SIGINT: Creative Commons als Nische

Der Umgang mit den Urheberrechten ist eines der Schwerpunktthemen der Konferenz SIGINT des Chaos Computer Clubs (CCC) in Köln. Creative-Commons-Aktivisten planen die Errichtung einer Verwertungsgesellschaft für freie Musik.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Torsten Kleinz
  • Dr. Oliver Diedrich

Der Umgang mit den Urheberrechten ist eines der Schwerpunktthemen der Konferenz SIGINT des Chaos Computer Clubs (CCC) in Köln. Meik Michalke vom Open Music Contest forderte in einem Vortrag die Rückbesinnung auf die musikalischen Aspekte der Creative-Commons-Szene. "Immer wird nur gefragt: wie verdient ihr trotzdem Geld?" Kaum jemand aber frage danach, was Creative Commons für die Musik bedeutet, beklagte er die einseitige Konzentration der Diskussion auf Erwerbsmodelle.

Hart ging er mit der Musikindustrie ins Gericht. So zeigten die offiziellen Branchenzahlen, dass die Käufe der CD-Alben in den letzten Jahren konstant blieben, obwohl die Zahl der illegalen Downloads stark zurückgehe. Die Probleme der Branche seien hausgemacht. So werde oft eingewandt, dass die wenigen Erfolge viele andere Projekte finanzieren müssten. Für Michalke eine Pleite-Erklärung: "Ist das System strukturell lediglich in der Lage, fast nur Flops zu produzieren?" Selbst im Erfolgsfall bekämen die Künstler nur einen kleinen Prozentsatz der Einnahmen der Musikindustrie.

Durch die Konzentration auf Erwerbsmodelle mache die Open-Music-Community aber den gleichen Fehler: "Momentan fehlt das der Creative Commons-Community ein visionäres Konstrukt". Statt sich den gleichen Charts-Mechanismen wie die kommerzielle Konkurrenz zu unterwerfen, sollten sich die Musiker darauf konzentrieren, eine tragfähige Subkultur aufzubauen. Gleichzeitig sollten sie sich mehr auf die eigentliche Motivation besinnen, Musik zu machen: "Ist ein Love-Song besser, wenn der Künstler verliebt ist, oder wenn er ihn für Geld schreibt?", fragte Michalke.

Trotzdem sei Geld wichtig: "Künstlerische Freiheit verlangt finanzielle Unabhängigkeit", erklärt Michalke. Problematisch sei der Konflikt mit der Musikverwertungsgesellschaft GEMA, die sich immer noch CC-lizensierter Musik verweigere. Da eine solche kollektive Finanzierung jedoch wesentlich günstiger sei als die Vermarktung über kommerzielle Anbieter, wollen sich die OpenMusic-Aktivisten um eine Reform bei der GEMA bemühen oder eine eigene Verwertungsgesellschaft für offene Musik gründen – erste Vorgespräche liefen bereits.

Eine weitere Einnahmequelle sollen direkte Zahlungen von Nutzern sein: hier plädierte Michalke dafür, Musik-Dateien mit einer standardisierten Micropayment-Schnittstelle auszustatten. So könnten die Zuhörer direkt von ihrem Player aus eine Zahlung in Gang setzen, die direkt den Musikern zu Gute käme. Drittes Standbein der Finanzierung soll der CD-Verkauf sein, der nach wie vor gut funktioniere und auch gute Erträge abwerfe. "Die CD ist nach wie vor nicht tot", so Michalke.

Wie eine solche Subkultur auch ohne Geschäftsmodelle funktioniert, zeigte Tobias Kopka, der auf der Konferenz die aktuelle Arbeit der Demoszene vorstellte. So habe man in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit von Kunst-Festivals und Medien erhalten. Das sei für die Erstellung von Demos aber nach wie vor nicht entscheidend: "Es ist zwar schön, Feedback aus dem öffentlichen Raum zu bekommen. Uns geht es aber um die Anerkennung derer, die verstehen, was wir machen", erklärte Kopka. Auch nach dem Ende der größten Demo-Party Breakpoint sterbe die Demoszene nicht aus. Besonders Skandinavien und Osteuropa seien bei den regelmäßig stattfindenden Demo-Parties besonders stark vertreten.

Die Diskussion, ob die Demoszene sterbe, werde wahrscheinlich noch in 10 Jahren geführt werden, so Kopka. So stiegen viele ehemalige Demo-Programmierer nach einer mehrjährigen Pause wieder ein. Viele Mitglieder der Szene seien in der Computerspiele-Branche beschäftigt, die Programmierung der Computer-Filme sei für viele ein Ausgleichssport oder eine Fingerübung, um neue Techniken auszuprobieren oder die kreative Freiheit auszukosten. Dennoch hätten sich die Demo-Parties in den letzten Jahren sehr gewandelt, schilderte Kopka. Der Wettbewerb stehe zwar immer noch im Vordergrund, werde aber nicht mehr so hat ausgetragen: "Es wird nicht mehr geprügelt auf Demo-Parties", so Kopka. (odi)