"Dezentrales soziales Netzwerk": Meta prüft Twitter-Alternative im Fediverse

Bei Meta gibt es Überlegungen, ein soziales Netz einzurichten, das ans Fediverse und damit auch Mastodon angeschlossen ist. Als Basis soll Instagram dienen.

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Smartphone mit den Apps von Facebook, Facebook-Messenger, Instragm, WhatsApp und Oculus vor dem Meta-Logo

(Bild: mundissima/Shutterstock.com)

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Beim Facebook- und Instagram-Konzern Meta gibt es Überlegungen, ein "dezentrales soziales Netzwerk für Text-Mitteilungen" zu entwickeln, das über das Protokoll ActivityPub ans Fediverse angebunden ist. Einen diesbezüglichen Bericht des indischen Nachrichtenportals Moneycontrol hat der Konzern gegenüber US-Medien bestätigt. Damit arbeitet nun auch der Konzern hinter zwei der größten sozialen Netzwerke an einer Twitter-Alternative, die unter anderem mit dem bislang aussichtsreichsten Konkurrenten Mastodon kompatibel wäre. Die Verantwortung für das intern unter dem Codenamen P92 laufende Projekt hat einem weiteren Bericht zufolge Instagram-Chef Adam Mosseri. Vorgesehen ist demnach, dass man sich bei dem Dienst mit den Log-in-Informationen der Foto-App einloggen kann.

Der anonymen Quelle von Moneycontrol zufolge sieht der bisherige Plan "definitiv" vor, dass Menschen in dem neuen Netzwerk Inhalte mit anderen Servern teilen können: Ob sie auch Accounts auf anderen Servern und Diensten folgen und deren Inhalte sehen können, sei noch nicht klar. Die Verbindung ins Fediverse wäre damit womöglich ziemlich einseitig. Bestimmte Funktionen wie etwa die Möglichkeit, Inhalte zu kommentieren, wären unter Umständen in einer ersten Version nicht vorhanden, würden aber später nachgereicht. Das Netzwerk soll außerdem so eingerichtet werden, dass Nutzern und Nutzerinnen auch welche angezeigt werden, die nur auf Instagram aktiv und nicht gewechselt sind. Damit könnte der Anreiz verstärkt werden, den neuen Dienst auszuprobieren.

Das neue Netzwerk soll dem Bericht zufolge unter den bestehenden Datenschutzregeln eingerichtet werden, mit einem Zusatz, der das App-übergreifende Teilen von Daten ermöglichen soll. Vorgesehen ist laut Moneycontrol auch, dass die Daten aller Accounts auf Instagram für "P29" genutzt werden können, unabhängig davon, ob die jeweils überhaupt mitmachen. Das soll der Analyse und der Produktverbesserung dienen.

Wie genau das Geschäftsmodell solch einer App aussehen könnte, ist bislang vollkommen unbekannt. Auch ist unklar, was genau Meta mit "dezentral" meint. Gemeinhin wird darunter verstanden, dass man auch eigene Server (die sogenannten Instanzen) für solch einen Dienst einrichten kann und dort die Regeln festlegt. Dass ein Konzern, der einige der lukrativsten in sich geschlossenen Netzwerke im Internet gebaut hat, auf solch eine Öffnung setzt, ist mindestens überraschend. Seitdem Elon Musk Twitter übernommen hat, gibt es aber ein immenses Interesse an dem Konzept. Massiv gewachsen ist vor allem die Twitter-Alternative Mastodon, die Teil des Fediverse ist. Das heißt, darin kann man sich direkt mit Diensten zum Teilen von Bildern, Videos, langen Texten und mehr verbinden.

Die Dienste im Fediverse sind über das Protokoll ActivityPub miteinander verknüpft. Mastodon ist aktuell der mit Abstand sichtbarste Teil davon, inzwischen gibt es dort fast 10 Millionen Accounts. Zwar ist das Netz in absoluten Zahlen damit noch immer deutlich kleiner als Twitter, weil aber viele besonders aktive Nutzer und Nutzerinnen wechseln, ist dort inzwischen mehr los. Zuletzt hat die Magazin-App Flipboard eine direkte Anbindung an das Fediverse angekündigt, Mozilla plant eine eigene Mastodon-Instanz, die wohl direkt mit einem Firefox-Account nutzbar sein wird. Meta wäre aber der größte Konzern, der den Schritt ins Fediverse wagt. Auch wenn nur ein Bruchteil der 2 Milliarden Nutzer und Nutzerinnen von Instagram "P29" nutzt, wäre der neue Dienst der mit Abstand größte Teil davon.

(mho)