreiches Solospiel. Jede Etage bringt etwas Neues mit, sodass es über die zahlreichen Spielstunden bis zum Ende nie langweilig wird. Die Atmosphäre ist großartig – nicht zuletzt dank der herrlichen, wenn auch gewohnt sparsamen Synchronisation des Titelhelden, der lediglich "Ah"-, "Oh"- und zittrige Laute von sich gibt, dessen Minimalismus Nintendos Stammsynchronsprecher Charles Martinet aber fast zur Kunstform erhebt. Trotz des gruseligen Themas und des auf den ersten Blick an "The Shining" angelehnte Setting im Hotel bleibt Luigi's Mansion knuddelig und kindgerecht.

Die Rätsel machen durchweg Spaß und bringen regelmäßig Abwechslung ins Geschehen. Die mit der Zeit erhaltenen Aufrüstungen des Schreckweg FL-U verbessern zwar nicht die Kampfkraft, erweitern aber das Spektrum der Möglichkeiten und damit die Art der Rätsel. Ein stärkerer Sauger wäre ohnehin zu viel des Guten, da die normalen Kämpfe durchweg einfach bleiben und die Bosskämpfe wie in allen Videospielen in erster Linie eine Frage der richtigen Strategie sind.

Wer mit Marios Bruder aufgewachsen ist oder an den ersten beiden Titeln der Serie seinen Spaß hatte, findet in Luigi's Mansion 3 nicht nur eine gelungene Fortsetzung, sondern den bisher unterhaltsamsten und umfangreichsten Teil der Geisterjagdserie.