Apple Intelligence in China: Lässt Apple andere Sprachmodelle aufs iPhone?

Bisher können nur Apples KI-Modelle Nutzerdaten einsehen. In China muss Apple angeblich auf Baidu zurückgreifen, der "Ernie Bot" bereite aber Probleme.

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Ernie Bot auf einem iPhone

(Bild: Shutterstock / Koshiro K)

Lesezeit: 3 Min.

Um auch auf dem wichtigen chinesischen Markt KI-Funktionen auf iPhones zu bieten, ist Apple Berichten zufolge eine Partnerschaft mit dem örtlichen Google-Pendant Baidu eingegangen. Ebenso wie in der EU ist Apple Intelligence in China bislang nicht verfügbar, dort fehlt offenbar die entsprechende Zulassung. Entwickler von Apple und Baidu arbeiten unter Hochdruck daran, Baidus Sprachmodelle für das iPhone anzupassen, berichtet The Informationen unter Berufung auf informierte Personen.

Die Partnerschaft scheint weit ĂĽber Apples ChatGPT-Integration in Apple Intelligence hinauszugehen: Baidus Sprachmodell Ernie 4 solle sowohl lokal auf dem iPhone als auch in der Cloud bereitstehen, heiĂźt es in dem Bericht. Dem Bericht zufolge verrichtet Ernie bislang einen schlechten Dienst, das Sprachmodell verstehe Befehle nicht richtig und liefere fĂĽr ĂĽbliche iPhone-Anwendungsszenarien keine passenden Antworten, schreibt The Information.

Bei iCloud-Daten musste Apple einen ähnlich gravierenden Kompromiss eingehen und für die Speicherung der Daten von chinesischen iCloud-Accounts mit lokalen Anbietern zusammenarbeiten. Seit dem Jahr 2022 ist es möglich, die meisten iCloud-Daten mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zu schützen.

In anderen Regionen dürfen nur Apples hauseigene Sprachmodelle auf Betriebssystemebene arbeiten, schließlich besteht darüber tiefer Einblick in die Kommunikation des Nutzers: Die KI fasst jetzt schon sämtliche Mitteilungen sowie E-Mails zusammen und soll künftig auch in der Lage sein, in verschiedenen Apps gespeicherte persönliche Daten zu durchforsten.

ChatGPT ist ab iOS 18.2 zwar ebenfalls integriert, der Nutzer muss der Weiterleitung von Daten aber jeweils zustimmen oder das explizit auslösen. Zudem versprechen Apple und OpenAI, dass die Daten nicht zum Training verwendet werden. Obendrein ist kein Account für ChatGPT erforderlich, auch die IP-Adresse soll bei Anfragen verschleiert werden.

Baidu will laut dem Bericht Nutzerdaten auch zum Training und der Weiterentwicklung seiner Sprachmodelle einsetzen, sei dabei aber mit Apple aneinandergeraten. Ob und wann Apple Intelligence nach China kommt, ist bislang unklar. Für die EU gibt es inzwischen einen Starttermin – im April 2025 soll es soweit sein.

Apples KI-Paket ist optional, die Modelle werden erst nach der manuellen Aktivierung durch den Nutzer auf das Gerät geladen. Die KI-Modelle arbeiten teils lokal, können aber jederzeit auch auf Apples Server zurückgreifen. Dort sollen die Anfragen bearbeitet, aber anschließend sofort verworfen werden, so Apples Versprechen. Der Frage, ob Apple seine Apps wie Mail und iMessage auch für andere KI-Anbieter öffnen werde, wich Apple-Chef Tim Cook in einem Interview jüngst aus – der Konzern erwäge aber immer "die Implikationen für die Privatsphäre".

(lbe)