Entwicklung des Web3 – eine Bestandsaufnahme

Seite 4: Alle Blockains verfügen über einen "Smart Contract"

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Alle Blockchains kommen im Prinzip mit einem eingebauten Smart Contract, der die Kryptowährung der Blockchain definiert. Man könnte mit Smart Contracts beispielsweise aber eine Art von Überweisung implementieren, die nur genau dann funktioniert, wenn sowohl Sender als auch Empfänger einwilligen. Aber es geht viel weiter als das.

Smart Contracts können eigene digitale Artefakte erzeugen, die meist "Token" genannt werden. Ein Contract ist dann zuständig für die Verwaltung der Token, die er erzeugt, und legt beispielsweise die Regeln fest, nach denen die Token transferiert werden können. Ein typisches Szenario ist zum Beispiel, dass die Person, die den Smart Contract betreibt, nicht nur am ersten Verkauf eines Tokens verdient, sondern einen Prozentsatz jedes Weiterverkaufs einstreicht. Diese Regel ist dann fest im Code hinterlegt und kann auch nicht durch eine Übereinkunft der Handelspartner geändert werden: Das zugehörige Mantra heißt "Code is law" und soll bedeuten, dass die Regeln des Vertrages final und unanfechtbar sind. Korrektive wie eine Gerichtsbarkeit, die Klauseln oder ganze Verträge für ungültig erklären kann, soll es nicht geben.

Tokens sind, weshalb heute die meisten Leute vom Web3 gehört haben, und zwar der sogenannten NFTs wegen. NFT steht für "non fungible Token" und meint ein Token, welches unteilbar und nicht kopierbar ist. NFTs sind echte digitale Unikate. Dabei bezieht sich die Eindeutigkeit allerdings nicht auf den Inhalt des NFTs, sondern auf das digitale Objekt selbst: Wenn mein Smart Contract 100 NFTs erzeugt, dann kann es das Token mit der ID 13 nur einmal in genau einem Account geben – völlig losgelöst davon, was die Inhalte der Tokens sind.

NFTs werden heute sehr stark mit digitalen Bildern verbunden. Der "Bored Ape Yacht Club" ist vielleicht die bekannteste dieser digitalen Bilderserien. Dabei liegen die Bilder selbst in den allermeisten Fällen als statische Assets im IPFS – oder manchmal sogar auf klassischen Webservern – und das NFT enthält dann nur einen Link auf das Bild. Denn die Datenspeicherung in Blockchains ist aufgrund der beschränkten Blockgrößen und der Gebühren, die für Operationen auf der Chain anfallen, unverhältnismäßig teuer, weshalb die NFTs meist wirklich nur einen Link enthalten. Theoretisch wäre es aber auch möglich, das referenzierte Objekt selbst ins NFT zu schreiben – das ist bei kleinen Assets wie SVG-Grafiken auch praktisch möglich.

Grundsätzlich sollen NFTs aber jede Art von knapper Ressource innerhalb der Blockchain abbilden: Es gibt Gruppen, die ihre Mitgliedsausweise als NFTs modellieren und nur wer zu einem Zeitpunkt ein solches NFT in seiner Wallet hält, bekommt Zugang zu einem geschlossenen Event. Ein im Web3 Kontext sehr populärer Typ von NFT sind die ENS-Token. ENS steht für Ethereum Name Service und erlaubt es, einen Namen wie "tante.eth" zu kaufen. Dieser Name kann für ganz unterschiedliche Objekte verwendet werden: Einige Walletanbieter erlauben etwa direkt an ein ENS-Token zu überweisen, sodass Anwender sich nicht mehr die langen hexadezimalen IDs von Wallets hin und herschicken müssen. Wer allerdings eine Website unter seinem Namen .eth hosten will, muss entweder spezielle Browser für den Zugriff nutzen oder einen externen DNS Dienstleister im eigenen Netzwerk einbinden, denn die ICANN hat .eth nicht als offizielle Top-Level-Domain zertifiziert.