Microsoft patentiert den "menschlichen Datenbus"

Der Softwarekonzern erhält das Patent über eine Technik zugeteilt, die die Haut als Stromleitung und Datenbus nutzt -- dadurch soll ein Netzwerk spezialisierter Kleinstgeräte direkt am menschlichen Körper ein komplexes Gesamtsystem ergeben.

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Von
  • Jürgen Kuri

Das neueste Patent von Microsoft dürfte für viele Anwender sehr nach Zukunftsmusik klingen: Das US-Patent 6,754,472 beschreibt eine "Methode und Einrichtung, um Strom und Daten an Geräte zu liefern, die an den menschlichen Körper angeschlossen" sind. Der menschliche Körper werde dabei als "leitendes Medium, beispielsweise als Bus" genutzt, "über den Strom und/oder Daten verteilt" werden, heißt es im Abstract der Patentschrift. Eingereicht wurde das Patent von Microsoft bereits am 27. April 2000; zugeteilt wurde es vom US-Patentamt nun am 22. Juni.

Microsoft beschreibt als Hintergrund der Entwicklung, dass kleine mobile Geräte heute alltäglich seinen; viele Menschen führten diverse dieser Gadgets bereits ständig mit sich, etwa kommunikations- und multimediafähige Armbanduhren am Arm, PDAs und Handys am Gürtel oder sogar kleine Displays im Headset. Durch die Unzahl der Geräte gebe es aber auch große Redundanz bei der Stromversorgung ebenso wie bei Ein-/Ausgabeeinrichtungen -- so hätten etwa Pager, PDA und Radio jeweils einen eigene Lautsprecher. Dies ließe sich besser durch ein Netzwerk von Geräten gestalten, bei dem die Systeme einzelne Einrichtungen gemeinsam nutzten -- die Kommunikation zwischen den Einheiten und die Stromversorung für die einzelnen Module könnte dann über die menschliche Haut erfolgen, die als leitendes Medium genutzt werde.

Solche Konzepte sind allerdings nicht grundlegend neu: Unter den Schlagworten Pervasive Computing oder Ubiquitous Computing wird die Durchdringung der Alltagwelt mit vernetzten, "smarten" Gegenständen schon lange beschrieben, wobei auch der menschliche Körper als Träger- und Kommunikationsmedium eine Rolle spielt. IBM entwickelte die Technik zum Datentransfer über die menschliche Haut etwa unter dem Stichwort Personal Area Network (PAN) -- allerdings mehr zu einer Art "Synchronisation" von Daten zwischen unterschiedlichen Personen oder einem Menschen und externen Einrichtungen wie beispielsweise einem Lesegerät für medizinische Daten oder einer Zutrittskontrolle. Erste Vorführungen der Technik zeigte IBM beispielsweise bereits 1996. Microsoft scheint aber bislang als erste Firma alle Elemente zusammengefasst und in einer Patentschrift beschrieben zu haben, um durch ein speziell auf die Nutzung der Haut als Daten- und Stromleiter ausgerichtetes Netzwerk von spezialisierten Kleingeräten ein komplexes Gesamtsystem zu erzeugen , das für die unterschiedlichsten Anwendungen im persönlichen, geschäftlichen oder industriellen Bereich einsetzbar ist. (jk)