Trump II und der Kampf gegen "Wokeness": Deutsche Firmen zwischen Anpassung und Widerstand

Figuren vor dem Weißen Haus, die eine Sprechbalse übermalen

Der Kreuzzug gegen Diversity trifft deutsche Wirtschaft. US-Behörden müssen bestimmte Wörter von ihren Websites löschen. Eine Liste zeigt, was verboten ist.

Mit Donald Trumps Regierung wächst die Redefreiheit, hieß die Hoffnung zur US-Wahl im vergangenen November. Jetzt, gute zwei Monate nach dem Amtsantritt, zeigt die Regierung Trump II, dass sie, wenn es um derartige Freiheiten geht, politische Prioritäten hat, die ihrerseits Sprachregelungen und Verhaltensmaßnahmen nötig machen.

Mit der neuen US-Regierung unter Donald Trump hat sich im Bereich der Redefreiheit ein markanter Wandel vollzogen, der Auswirkungen auf die Unternehmenskultur hat. Insbesondere die sogenannte "Wokeness" steht im Fokus der aktuellen politischen Debatte.

Diversity-Programme: Druck auf Unternehmen

Die Süddeutsche Zeitung (SZ) berichtet von einem zunehmenden Druck auf ausländische Unternehmen, sich von Diversity-Programmen zu distanzieren.

Laut einer Aufforderung der US-Botschaft in Paris sollen französische Unternehmen ihre Verpflichtung zu Diversität und Inklusion revidieren. Während diese jedoch nach Informationen der Zeitung Zurückhaltung zeigen, hat der Discounter Aldi Süd in den USA bereits sein Bekenntnis zu diesen Werten von der Website entfernt, was auf eine Anpassung an die neuen politischen Vorgaben hindeutet.

Die New York Times bereits Anfang März eine Liste von Wörtern, die im Zuge des Kampfes gegen Wokeness von Bundesbehörden vermieden werden sollen.

Diese Liste – aufgeführt im Anhang zu diesem Beitrag – reflektiert die Prioritäten der Trump-Regierung, die anscheinend Bestrebungen zur Vielfalt und Inklusion als konträr zu ihrem Verständnis von "Verdienst" sieht.

Über 250 Fälle, in denen Behördenwebseiten entsprechende Begriffe gelöscht oder abgeändert haben, wurden identifiziert.

Unterschiedliche Reaktionen deutscher Unternehmer

Deutsche Unternehmen reagieren unterschiedlich auf die Forderungen der US-Regierung. Während Aldi Süd und Schweizer Pharmaunternehmen wie Novartis und Roche schnell reagierten und Diversitätsregeln strichen, halten andere Firmen wie die Deutsche Bank und die Deutsche Börse an ihren DEI-Politiken fest.

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) betrachtet die Bestrebungen der US-Regierung kritisch und betont, dass Unternehmen individuell auf die Anforderungen reagieren müssen.

Die politische Auseinandersetzung um Wokeness und Diversität ist somit nicht nur eine ideologische, sondern stellt auch eine konkrete Herausforderung für Unternehmen dar, die auf dem US-Markt aktiv sind.

Sie müssen abwägen, inwieweit sie ihre Unternehmenswerte an die politischen Vorgaben anpassen, ohne sich von ihren Grundsätzen zu entfernen. Der Experte für Corporate Governance Volker Potthoff weist auf den Konflikt mit europäischem Recht hin, der sich aus den amerikanischen Regeln ergibt, und mahnt zur Vorsicht im Umgang mit den Anforderungen der US-Administration.

Es zeigt sich, dass der Kampf der Trump-Regierung gegen Wokeness, direkten Einfluss auf die Unternehmensführung und -kultur haben kann. Deutsche Unternehmen stehen vor der Herausforderung, eine Balance zwischen der Einhaltung politischer Vorgaben und der Wahrung ihrer Unternehmenswerte zu finden.

"Flooding the zone with shit"

Die im Folgenden wieder gegebene Liste der verbotenen Wörter für die Bundesbehörden erscheint etwas willkürlich, ein genaues Muster ist zumindest auf den ersten Blick nicht auszumachen.

Kohärenz bekommt sie aber dadurch, dass sie mit einem Vokabular in Verbindung gebracht werden kann, das auf eine Vertretung von Minderheits-Rechten hindeutet und somit irgendwie unter das Dach des Kampfes gegen Woke passt.

Für die politischen Debatten könnte man daraus auch den Schluss ziehen, dass Steve Bannons Medienstrategie "Flooding the zone with shit" hier mitspielt. Die Liste könnte auch als Ablenkungsmanöver einer Aufmerksamkeit verstanden werden, die auf handfeste politische Maßnahmen gerichtet ist.

Zu beobachten ist, dass es zu keinerlei auffälligen Protesten – die bleiben auch beim rigorosen Vorgehen der Trump-Regierung bei der Verteilung von Bundesgeldern und Absprachen mit privaten Geldgebern für Universitäten aus. Immerhin geht es bei dieser Politik um die Freiheit der Wissenschaften.