Locken, drängeln, binden: Viele Dark Patterns in beliebten Shopping-Apps

18 Apps von Anbietern wie Temu, Amazon und Tiktok haben VerbraucherschĂĽtzer geprĂĽft und in allen Designmuster gefunden, die Nutzer manipulieren sollen.

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Temu liefer allerlei Billigware

(Bild: Markus Mainka/Shutterstock.com)

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Social-Media-Plattformen und Online-Marktplätze setzen beim App-Design nach wie vor auf manipulative oder Suchtverhalten auslösende Designs, kritisiert der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Insgesamt 18 Apps von Anbietern wie Temu, Amazon und Tiktok haben die Verbraucherschützer eigenen Angaben nach untersucht und dabei solche beeinflussenden Designmuster, auch als "Dark Patterns" bezeichnet, ausgemacht.

Die Verbraucherschützer sehen in den entdeckten Dark Patterns Verstöße gegen den Digital Services Act der EU und fordern Konsequenzen für die Anbieter: "Die zuständigen Stellen müssen bestehende Regelungen jetzt konsequent durchsetzen. Sonst bleibt der Digital Services Act ein zahnloser Tiger", sagte Jutta Gurkmann, Geschäftsbereichsleiterin Verbraucherpolitik beim vzbv. Auch der geplante Digital Fairness Act der EU sollte genutzt werden, um solchen Praktiken zu verhindern.

Konkret wurden dabei die Android-Apps von AliExpress, Amazon, Ebay, Facebook, Instagram, Kaufland, LinkedIn, Mediamarkt, Otto, Pinterest, Shein, Snapchat, Temu, TikTok, X, Wish, YouTube und Zalando unter die Lupe genommen - und zwar in einem Zeitraum vom 21 Oktober bis zum 4. Dezember 2024.

Alle der Anbieter hätten demnach in ihren Apps sogenannte Hyper-Engaging-Dark-Patterns (HEDP) verwendet, die die Verweildauer auf der Plattform maximieren und zu Käufen verleiten sollen. Dazu zählten aufdringliche Benachrichtigungen, Mechanismen wie Autoplay und Infinite Scroll oder der Einsatz von Gamification- und Glücksspiel-Elementen. Damit würden psychologische Mechanismen wie Belohnung, Verlustangst oder sozialer Druck ausgenutzt. Das könnte suchtähnliches Verhalten fördern und sich negativ auf die mentale Gesundheit auswirken, warnt der vzbv. Besonders Kinder und Jugendliche seien anfällig für diese Mechanismen.

Ein besonders auffälliges Muster sei die exzessive Nutzung von sowohl Push-Benachrichtigungen als auch E-Mails. Die Dienste Temu, Wish und Shein sowie soziale Netzwerke wie TikTok und Snapchat hätten bei den vorgenommenen Tests täglich mehrere Benachrichtigungen gesendet, um das Gefühl zu erwecken, Nutzer würden etwas verpassen. Ebenfalls fänden sich bei den Onlineshops Countdowns und künstliche Verknappungen, die Druck erzeugten. Die chinesischen Anbieter Shein, Temu und Aliexpress setzten zum Beispiel auf einen Mix aus Spielelementen und Aktionen unter Zeitdruck, die permanent auf die Nutzer "einprasseln" und zu impulsiven Käufern verleiten sollen, heißt es in der Analyse.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Verbraucherschützer versuchen, den Onlinediensten bei der Verwendung von Dark Patterns auf die Finger klopfen: Vergangenes Jahr hatte der vzbv moniert, dass Plattformbetreiber wie Meta, Amazon, TikTok oder Google Nutzer mit manipulativen Designs dazu bringen, einer möglichst weitreichenden Zusammenführung personenbezogener Daten zuzustimmen.

(axk)