Elektronische Patientenakte: Von glühend heißen Fingerkuppen und heißen Nadeln

Standen bei der elektronischen Patientenakte 3.0 zunächst Fristverschiebungen im Raum, scheint das Motto auf dem ePA-Summit "Augen zu und durch" zu sein.

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Unglücklicher Arzt vor einem Kartenlesegerät und einem Computer

(Bild: TippaPatt/Shutterstock.com)

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Während laut E-Health-Experte Matthias Grottendiek im "Maschinenraum noch intensiv an der Referenzumgebung für die [neue] elektronische Patientenakte" geschraubt wird und die Industrie das Bundesgesundheitsministerium kürzlich um eine Fristverschiebung für den offiziellen Starttermin gebeten hat, machen sich die Teilnehmer des ersten ePA-Summits gegenseitig Mut. Die Teilnehmenden äußerten auch die Sorge, dass ein wenig erfolgreicher Start das Vertrauen der Versicherten verspielen könnte. Bereits in der Vergangenheit war immer wieder von einer viel zu kurzen Testphase die Rede.

"Das wird, das wissen wir alle, ein Stück weit mit einer heißen Nadel gestrickt sein", erklärte Andreas Strausfeld aus der Geschäftsführung des IT-Dienstleisters Bitmarck, der mehr als 80 Krankenkassen zu seinen Kunden zählt. Der Zeitplan bis zum Start der ePA am 15. Januar sei "super eng" und die Umsetzung von Spezifikationen noch in Arbeit. Es sei wichtig, aus dem Prozess Lehren zu ziehen, wie man es in Zukunft besser macht. Der Start sollte auch kritisch resümiert werden. Das Projekt müsse von allen Beteiligten gemeinsam zum "Fliegen" gebracht werden.

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Dabei geraten die Entwickler etwas ins Schwitzen. Sie würden "wahrscheinlich jetzt gerade glühende Fingerkuppen haben, weil die ein bisschen was zu tun haben", so Dr. Thorsten Hagemann, Leiter der Stabsstelle eHealth der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein.

Dr. Julian Hollender Geschäftsführer der AOK-ePA-App "Mein Leben" habe bei der ePA bezüglich der Testphase ebenfalls Bauchschmerzen. Allerdings, so sind sich alle Anwesenden einig, sei das beim E-Rezept ähnlich gewesen, irgendwo müsse man anfangen. Auch damals hätten laute Stimmen eine Verschiebung des Starttermins gefordert.

Auf die Frage, ob mit dunkelgrüner Schrumpelbanensoftware zu rechnen sei, antwortete Stephan Neubauer, Leiter der Stabsstelle Telematikinfrastruktur beim Software-Hersteller Medatixx ebenfalls, dass Entwickler derzeit "glühend heiße Fingerkuppen" hätten, gegen die Brandsalbe helfe, und dass es "im Laufe des Prozesses immer wieder Veränderungen" gebe, die auch angepasst werden müssen. Natürlich verfüge die ePA zum Start nicht über "fancy Funktionalitäten", sondern lediglich über "Basisfunktionalitäten".

Mit Start der elektronischen Patientenakte werden die ersten Aktenkonten angelegt, erklärte Lena Dimde, Produktmanagerin für die ePA bei der Gematik. Wer in den Modellregionen wohne, in der die elektronische Patientenakte ab Mitte Januar getestet werde, erhalte zuerst eine ePA. Darüber hinaus sollen die Menschen, die bereits jetzt über eine ePA verfügen, die neue Version zuerst bekommen. Innerhalb von vier Wochen sollen danach bundesweit alle Versicherten, die dem Anlegen der ePA nicht widersprochen haben, die neue ePA-Version erhalten. Sie soll unter anderem mit der elektronischen Medikationsliste einen Überblick über verschriebene Medikamente geben.

(mack)