Natürlich wirkende Augenprothesen aus dem 3D-Drucker

Ein neuer automatisierter Prozess für Augenprothesen scannt die Augenhöhle, analysiert das gesunde Auge und steuert den 3D-Druck samt Farbgebung. Ein Einblick.

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Fraunhofer IGD

(Bild: Fraunhofer IGD)

Lesezeit: 6 Min.
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Wenn einem Menschen ein Auge fehlt, verloren durch einen Unfall oder durch Krebs, dann ist das auch kosmetisch ein großes Problem. Viele Gesprächspartner wissen einfach nicht, wo sie hinschauen sollen. Viele empfinden den Anblick eines starren Glasauges als irritierend. Eine gute Augenprothese zu fabrizieren, ist aber bis heute kunstvolle Handarbeit, die Fachleute, sogenannte Okularisten, bis zu acht Stunden in Anspruch nimmt.

Bereits seit über zehn Jahren arbeiten Forscher um Philipp Urban am Fraunhofer Institut für Graphische Datenverarbeitung (IGD) in Darmstadt an der Softwareplattform Cuttlefish für den grafischen 3D-Druck. Gemeinsam mit dem britischen Unternehmen Ocupeye und dem Moorfields Eye Hospital in London haben die Fraunhofer nun die Software Cuttlefish Eye entwickelt. Damit ermöglichen sie einen automatisierten Prozess, der sowohl die leere Augenhöhle scannt als auch das verbliebene Auge farbtreu fotografiert. Mit diesen Daten erstellt die Anwendung ein Modell für den 3D-Druck, dass dem gesunden Auge äußerlich zum Verwechseln gleicht.

Dabei berücksichtigt die Software nicht nur die individuelle Geometrie des Auges und die Farbe der Iris, sondern auch den genauen Farbton der weißlichen Lederhaut drumherum, der sogenannten Sklera. Zudem sind in der Augenprothese realistische Äderchen zu sehen. In ihrem Paper zeigen die Forscher einige Fotos von Patienten, auf denen der Betrachter nicht ausmachen kann, welches Auge nur eine Nachbildung ist. Lediglich bei 20 Prozent der Patienten gab es Probleme, die erforderlichen Scans durchzuführen; ihnen kann die neue Technik derzeit nicht helfen.