Start ins Zeitalter des Weltraumtourismus?

SpaceShipOne hat den zweiten Flug erfolgreich hinter sich gebracht und damit den X Prize gewonnen

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Nachdem mehr oder weniger erfolgreichen ersten Flug am letzten Mittwoch, ist nun heute der zweite Start mit SpaceShipOne erfolgt und erfolgreich, dieses Mal offenbar ohne Probleme, beendet worden. Damit hat SpaceShipOne den Ansari X Prize gewonnen (Erster Flug des SpaceShipOne für den X-Prize erfolgreich). Der Preis in Höhe von 10 Millionen US-Dollar wurde 1996 ausgeschrieben, um der kommerziellen Raumfahrt einen Schub zu geben und ins Zeitalter des Weltraumtourismus einzutreten. Das aber könnte trotz des erfolgreichen zweiten Flugs noch ein wenig dauern.

SpaceShipOne am letzten Mittwoch. Bild: Nasa TV

Beim ersten Flug am Mittwoch hat SpaceShipOne als erstes, nicht mit staatlichen Geldern realisiertes bemanntes Raumfahrzeug die erforderlich Höhe von 100 km sogar um 3 Kilometer überschritten. Nach der Landung erklärte der Pilot Mike Melville zwar, dass der Flug nahezu perfekt gewesen sei, aber die zwei Dutzend Drehungen um sich selbst, mit denen sich SpaceShipOne korkenzieherförmig mit 3.500 km/h in die Höhe schraubte, sahen nicht nur bedenklich aus, künftige Weltraumtouristen wären vermutlich von dem "little victory roll", wie ihn Melville scherzhaft bezeichnete, auch nicht begeistert.

Um den Preis noch vor Konkurrenten und vor allem vor Ende des Jahres zu gewinnen, da dann das Preisgeld nicht mehr finanziert sein würde, ist noch ein zweiter Flug erforderlich gewesen, der drei Personen - oder einen Pilot und einem zwei Personen repräsentierenden Gewicht - kurzfristig 100 km in die Schwerelosigkeit transportiert. Das soll eine gewisse Garantie dafür sein, dass die entwickelte Technik nicht nur eine Eintagsfliege ist.

Für den zweiten Flug hatte sich Raumfahrtpionier Burt Rutan, der mit seiner Firma Scaled Composites und mit Geldern vor allem von Microsoft-Mitbegründer Paul Allen, SpaceShipOne entwickelt hat, einen symbolträchtigen Tag ausgewählt. Genau vor 47 Jahren wurde der erste Satellit von der damaligen Sowjetunion mit der Trägerrakete R-7 in eine Umlaufbahn um die Erde gebracht. Auch wenn der Sputnik nur 92 Tage bis Anfang 1958 flog, löste er das Wettrennen im All zwischen der Sowjetunion und der USA aus.

Ob der zweite erfolgreiche Flug in den Weltraum, bei dem der Pilot Brian Binnie sich wenige Minuten in der Schwerelosigkeit aufhielt und angeblich 112 km Höhe erreicht hat, tatsächlich der erwünschte Durchbruch zum Weltraumtourismus oder zur privaten bemannten Weltraumfahrten ist, muss sich erst herausstellen. Der britische Unternehmer Richard Branson hat bereits bekannt gegeben, dass er mit seiner Firma Virgin Galactic schon in drei Jahren Weltraumflüge mit dem SpaceShipOne anbieten werde (Die Utopie vom Weltraum-Tourismus lebt weiter). Für ein paar Minuten Schwerelosigkeit und einen kurzen Blick zurück auf die Erde ist der vorgesehene Flugpreis von etwa 200.000 US-Dollar allerdings ziemlich hoch. Melville hat freilich schon für seine Erlebnisse auf dem Flug geworben und von einer "religiösen Erfahrung" gesprochen.