Post-Vac-Syndrom: Was Sie über die Symptome wissen sollten

Spritze und Infusion

Long Covid, Post-Covid-Syndrom, Chronisches Fatigue-Syndrom und Post-Vac-Syndrom: Häufung nach Infektion oder Impfung. Hier die jüngsten Erkenntnisse.

In einem kürzlich erschienenen Telepolis-Artikel habe ich dargestellt, was Sie über die Krankheitsbilder Long Covid, Post-Covid-Syndrom (PCS) und Myalgische Enzephalomyelitis bzw. Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS) wissen sollten.1

Dabei handelt es sich um Langzeitschäden durch Infektionen, vorwiegend mit Sars-CoV-2, die ein komplexes Erscheinungsbild und eine ungeklärte Pathogenese (Krankheitsentstehung) aufweisen und gravierende Folgen haben können.

Da das Post-Vakzinations- bzw. Post-Vac-Syndrom, abgekürzt PVS, wegen einer ähnlichen Symptomatik ebenfalls zu der Gruppe dieser Krankheitsbilder gerechnet wird, möchte ich Ihnen nachtragen, was ich darüber an Fakten in der wissenschaftlichen Literatur gefunden habe.

Anerkannte schwerwiegende Nebenwirkungen

Zunächst muss man sich klarmachen, dass es anerkannte schwerwiegende Nebenwirkungen der Corona-Impfung gibt. Dazu zählen Myokarditis und Perikarditis nach der Gabe der mRNA-Impfstoffe Comirnaty und Spikevax und Sinusvenenthrombose, Thrombose-mit-Thrombozytopenie-Syndrom (TTS) und Guillain-Barré-Syndrom, ein neurologisches Krankheitsbild, bei den Vektor-Impfstoffen Vaxevria und Jcovden. Außerdem ist mit anaphylaktischen Reaktionen bei allen angewandten Vakzinen zu rechnen.2

Diese erwähnten schwerwiegenden Nebenwirkungen nach der Impfung wurden während der Corona-Pandemie "selten" bzw. "sehr selten" beobachtet, das bedeutet, sie wurden in den passiven Meldesystemen über Nebenwirkungen und Impfkomplikationen, die in Deutschland, Europa und den USA existieren, in einer Häufigkeit von 0,01 bis 0,1 Prozent oder weniger als 0,01 Prozent der Geimpften gemeldet.

Somit bedeutet "sehr selten" beispielsweise, dass eine Nebenwirkung oder Impfkomplikation bei weniger als einer Person bei 10.000 Geimpften oder verwendeten Impfdosen auftritt bzw. bei weniger als 100 Personen bei 1 Million Geimpften oder verwendeten Impfdosen beobachtet wird.

Wie ist hier das Post-Vac-Syndrom einzuordnen?

In meinem letzten Beitrag über die Sicherheit von Covid-19-Impfstoffen vom Juni 2023 hatte ich zum PVS geschrieben, dass dieses ein neuartiges Krankheitsbild mit Post-Covid-vergleichbarer Symptomatik (z.B. chronische Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Herz-Kreislaufbeschwerden) ist, das nach der Covid-19-Impfung auftreten könne.

PVS sei aber bisher kein anerkanntes Krankheitsbild und es existiere bisher auch keine einheitliche Definition für dieses Syndrom. In der Nebenwirkungsdatenbank des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) seien bis zum 6. Juli 2022 insgesamt 472 Post-Vac-Verdachtsfallmeldungen eingegangen.

Diese Einschätzung soll hier aktualisiert und präzisiert werden, indem ich die wichtigsten Aussagen einer ausführlichen Stellungnahme des PEI zum Thema "Post-Vac-Syndrom" nach Covid-19-Impfung vom 19.05.2023 kurz mitteilen möchte.

Dort heißt es, dass das PEI seit dem Beginn der Impfungen gegen das Coronavirus Sars-CoV-2 Ende 2020 bislang 1.452 Meldungen über Verdachtsfälle von Impfnebenwirkungen erhalten habe, die als "Post-Vac-Syndrom" eingestuft werden.

In der Statistik enthalten seien demnach alle Fälle bis zum 31. März 2023. Der zeitliche Abstand von den Impfungen sei dabei jeweils unterschiedlich. Weiter heißt es in der Stellungnahme, die Symptome ähnelten denen bei Long- oder Post-Covid-Patienten.

Genannt werden das Chronisches Fatigue-Syndrom/Myalgische Enzephalomyelitis (CFS/ME), das Posturale Orthostatische Tachykardiesyndrom (POTS) einschließlich von Beschwerden, die als Post-Exertional Malaise (PEM; Unwohlsein nach Belastung) bezeichnet werden.

Kritisch wird angeführt, dass der Begriff "Post-Vac" keine medizinisch definierte Bezeichnung einer Erkrankung darstelle. Unter dem Begriff würden nach den vorliegenden Erkenntnissen verschiedene, länger andauernde Beschwerden beschrieben werden, wie sie auch mit Long-/Post-Covid in Verbindung gebracht werden.

Beim Vergleich der dargestellten absoluten Zahlen von Verdachtsmeldungen falle auf, dass zum Zeitpunkt der Auswertung mehr als 50 Prozent aller weltweit registrierten Verdachtsfälle (n=2.817) mit diesen Gesundheitsstörungen aus Deutschland berichtet wurden (n=1.547). Dabei sei zu beachten, dass in Deutschland keineswegs 50 Prozent aller Impfdosen weltweit verabreicht worden sind.

Bei der Betrachtung von Verdachtsfallmeldungen ist u.a. die Anzahl durchgeführter Impfungen mit dem jeweiligen Impfstoff zu beachten. In Deutschland wurden bislang über 192 Millionen Covid-19-Impfungen verabreicht.

Gemessen an den bislang verimpften Dosen von Covid-19-Impfstoffen und der Anzahl der gemeldeten Verdachtsfälle, in denen Beschwerden zum oben genannten Symptomkomplex berichtet wurden, ergibt sich eine Melderate von weniger als einem Verdachtsfall pro 100.000 Impfungen (0,73/100.000).

Somit werden solche Verdachtsfälle von Post-Vac "sehr selten" (siehe oben) im zeitlichen Zusammenhang mit Covid-19-Impfungen berichtet.