Elektrisch abgefahren: Tesla Roadster 1.5 Signature Edition

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Ab null U/min

Prinzipbedingt liegt beim Elektromotor des Tesla das maximale Drehmoment von 400 Newtonmetern gleich oberhalb null Umdrehungen an. Der Drehmomentverlauf von E-Motoren verhält sich grob gesagt umgekehrt zu dem von Verbrennungsmotoren. Während diese ihr maximales Drehmoment erst bei einer höheren Tourenzahl entwickeln, fällt beim Elektromotor die Drehmomentkurve mit steigender Drehzahl ab. Fast unmittelbar nach dem Anfahren sehen wir, wie unser kleiner weißer Geschwindigkeitszeiger zügig die 50-km/h-Marke passiert. Dann der Blick in den Rückspiegel: Die bunte Schar der mit uns an der Ampel Wartenden kommt so langsam in die Gänge, arbeitet noch am ersten Meter. Was wir vermissen, ist ein Kondensstreifen. Aber wo soll der herkommen? Schließlich fahren wir ohne Abgase. Und nahezu geräuschlos.

Die Turbine unserer Zahnärztin

Aber wie lässt sich der Wagen überhaupt starten? Erst tritt man auf Bremse, dann wird der "Zündschlüssel" um eine halbe Umdrehung bewegt. Dann kurzes Warten, bis die Ganganzeige grün wird und der Wagen ist bereit. Ein kurzes Piep-Piep ertönt, dann herrscht wieder Totenstille. Runter von der Bremse und ganz vorsichtig Gas geben: Extrem gutmütig schiebt der Tesla an. Wir hören leise den Wind, wir hören wie unsere Reifen über den Asphalt rollen, wir hören die anderen Autos – unseren Motor hören wir nicht. Mutig geworden ballern wir uns durch die oben beschriebene Beschleunigungsorgie. Endlich: Ein ganz leises Pfeifen huscht durch unsere Gehörgänge, das Pfeifen einer Mini-Turbine. Der Bohrer unserer Zahnärztin ist da deutlich lauter. Ws für die anderen Verkehrsteilnehmer gewöhnungsbedürftig ist, kann vor allem für Sehbehinderte zur Gefahr werden – bei Lotus Engineering arbeitet man daher schon an künstlichem Motorengeräusch, das die E-Mobile in Fahrtrichtung abstrahlen sollen, damit Blinde eine Chance haben, die Öko-Flitzer zu orten.

13.000 U/min, 252 PS

Wer ist nun verantwortlich für den Druck nach vorn in hörenswerter Stille? Ein Dreiphasen-Elektromotor mit 185 kW (252 PS). Obwohl die Drehzahlmesser-Anzeige bis 15.000 U/min geht, dreht das Aggregat "nur" bis zu 13.000 U/min. Für einen Pkw ist dies enorm – am nächsten kommt da noch der Mazda RX-8, dessen Wankelmotor auf maximal 10.000 U/min kommt. Und auch so genannte Hochdrehzahl-Motoren mit Hubkolben regeln in Serienautos bei rund 9000 U/min ab, bei Selbstzündern ist meist schon unter 5000 U/min Schluss. Und einen Nachteil haben alle Verbrennungsmotoren gemein: Es entstehen vor Ort Abgase, und die Energie-Ausnutzung lässt zu wünschen übrig. Und die Preise an den Zapfsäulen führen einem lebhaft vor Augen, dass fossile Kraftstoffe ein knapper werdendes Gut sind. Der luftgekühlte Heckmotor des Tesla passt in einen Zehn-Liter-Eimer, wiegt gerade mal 52 Kilogramm und hat nur ein bewegtes Teil: den Rotor. Ein superleichter V8 mit Kurbelwelle, Nockenwellen, Ventilen, Pleuelstangen und Kolben bringt hingegen über 200 Kilogramm auf die Waage.