Nach Festnahmen im Donbass: China bestreitet militärische Beteiligung

Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj

Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj

(Bild: Review News/Shutterstock.com)

Ukrainische Streitkräfte haben zwei Chinesen gefangen genommen, die offenbar an der Seite Russlands kämpften. Die Umstände bleiben vorerst unklar. Ein Überblick.

Während der Handelskrieg zwischen China und den USA eskaliert, meldete der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Festnahme chinesischer Staatsbürger in der Ostukraine. Sie sollen in den Reihen der russischen Armee gekämpft haben, heißt es in der Stellungnahme des ukrainischen Präsidialamts.

Zwei Chinesen in Gewahrsam

"Wir haben chinesische Staatsbürger auf ukrainischem Gebiet gefangen genommen", sagte Selenskyj. Ukrainische Soldaten seien in Tarassiwka und Bilohoriwka im Donbass auf insgesamt sechs chinesische Kämpfer gestoßen, zwei von ihnen seien in Gefangenschaft geraten.

Bei ihnen seien Ausweispapiere, Reisepässe und Kreditkarten sichergestellt worden, die ihre Identität als chinesische Staatsbürger belegten.

Der Staatschef habe die ukrainischen Außen- und Verteidigungsminister angewiesen, Kontakt zu China aufzunehmen und eine Aufklärung des Vorfalls zu verlangen.

"Dies ist ein weiteres Land, das Russlands Invasion in der Ukraine militärisch unterstützt. Nach dem Iran und nordkoreanischen Truppen", betonte Selenskyj. Es gebe jedoch einen Unterschied: "Die Nordkoreaner kämpften an der Front in Kursk gegen uns, die Chinesen kämpfen auf dem Gebiet der Ukraine."

Die gefangenen Chinesen befinden sich derzeit in Gewahrsam des ukrainischen Sicherheitsdienstes SBU. Entsprechende Ermittlungen und operative Maßnahmen seien eingeleitet worden, hieß es.

China erklärt "gemeinsame Prüfung der Lage"

Laut Selenskyj würden Geheimdiensterkenntnisse darauf hindeuten, dass es weitere chinesische Kämpfer gebe. "Mehr als 150" Chinesen seien identifiziert worden. Dies sei "ein klares Signal, dass Putin alles andere vorhat, als den Krieg zu beenden", so der ukrainische Präsident.

Der chinesische Außenamtssprecher Lin Jian erklärte am Mittwoch, man prüfe derzeit die Lage "gemeinsam mit der ukrainischen Seite". Er betonte, dass China seine Staatsbürger dazu auffordere, "jegliche Form der Beteiligung an bewaffneten Konflikten zu vermeiden und insbesondere die Teilnahme an militärischen Operationen einer Partei zu unterlassen."

Vorwürfe in Richtung einer gezielten Unterstützung der russischen Truppen würden jeder Grundlage entbehren. "Chinas Position in der Ukraine-Krise ist sehr klar und wird von der internationalen Gemeinschaft weitgehend anerkannt", sagte Jian.

Während Beijing und Moskau enge politische und wirtschaftliche Verbündete sind, hat China sich mehrfach als diplomatischer Vermittler angeboten und Vorwürfe, den Krieg militärisch zu unterstützen, stets bestritten.

Söldner oder Soldaten?

Belege, dass die chinesischen Kämpfer im Auftrag ihrer Regierung vor Ort waren, legte die Ukraine bislang nicht vor. Der Vorwurf wurde bislang auch nicht explizit erhoben.

Dass sich einzelne Staatsbürger den Kämpfen angeschlossen haben, wäre jedoch nicht verwunderlich: Auf Seiten der russischen Armee wurden im Ukraine-Krieg bereits eine Vielzahl an Nationalitäten festgestellt, darunter Nepalesen, Serben, Inder, ein japanischer Bürger und sogar ein US-Amerikaner.