Erstes 3D-Live-Konzert der Welt geplant

Ein Konzert der Fantastischen Vier soll live und in 3D in 100 Kinos übertragen werden. Es findet im Juli im Rahmen eines 3D-Kongresses des Mitteldeutschen Multimediazentrums statt. Außerdem planen die Sachsen-Anhalter einen "3D-TÜV".

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 38 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen

Das gab’s noch nie, sagen die Organisatoren: Das erste live und in 3D übertragene Konzert der Welt will das Mitteldeutsche Multimediazentrum auf die Beine stellen – und hat sich mit den Fantastischen Vier Deutschlands dienstälteste Hip-Hop-Combo ins Boot geholt. Rapper Thomas D fasst das Projekt so zusammen: Die Band will dabei helfen, dass die 3D-Inhalte zukünftig nicht komplett aus der "Plastikblase des amerikanischen Kinos" kommen – sondern auch von europäischen Künstlern und eben nicht nur in Form von Blockbuster-Kinofilmen.

Vor dem Greenscreen: Michi Beck (links) und Thomas D von den Fantastischen Vier zeichneten am Freitag den Teaser für das räumliche Live-Konzert auf - natürlich in 3D.

Alexander Schaefer, Technikchef des Projekts, hat sich keine einfache Aufgabe ausgesucht: Live-Übertragungen sind in 3D wesentlich aufwendiger als in flach und gehen gerne mal schief – auch wenn Profis am Werk sind. Bewiesen wurde das unlängst bei den Testvorführungen des Fußball-WM-Ausrichters FIFA. Eigentlich sollte die Weltmeisterschaft in vielen Kinos live und in 3D übertragen werden, doch nach den Demovorführungen wollten die meisten Kinobetreiber nichts mehr vom räumlichen Fußball wissen. Sowohl 3D-Effekt als auch Bildqualität waren offenbar so schlecht, dass man den zahlenden Kunden die 3D-Partien nicht zumuten wollte. Bislang ist uns kein Kino bekannt, das die stereoskopischen Spiele zeigen will.

Laut Technikchef Schaefer ist eine solche Enttäuschung bei der 3D-Konzertübertragung ausgeschlossen. "Wir wollen ja gerade beweisen, wie gut so etwas aussehen kann und dass wir hierzulande das Know-how dafür haben", gibt sich Schaefer selbstbewusst. Die Macher treiben immensen Aufwand: An jeder der sechs stereoskopischen Kameras wird ein Kameramann, ein Assistent und ein Stereographer arbeiten. Möglicherweise werden noch zwei Kameras fest installiert, zum Beispiel über dem Schlagzeug. Mit dabei sind auch die Experten des Fraunhofer HHI und ihrem Stereoscopic Analyzer.

Das Konzert stellt den Höhepunkt eines dreitägigen 3D-Zukunftskongresses dar und geht am 15. Juli im Steintor-Varieté in Halle (Saale) über die Bühne. Das 90-minütige Spektakel soll per Satellit in 100 Kinos übertragen werden, das ist jedenfalls das Ziel der Organisatoren. Die Kinos benötigen neben einer Parabolantenne auch einen Cinema Decoder von Sensio, beides ist bislang erst in 73 Lichtspielhäusern installiert. Gesponsert wird die Kinotechnik neben Eutelsat – das Unternehmen stellt auch einen Satelliten für die Übertragung zur Verfügung – vom Tübinger Unternehmen Bewegte Bilder. Die Sensio-Technik nutzt 2D-kompatible Übertragungswege, die 3D-Bilder stecken kodiert in einem Videostrom mit – voraussichtlich – 1920 × 1080 Bildpunkten. Pro Auge steht dann die halbierte vertikale Auflösung zur Verfügung. In Deutschland können mehr als 250 Kinos 3D-Filme zeigen (siehe 3D-Kinoliste auf heise online).

Der Zukunftskongress (14. bis 16. Juli) findet im Rahmen der bundesweiten Initiative Unternehmen-Region des Bundesministeriums für Bildung und Forschung statt und wird vom "Innovationsforum zum Zukunftsthema 3D-Cinema und stereoskopische Medienproduktion“ organisiert. Zu den Zielen des Forums gehört der Aufbau eines "3D-TÜVs", der qualitativ hochwertige 3D-Inhalte benennen soll – schließlich kann schlecht gemachte Stereoskopie sogar gefährlich sein: c't hatte in Ausgabe 11/10 über Gesundheitsrisiken durch 3D berichtet. (jkj)