Billigreisen

Wer mit einem deutschen Mobilfunkvertrag im Ausland ins Netz geht, zahlt kräftig dafür. Die Roaming-Preise der Anbieter sind immer noch enorm hoch. Mit ein paar Tricks lässt sich aber auch im Ausland unbeschwert surfen.

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Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Urs Mansmann

Umfangreiche Gerätschaften muss man nicht mehr mitschleppen, um unterwegs ins Internet zu gehen: Schon in der unteren Mittelklasse haben die meisten Handys inzwischen einen Mobil-Browser oder einen E-Mail-Client, Oberklassegeräte und Smartphones sind damit sowieso ausgestattet.

Solange man in Deutschland ist, bleiben die Kosten im gewohnten Rahmen. Jeder Handy-Nutzer weiß aus Erfahrung wenigstens ungefähr, wie viel Datenvolumen er benötigt und was das kostet. Sobald man im Ausland unterwegs ist, kann der Griff zum Internet-Handy teuer werden. Zweistellige Euro-Beträge pro Megabyte sind im Daten-Roaming immer noch an der Tagesordnung. Derart überhöhte Forderungen sind im EU-Raum eigentlich ein Skandal, denn die EU-Kommission hat die Verrechnungspreise der Anbieter untereinander auf einen Euro netto pro Megabyte begrenzt, ab 1. Juli sind noch 80 Cent zulässig. Die Mobilfunkanbieter schlagen also auf ihre gedeckelten Kosten Margen von bis zu mehreren tausend Prozent auf. Offenbar war die EU-Kommission auf dem Holzweg, als sie darauf setzte, dass die Mobilfunkunternehmen günstigere Preise fürs Daten-Raoming an die Kunden durchreichen.

Die EU hat daher noch einmal nachgebessert: Seit 1. März müssen die Mobilfunk-Provider die Roaming-Kosten innerhalb der EU auf Wunsch des Kunden auf 50 Euro netto pro Abrechnungszeitraum beschränken. Obligatorisch wird das ab 1. Juli, der Kunde kann diese Obergrenze aber aufheben lassen. Bei Erreichen der magischen Marke sperren die meisten Anbieter den Internet-Zugang komplett. Daten-Roaming außerhalb der EU wird von dieser Verordnung nicht erfasst – der Kunde sollte deshalb das Kleingedruckte sehr sorgfältig studieren, um nicht in eine Tarif-Falle zu laufen.

Die Mobilfunkkonzerne sind inzwischen international tätig und betreiben ihre Netze grenzüberschreitend. Und trotzdem berechnen sie erhöhte Preise, wenn der Kunde sich im Nachbarland einbucht. Dass bei den Preisen durch Kooperationen Luft nach unten wäre, zeigen beispielsweise die Optionstarife von Vodafone, die teilweise nur für „Partnernetze“ gelten, wo also Vodafone Deutschland offenbar Sonderkonditionen im Roaming genießt,

Zwar sind innerhalb der EU die Preise geregelt, jedoch ist längst nicht jedes Urlaubsland Mitglied der EU. Die Schweiz, Norwegen und Island gehören zwar zum Schengenraum, unterliegen aber nicht dem Mobilfunk-Preisdiktat aus Brüssel. In den Staaten Ex-Jugoslawiens, außer dem EU-Mitglied Slowenien, sowie in Albanien, Moldawien, Weißrussland und der Ukraine gelten ebenfalls in der Regel höhere Preise als in der EU, sowohl bei Telefonie und SMS als auch beim Datenverkehr. So richtig teuer wird es dann außerhalb Europas, hier liegen die Spitzenpreise immer noch bei über 30 Euro pro Megabyte.

Die Mobilfunkunternehmen bieten für zahlreiche Länder Optionstarife an, die die Datennutzung verbilligen. Der Kunde erwirbt dabei ein Kontingent, das einen Tag oder eine Woche lang verbraucht werden kann. Ist das Kontingent erschöpft, muss er ein neues Paket erwerben. 50 Megabyte für 15 Euro ist eine verbreitete Variante.

Das ist nur auf den ersten Blick positiv, denn die Betreiber haben aus den Optionen einen wahren Tarifdschungel entwickelt. Nur wer vorher genau weiß, wie hoch sein Bedarf in der Praxis sein wird, kann den optimalen Tarif wählen. Für Vielnutzer eignen sich die Optionen mit ihren niedrig angesetzten Volumina nicht. Beim Abschluss einer solchen Option muss man zudem aufpassen, dass man damit nicht unbemerkt die EU-Kostenbremse aufhebt. Bereits bei der Verordnung für die Telefonie-Preise haben einige Mobilfunk-Provider die Reglements aus Brüssel auf diesem Wege elegant ausgehebelt.

Gerade in weniger entwickelten Ländern buhlen zahlreiche Internet-Cafés um Kunden, wie etwa in diesem Gebäude in Kairo.

(Bild: Fredrik Nyström, www.fredriksadventures.com )

E-Plus hat per Option eine Datentarif-Falle aufgestellt, die es in sich hat: Im Grundtarif und im Tarif „Reisevorteil Plus“ liegt der Megabyte-Preis innerhalb der EU bei rund 0,50 bis 1,50 Euro pro Megabyte. Im Optionstarif „International“ verlangt der Provider für Datenverbindungen jedoch 11,80 Euro. E-Plus bewirbt diesen Tarif mit dem Slogan „Telefonieren Sie im Ausland besonders günstig“ – von Surfen ist da aus gutem Grund nicht die Rede. Das vermeintliche Schnäppchen entpuppt sich womöglich schon nach einmaligem E-Mail-Abruf als Danaer-Geschenk.

Ähnlich verfährt T-Mobile: Beim Optionstarif „Smart Traveller“ sind Auslandsgespräche besonders günstig, dafür verdoppelt sich der Preis für die Datenverbindungen annähernd. Damit das nicht so auffällt, rechnet der Provider den teureren Tarif in 50 kByte-Schritten ab, den günstigeren in Schritten zu 100 kByte, der Preis pro Tarifeinheit fällt also für den teureren Tarif sogar noch etwas günstiger aus. Man muss in der Tarifübersicht schon sehr genau hinschauen, um die Mogelpackung zu erkennen.

Vodafone hingegen setzt auf ein ganzes Bündel unterschiedlicher Transfervolumina, die dem Kunden die Wahl schwer machen. Wer weiß schon genau, wie viel Datenvolumen er nutzen wird? Je nachdem, ob der Kunde 5 Megabyte für 24 Stunden, 25 Megabyte für sieben Tage oder 50 Megabyte für wiederum 24 Stunden bucht, erhält er einen unterschiedlichen Preis. Je höher das Volumen, desto günstiger der Preis pro Megabyte. Ergänzt wird das durch den Optionstarif „Reiseversprechen“, der keine Mindestabnahmemenge fordert, dafür aber für den Internetzugang teurer als die Daten-Optionstarife ist. Immerhin ist er im Vergleich zum Standard-Tarif spürbar günstiger, der Kunde legt also nicht drauf, weil er auch beim Telefonieren sparen will. Für den E-Mail-Check auf dem Handy ist das gar keine so schlechte Option.

O2 setzt indes auf Drosselung statt starre Grenzen und hat das EU-Limit bereits vor Längerem vorweggenommen: Ist das tägliche 50-Megabyte-Paket für 15 Euro erschöpft, kann der Kunde mit GPRS-Geschwindigkeit weitersurfen, bis er die 70-Megabyte-Marke erreicht. Danach geht es nur noch mit 2 kBit/s ins Internet, was in der Praxis unbrauchbar ist. Der Aufruf einer HTML-Seite mit einem halben Megabyte Datenvolumen dauert dann über eine halbe Stunde. Ohne Paket hat der Kunde Monats-Kontingente: Pro Abrechnungszeitraum berechnet O2 maximal die von der EU vorgegebenen 59,50 Euro, die aber spätestens nach 12 Megabyte erreicht sind. Wenn der Urlaub unglücklich in zwei Abrechnungszeiträume fällt, werden also maximal 119 Euro fällig. Aber auch hier behält sich O2 vor, die Bandbreite ab 30 Megabyte auf GPRS-Geschwindigkeit zu drosseln und ab 200 Megabyte auf 2 kBit/s.

Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 13/2010.

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(uma)