Lobby-Website: "Europa ist für DRM"

Ohne Digital Rights Management gäbe es keine neuen Inhalte, erklärt die Lobby-Website europe4DRM von EICTA und BSA. Pauschalgebühren seien hingegen der falsche Weg.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Gerald Himmelein

Nutzungskontrollen für digitale Inhalte sind so gut, dass man Leuten erklären muss, wie prima und nützlich sie tatsächlich sind -- etwa auf der Website "europe4DRM". Dahinter steckt mitnichten eine Initiative der Europäischen Union, ihren Bürgern die Folgen der ungeliebten Novellen des Urheberrechts nahezubringen. Träger der Website sind vielmehr die Lobbyverbände EICTA (European Information, Communications and Consumer Electronics Industry Technology Association) und BSA (Business Software Alliance). Die EICTA ist die internationale Dachorganisation des deutschen Branchenverbands Bitkom (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien).

Sinn der frisch lancierten DRM-Website ist es nun offenbar, Inhaltsschaffende und Konsumenten davon zu überzeugen, dass Pauschalabgaben schlecht seien und die einzige machbare Lösung zur digitalen Distribution in der Versiegelung der Inhalte mittels Digital Rights Management (DRM) liege.

So finden sich in den "FAQ's" (sic) zahlreiche Fragen zum Thema Pauschalabgaben, die alle darauf hinauslaufen, dass die EICTA darin "keinen fairen Ansatz" sieht. Künstler hätten zwar unterschiedliche Ansichten zum Thema -- viele seien aber der Meinung, dass ihnen pauschale Abgaben nicht die Freiheit geben, ihre Inhalte auf anderen Wegen zu schützen. Von der Sinnfreiheit dieser "Meinung" abgesehen, unterschlägt die Website natürlich, dass es durchaus Künstler gibt, die nichts von DRM halten oder die gar eine generelle Pauschalabgabe, eine Art Musik-Flatrate, fürs Internet befürworten.

Stattdessen sieht europe4DRM die Zukunft in der digitalen Rechtekontrolle. Per DRM lassen sich nicht nur unautorisierte Kopien verhindern; der Rechteinhaber behielte zudem die Kontrolle über den Vertrieb seiner Inhalte. Neben DRM führt die Site ein weiteres Akronym für technische Schutzmaßnahmen ein: TPM (Technical Protection Measure). Das wird die Trusted Computing Group (TCG) gar nicht freuen, die sich von Anfang an anhören musste, dass ihr Trusted Platform Module (TPM) zur Verbesserung der PC-Sicherheit letztendlich nur dazu dienen werde, DRM-Inhalte an Hardware zu dongeln.

Die FAQ auf der Website verweist immer wieder auf andere Bereiche der Site -- die es allerdings (noch) nicht gibt. Stattdessen bietet die Website zahlreiche Beispiele für Kopierschutzverfahren und Nutzungsbeschränkungen, angefangen beim Regional-Code für DVD-Videos bis hin zu unsichtbaren Wasserzeichen. Zwei aktuelle Sicherungsverfahren führt europe4DRM in Präsentationen vor: eine Wasserzeichen-Demonstration von HP und einen Flash-Film zum Thema DRM, der ebenfalls an mehreren Stellen ins Leere verweist.

Die EICTA ist keinesfalls als Zusammenschluss weniger unbedeutender Unterhaltungsfirmen misszuverstehen. Zu ihren Mitgliedern gehören unter anderem Apple, Blaupunkt, Canon, Dell, Epson, Fujitsu, Hitatchi, HP, IBM, Infineon, Intel, Lexmark, LG, Matsushita, Microsoft, Motorola, NEC, Nokia, Philips, Siemens, Sony, Sun, Texas Instruments und Toshiba. Viele dieser Namen finden sich dann auch in der Mitgliederliste der BSA wieder -- die BSA ist eine Vereinigung von Software-Firmen, der unter anderem Adobe, Apple, Autodesk, Borland, Macromedia, Microsoft, Intel und IBM angehören; die Organisation tritt immer wieder mit ihren Aktionen gegen nicht lizenzierte Software an die Öffentlichkeit und unterstützt die Strafverfolger tatkräftig beim Vorgehen gegen gewerbsmäßige Software-Raubkopierer. (ghi)