Ein Reisemonolog aus dem Balkan: Jenseits der Monomedien

Über unabhängige Medien - Radio und Internet - im ehemaligen Yugoslawien

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Der vorliegende Bericht ist der erste Teil einer Serie von Tom Bass, Budapest, über unabhängige Medien im ehemaligen Yugoslawien. Beruhend auf einer zweiwöchigen Reise Ende Februar, ist diese Serie ein Versuch, über den Jubel-Journalismus a la CNN hinauszugehen und ein facettenreiches Bild der Underground-Medienlandschaft auf diesem Teil des Balkans zu zeichnen.

Die scheinbar unvermeidliche Entwicklung der politischen und militärischen Ereignisse hat das Bild des ehemaligen Yugoslawien über weite Strecken der letzten Dekade bestimmt.
Meine kurze zweiwöchige Winterreise wurde von einer Flaute, wenn nicht gar einer vorübergehenden Aussetzung der Proteste gegen das Milosevic-Regime im Zusammenhang mit der Unterstützung des überzeugenden Wahlsieges des Zajedno-Bündnisses in serbischen Städten gekennzeichnet [1] .
Ich kam gerade rechtzeitig zu jener Demonstration am 22. Februar, welche die vollständige Anerkennung der Wahlsiege feierte.

Mir ging es jedoch nicht um diese Siegesfeier. Ich war auf der Suche nach unabhängigen Medien, insbesondere jenen des Äthers und des Netzes, die beide wesentlich zur widerwilligen Anerkennung der Zajedno-Wahlsiege durch unter dem Einfluß von Milosevic-Dekreten stehende Gerichte beigetragen hatten. Meine Reise ins "Auge des Hurrikans" begann und endete in Budapest, von wo aus ich Belgrad, Sarajevo und Zagreb aufgesucht hatte, eine aufregende, wenn auch nur "einigermassen exotische" Kartographierung von Mitteleuropa [2] .

Trotz der Dokumentationen, die uns rational und punktförmig von den Bruchlinien der Konflikte her bestrahlen, existiert der Krieg heute bereits primär als eine Abstraktion, eine Fotomontage körniger Details. 1987 kam Milosevic, noch unverbraucht, aus den nebligen Feldern des Kosovo und startete seine Wahlkampfkampagne in Krusevac, das Verlangen nach einem "Recht auf Nationalität" nährend [3] . Er wurde schnell zu einem Phänomen, freudig empfangen seitens der begeisterten kommunistischen Staatspresse, die kurz darauf zu einem Milosevic-Organ werden sollte. Die Antagonismen überschlugen sich. Andere folgten seiner nationalistischen Linie, einige davon sogar noch radikaler. Die Nationalisierung ebnete der Fragmentierung den Weg. Aus Yugoslawien wurden 5 Nationen, 5 Ethnien, die sich alle selbst als "Mehrheit", die mit einer Stimme spricht, begriffen.

In diesem Yugoslawien, das es nun nicht mehr gibt, weder als ex- noch als früheres YU, sehen sich die monomanischen Medienlandschaften von Kroatien und Serbien einer aufmüpfigen Minderheit von nicht auf Linie geschalteten Medien gegenüber. Und obwohl sich Franjo Tudjman und Slobodan Milosevic jede Mühe gaben, die Plage der unabhängigen Medien "anzusprechen", besitzen diese "Unerwünschten" die Frechheit, zu widerstehen und immer wieder zu erscheinen. Nur in Sarajevo scheint die Anwesenheit der internationalen Gremien und ihrer finanziellen Mittel ein toleranteres Modell der Medienpraxis zu garantieren.

Ein besonderes Organ des kristallisierten Widerspruchs bildete das ZaMir Transnational Net. Von Eric Bachmann im Jahr 1992 gegründet, bildete es in seiner skeletthaften Form als Emailnetz die erste, und eine zeitlang einzige Kommunikationsstruktur, welche die Gräben zwischen den neugegründeten Staaten überwinden konnte. Spärliche Netzknoten von ZaMir waren in Ljubljana, Zagreb, Tuzla, Vukovar, Sarajevo, Pakrac, Belgrad und Pristina vorhanden. Trotz des Hin und Her der Kriegshandlungen konnte das Netz die Verbindungen zwischen jenen stärken, die sich einst als "anarchistisch-liberal" eingeschätzt hatten und nun zu "Yugoslawien-Nostalgikern" geworden waren. Darüberhinaus ermöglichte es Flüchtlingen, Kontakt zu in der Heimat Verbliebenen aufzubauen und Verbindungslinien wieder herzustellen, die durch erzwungenes Verlassen von Heimat und Lebenshintergrund in letzter Minute zerstört worden waren. Und nicht zuletzt versuchte ZaMir eine größere Verbreitung des Netzes über diese Kreise hinaus zu fördern. Inzwischen hat sich einiges getan. SubLink bietet ein Cybercafe in Zagreb an, Opennet publiziert zu unter der Schirmherrschaft von B92 stattfindenden Aktivitäten, EUnet bietet ganz normalen kommerziellen Internetzugang in Belgrad an und auch ZaMir plant, vollen Internetzugang anzubieten.

Wenn man von realem Verbreitungsgrad spricht, dann ist Radio der absolute Champion im ehemaligen Yugoslawien. Jedoch mit einer wichtigen Einschränkung: Die unabhängigen Sender sind rar und ihr Sendegebiet beschränkt sich auf die Hauptstädte. Zuhörer außerhalb ihrer Reichweite müssen zwischen staatlichen Radio- und Fernsehkanälen wählen, was letztere der vielfachen Sendestärke ihrer Antennen zu verdanken haben. Das inzwischen nicht mehr weitergeführte "Radio Brod", ein Radioschiff in der Adria, das von französischem "Schuldgeld" finanziert worden war, versuchte diese Situation zumindest für Bosnien zu vermeiden. Doch für die Bewohner Sarajevos, welche ihre Batterien für einige wenige Stunden Radioempfang pro Tag in dunklen Kellern rationierten, war Radio Zid wesentlich geeigneter, die psychologischen Verzweiflungszustände zu bekämpfen.

Heute ist die Aufmerksamkeit auf Radio 101 und Radio B92 gerichtet, deren Fälle von zahllosen Email-Petitionen und URLŽs um die Welt getragen wurden. Doch diese Sendestationen werden von weniger bekannten Sendern ergänzt: Radio Index und Boom 93 in Serbien, Radio ISV und Radio 99 in Sarajevo und Radio TTT in Zagreb, von denen die meisten Anstrengungen unternehmen, eine Zuhörerschaft auch über das WWW an sich zu ziehen [4] .

So war die Absicht meiner Reise also, diese Radiosender aufzuspüren und über sie zu schreiben, ebenso wie über die neugegründeten Netzprojekte in der alles andere als unabhängigen Medienlandschaft des ehemaligen Yugoslawiens. Hier folgt der erste Teil meines Berichts von dieser zweiwöchigen Reise.

Belgrad, 1.Tag, 18.Februar 1997 - In Transit

U-Bahnstation in Neu-Belgrad

Zigaretten und Klositzungen akzentuierten meine sechsstündige Zugsreise ab Budapest, bevor Neu-Belgrad in Sicht kam, eingeklemmt zwischen Händlern sitzend, die in versperrten Zugabteilen reisen, aufgeschreckt von Gerüchten über Räuber und Betäubungsgasangriffen. Der Zug glitt über die Save und tiefer in die Stadt hinein, um schließlich an dem Ort anzuhalten, den mein Gastgeber als den "schlimmsten Bahnhof Europas" bezeichnete. Vielleicht nicht der schlimmste, aber ein Ort, um mit russischen Schwulen zu flirten, die am falschen Ort nach Disco-Kultur suchen, Zigeunerblaskapellen zuzuhören und zahlose Dinare für Telefon-Jetons auszugeben, die nicht funktionieren. Nachdem ich ausgestiegen war, wartete ich auf meinen Gastgeber, der sich bislang noch nicht gezeigt hatte.

Der schlaksige Pavle Cosic kam schließlich bald des Weges geschlendert, die Oppositionszeitung unter dem Arm, an der er selbst mitarbeitet, der "Dnevni (Daily) Telegraf". Wir befolgten das übliche "Warst du schon in Belgrad"-Frageritual, einen Hügel hochschnaufend, begleitet von einem Chor von 1.- DM Radioweckern, die alle zugleich läuteten, und vom zs-zs-zs-zs der illegalen Geldwechsler. Zajedno-Poster mit Vuk DraskovicŽs eingegrabenem wölfischem Grinsen und an die Wand geschmierte Gegenslogans säumten unseren Weg durch die Fußgängerzone, Überbleibsel der 88 Tage dauernden Proteste [5] .

Verkaufsstände mit Musikkassetten im Bahnhofsviertel

Als wir an Scharen von Studenten und Lehrern vorbeispazierten, die immer noch ihren Hardliner-Direktor bekämpften, glaubte ich den Grund, das Süchtigmachende, das Verfestigende und die Vermischung von Szene und Gegenszene im Verlauf der Wochen von Straßenprotesten beinahe riechen zu können, eine Entwicklung, die nicht erst auf Ereignissen der jüngeren Vergangenheit beruht und in deren Verlauf sich radikalisierte Coolness ausgebreitet hatte, während die kollektive hormonale Erregung von sichtbar geschwollenen Lymphdrüsen verzeichnet worden war. Eine Generation war in der Öffentlichkeit erschienen, sie hatte die Möglichkeit zur Selbstermächtigung erkannt, sie verlangte nach einem anderen, allerdings nicht notwendigerweise besseren Serbien als dem von Slobodan Milosevic. Sie sind weder verschämt, den Glitter und Glanz vergangener Zeit einzufordern, noch zumindest einen Anflug demokratischer Ordnung. Die Protestler bewahren für sich ziviles Verhalten ebenso wie Beharrungsvermögen und sind alles andere als die "Hooligans", als die sie von der Milosevic Presse bezeichnet werden [6] .

Erstaunlicherweise könnten sie damit zu Katalysatoren seiner zukünftigen Absetzung werden, wozu auch die Beendigung des Wirtschaftsembargos und in der Folge der volle Internetzugang beigetragen hatten.

Zuhause bei Pavle tauschten wir uns über unsere Positionen aus und begannen am Beziehungsnetz zu jenem Underground von Belgrad zu spinnen, der in Mark J.Hawkers Dokumentarfilm "Zombie Town" jüngst porträitiert worden war. Die verschiedenen möglichen Querverweise in Betracht ziehend, begannen wir an der Basis.

Cybercafe und Medienkonglomerat

"Sezam Pro" bezeichnet sich selbst als Cybercafe. Es ist allerdings eher eine spartanische Angelegenheit, bei der man das Gefühl hat, der Server müsse ausgesteckt werden, um die Herdplatte, auf der serbischer Cafe gebraut wird, einzustöpseln. Wie die Homepage erläutert, begann Sezam Pro als Kult-Mailbox, initiiert von Zoran Zivotic und Dejan Ristanovic, zwei Personen, die in der Phase der ersten Beigeisterung Yugoslawiens für die Modem-Kultur von elementarer Bedeutung gewesen waren, bevor sie begannen, Internetdienste für ihre Kunden zu Preisen von 2.- DM pro Stunde für Zugang von zu Hause und 8.- DM für Zugang im Cafe anzubieten.

Ein anderer Provider, wesentlich kommerzieller, schneller und auch teurer ist EUnet, ein Unternehmen der Brüder Karic. Als Unternehmern gehört Bogoljub Karic und seinen wesentlich unsichtbareren Brüdern aus dem Kosovo ein ganzes Medienkonglomerat, "Karic Brothers" (BK), die Anteile an den am stärksten monopolartig strukturierten Märkten Serbiens besitzen, Telekommunikation und Medien, und die so eine Art westlicher Diversifizierung simulieren helfen. Ihre Besitztümer gehen auf einen Kredit von einer halben Million US$ zurück, den sie von Milosevic als öffentliches Darlehen zur Investitionsförderung erhalten hatten. BK sind bis jetzt noch nicht in die Hauptstadt zurückgekehrt und die Besitzer erfreuen sich der Einkünfte von serbischen und russischen Investitionen in den Bankensektor, die Baubranche, den Handel etc.. Sie agieren unter dem Deckmantel einer Pseudo-Normalität, so als hinge die Möglichkeit des Geschäftemachens in Serbien allein davon ab, daß man schlau genug ist, und nicht vielmehr davon, ob man die richtigen Beziehungen zu Staatsunternehmen und Regierung hat.

BK haben sich inzwischen, zumindest öffentlich, mit Milosevic verkracht, der nun versucht, ihren landesweiten populären Fernsehsender zu schließen, nachdem sie über die Proteste berichtet und den Montenegrinischen Premierminister Djukanovic unterstützt hatten, nicht zuletzt aber auch wegen der im Raum stehenden, nur mehr burlesk zu nennenden Kandidatur von Bogoljub Karic für das Präsidentenamt. Diesen veränderten Begleitumständen Rechnung tragend gewähren BK nun Internet-Unterstützung für das United States Information Service (USIS) in Belgrad. BK betreiben aber auch Netzknoten in Pale und Banja Luka in der Serbischen Republik in Bosnien. In Ergänzung zu ihrer unmißverständlich kommerziellen Linie gewähren BK auch der Entwicklung von Inhalten ein wenig Raum, indem sie eine wöchentliche Kulturliste auf ihren Sites veröffentlichen und eine WebCity aufbauen, als ein Versuch, Belgrad potentiellen Kunden nahezubringen. Nichtsdestotrotz sollte man die Karic Brüder im Auge behalten, wenn man von MilosevicŽs Unverwüstlichkeit spricht. Webcity oder www.beocity.com.

Medien und Opposition

Mit der Unterstützung durch die Studentenbewegung ist Zajedno seinem Status eines zersplitterten Häufchens von Dissidenten entwachsen, den es noch vor einem Jahr hatte [7] . Neue Zajedno-Stadtverwaltungen, die nun Kontrolle über lokale Medien ausüben, haben ihre Fähigkeit, abweichende Meinungen zu unterdrücken, bereits unter Beweis gestellt. Stari Grad liefert dafür ein gutes Beispiel, der einzige Wahlkreis in Händen von Zajedno vor den November-Wahlen, in welchem sie die Ansichten ihrer Wähler ignoriert hatten. Private kommerzielle Sender, besonders jene von BK, können ebenso dieser Formel zugerechnet werden, nach der die Loyalitäten zwischen Versprechen und Endergebnis rechtzeitig umverteilt werden. Wenn sich dieses Muster von den Wahlen im November bei den Präsidentschaftswahlen im Sommer wiederholt, dann könnte Milosevic wirklich gefährdet sein, trotz der Zögerlichkeit, mit der er staatliche und private Medien aus seinem Machtzugriff entlässt.

Wie auch immer, die Landbevölkerung wählt Milosevic und die städtischen Radios, Fernsehsender und Zeitungen erreichen das Land nicht, die staatlichen Medien allerdings schon. So halten die staatlichen Medien, obwohl sie durch die Bemühungen von B92 und Radio Index über die Proteste zu berichten, ihrer Legitimität beraubt wurden, und damit auch Milosevics Einfluss auf die städtischen Wähler unterminiert wurde, immer noch das Trumph-Ass für eine mögliche zeitlich unbegrenzte Regentschaft in der Hand [8] .

Das staatliche Radio und Fernsehen Serbiens (RTS) hält, überwacht von der Bürokratie des Ministeriums für Information, ein virtuelles Sendemonopol und ist so in der Lage, das Image von Milosevic als Retter Serbiens zu konsolidieren, während dieser nun immerhin dem Underground und seinen Medien erlaubt, in ihrer eigenen, uneffizienten Weise weiter zu arbeiten, er aber zugleich die innere Entfremdung der Bevölkerung durch Fremden- und Ausländerfeindlichkeit weiter vorantreibt. Die Macht des Netzes allerdings, Versuche der Informationssteuerung durch Boykott zu unterwandern, hat Milosevic offensichtlich unterschätzt. Es sollte nicht vergessen werden, daß versiegelte Grenzen zugleich porös und profitabel sind.

Wenn in einem Regime, das jede Äußerung von Unabhängigkeit unausgesetzt zu unterdrücken sucht, sei es individuelle oder kollektive Autonomie, neue gesellschaftliche Gruppen Sichtbarkeit erlangen, dann sind unabhängige Medien eine vitale strategische Errungenschaft im gesamten Spektrum der Untergrundpolitik und -kultur. Der Underground bleibt Milosevic gegenüber mißtrauisch. Demonstrationen und Proteste haben bislang noch nicht bewirken können, daß sich die Türen von Boom 93, der Schwesterstation von B92 in Pozarevac wieder geöffnet hätten [9] .

Radio Index

Im Studio bei Radio Index

Ein wenig am Aufwind teilhabend, den die internationale Publizität von B92 mit sich brachte, konnte sich Radio Index etwas aus der Obskurität seiner Anfänge befreien, eine Frequenz auf UKW 88.9, die Radio Index im Gefolge der Anti-Kriegs Studentenproteste 1992 erhalten hatte. Die Büroräume von Radio Index befinden sich im staatlichen Rundfunkgebäude. Aus den Eingeweiden des Gebäudes nähert sich mir Jovan Palavestra, ein sehr junger Journalist, der wegen seiner unverfrorenen Berichterstattung über die Straßenproteste einen großen Bekanntheitszuwachs erfahren hatte. Er führt mich ins Studio, wo wir den Sprecher Alexander Stajkic treffen, beinahe "umzingelt" von archaischer Radiotechnik. Streikende Techniker lungerten draußen vor den eingeschlagenen Fenstern des staatlichen Fernsehens herum, nachdem sie geschenkte Mobiltelephone zurückgewiesen und auf redaktioneller Unabhängigkeit bestanden hatten.

Folgt man Alexander und Jovan, dann hat Radio Index mehr Hörer als B92. Das verdanken sie ihrer mehr am Mainstream orientierten und leichter konsumierbaren Musikauswahl. Radio Index bietet auch selbstproduzierte Nachrichten an, Nachrichten, die unerlässlich sind, um die wirkliche Situation in Belgrad zu verstehen, insbesondere nachdem sich Gerüchte und Intrigen während der Kampagne von Zajedno, die Wahlen zurückzugewinnen, überschlagen hatten. Meine Gesprächspartner betonten, daß ihre Station einen legitimen Zugang zu den politischen Führern hat und daß die Äußerung individueller politischer Meinungen von Reportern in der Redaktion befürwortet wird. Sie wollten sich jedoch nicht darauf versteifen, ob sie wirklich die gesamte Bandbreite an Berichterstattung aufbringen können, die auch die Formulierung von Analysen und Kommentaren ermöglicht, welche die beständige Neuanpassung und Verlagerung des politischen Kräftespiels in Serbien verständlich machen können.

Denn auch als kommerzieller Sender hat Radio Index sehr reale Probleme. Obwohl sie, anders als B92, durch eine Lizenz abgesichert sind, sind sie für die Aufrechterhaltung des Betriebs zur Gänze auf Werbeeinnahmen angewiesen. Nach Ansicht meiner Gesprächspartner hat B92 ein Monopol auf die spärlichen vorhandenen Fördergelder. Neue Ausrüstung ist bei ihnen ein Fremdwort. Das Schneiden analoger Tonbänder ist die Regel für die Berichte, die so eine Behandlung überhaupt erfahren, wenn sie nicht gleich live gesendet werden. Radio Index war nicht so erfolgreich wie B92, sich als unabhängiger Sender bekannt zu machen. Die große Zahl von Links, die auf B92 verweisen und B92 unterstützen, untermauern diesen Punkt. Die Web-Präsenz von Radio Index ist nur sehr spärlich durch die Unterstützung von Radio Yugoslavia gegeben, ein staatlicher 500 Watt Kurzwellensender. Radio Index funktioniert als ein "Was-du-siehst-ist-was-du-bekommst"-Kanal, doch seine Mitarbeiter haben den Wunsch, den Grad an Professionalismus in der Berichterstattung und in der Produktion zu verbessern.

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