Leica leakt sich selbst und Logitech nutzt MFT – die Fotonews der Woche 12/2024

Erst verplappert sich Leica, dann wird eine neue Kameraserie offiziell, und Logitechs 1000-Dollar-Würfel ist nicht nur für Streamer verlockend.

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Die Mevo Core liefert Logitech nur ohne MFT-Objektiv, an fünf Seiten kann Zubehör angeschraubt werden.

(Bild: Logitech)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Nico Ernst
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Nach der Leitmesse CP+ und zahlreichen Neuerungen danach ist im Fotomarkt die Ruhe vor den Profi-Festwochen der Olympischen Spiele von Paris eingekehrt. Und als ob sich Journalisten das gewünscht hätten, kommt ausgerechnet vom sonst sehr diskreten Unternehmen Leica eine Art Self-Leak.

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Der kleine französische YouTube-Kanal Lovelight besuchte vor Kurzem die Firmenzentrale von Leica in Wetzlar, und beim Schlendern durch die Ausstellung der Kameras hat sich eine Vertreterin der Firma offenbar verplappert. Gaëlle Gouinguené, PR-Chefin von Leica Frankreich, erwähnte wie beiläufig, dass die Mittelformatkamera S3 "innerhalb von zwei Jahren" einen Nachfolger erhalten solle. Und zwar nicht nur ein neues Modell, sondern ein komplett neues System, mit neuem Bajonett und passenden Objektiven.

Für Fotointeressierte mag eine so frühe Ankündigung zwar ein schönes Thema zum Diskutieren sein, für ein Unternehmen ist das jedoch ein Fauxpas – warum sollte man jetzt noch eine S3 für rund 18.000 Euro sowie Objektive dafür kaufen? Solche auch Abkündigungen genannten Ansagen machen zudem sonst die Firmenchefs per Keynoteansprache, oder zumindest per nüchterner Pressemitteilung in Textform. Und zwar dann, wenn das Nachfolgesystem höchstens noch ein paar Wochen entfernt ist. Auch der Gebrauchtmarkt leidet unter verfrühten Abkündigungen, was wiederum die Besitzer der Geräte verärgert.

Da bleibt als einzig professionelle Maßnahme dann nur noch, die Sache zu bestätigen. Das hat Leica nun gegenüber Petapixel getan und zudem versucht, die Wogen etwas zu glätten. Die bisherigen Objektive sollen nämlich zum neuen System per Adapter kompatibel bleiben. Das dürfte zumindest den Markt für die Optiken etwas beruhigen, und ist zudem schlau: Auch Nikon und Canon nahmen den Kunden durch Adapter den Schmerz des Systemwechsels vom F- zum Z-, beziehungsweise vom EF- zum R-Bajonett. Mehr technische Daten, Termine oder gar Preise gibt es zum neuen Mittelformatsystem von Leica noch nicht.

Sparsam ist auch Logitech bei seinem Vorstoß zu mindestens halbprofessionellen Streamingkameras mit Wechselobjektiv. Und zwar sowohl bei Verfügbarkeit wie Technik – offenbar ist man da ziemlich vorsichtig, weil man das Unternehmen in den letzten Jahren vor allem durch Gaming-Zubehör und davor durch ziemlich durchschnittliche Webcams kannte. Das neue Gerät "Mevo Core" soll sich aber vor allem an anspruchsvolle Streamer und YouTuber wenden, also einen Markt, der sich zunehmend professionalisiert.

Die Mevo ist, wie das richtig große Werkzeug von etwa Red, alias demnächst Nikon, oder Blackmagic nur ein Body mit vielen Anschlüssen wie HDMI und USB-C- sowie einem Micro-Four-Thirds-Bajonett. Und der Würfel kostet 1.000 US-Dollar plus Steuer. Man landet also mit Objektiv im Preisrahmen kleiner Systemkameras, die viele Streamer und Webvideoproduzenten heute schon einsetzen.

Die Besonderheit der Mevo scheint jedoch zu sein, dass sie nicht nur das kann, sondern auch drahtlos per WiFi-6E streamen und intern aufzeichnen – und zwar laut Herstellerangaben mit einem wechselbaren Akku bis zu sechs Stunden lang. Zudem soll es eine Software namens "Mevo Multicam App" geben, mit der sich mehrere der Kameras steuern lassen. Setups für Livestreams, etwa von kleineren Sportevents, sollten sich so ganz ohne Kabel machen lassen – vorausgesetzt, eine Funkdisziplin vor Ort kann eingehalten werden, schon ein einzelner Handy-Hotspot kann solche Vorhaben zunichtemachen. Und Logitechs Software muss samt Integration in Tools wie OBS funktionieren.

Wenn diese zugegebenermaßen optimistischen Annahmen tatsächlich eintreffen, könnte die Mevo Core für viele kleinere Produzenten wirklich das Allzweckwerkzeug sein: Zuhause mit Zusatzgerät verkabelt streamen und aufzeichnen, dann mit einem Griff vom Stativ in die Kameratasche und ohne Kabelage ab zur Veranstaltung. Das Material von dort reicht dann auch wieder für bessere Videoplattformen, denn 4K mit 30 fps können intern aufgezeichnet werden, streamen kann die Mevo Core nur in Full HD mit 30 fps.

Andere Bildraten nennt Logitech in seinen technischen Daten nicht, ebensowenig wie die Auflösung des Sensors. Anderen Quellen zufolge sollen es rund acht Megapixel sein, weitere Informationen, vor allem zum Autofokus oder zur Bildqualität gibt es nicht. Hallo Logitech, Blendenstufen sind bekannt? Auch der mögliche Erscheinungstermin außerhalb von Nordamerika fehlt noch.

Ebenda ist in diesem Jahr auch die nächste totale Sonnenfinsternis zu bewundern, und zwar am 8. April 2024. Folglich hat DPreview seinen älteren Leitfaden zum Fotografieren von Sonnenfinsternissen aktualisiert, er ist unsere Empfehlung für einen Long Read zum Wochenende. Wobei er ebenso wie diese Ausgabe unserer Kolumne etwas kürzer als üblich ausgefallen ist, aber was dort steht, sollte jeder Fotograf für die Gesundheit seiner Augen und der Ausrüstung beherzigen. Der Kernsatz: "Genieß deine erste Sonnenfinsternis, und fotografiere erst die zweite".

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