DNS-Verbiegungen

Einige der größten deutschen Internet-Provider manipulieren am Domain Name System herum, indem sie Fehlermeldungen fremder DNS-Server durch Verweise auf eigene Web-Server ersetzen. Das soll zusätzliche Anzeigenerlöse zeitigen, bringt aber einige Probleme mit sich - nicht nur technische.

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Lesezeit: 16 Min.
Von
  • Johannes Endres
Inhaltsverzeichnis

Wenn Sie die Internetseite der c't besuchen wollen, morgens noch keinen Kaffee hatten und deshalb wwww.ct.de eintippen, zeigt Ihr Browser in der Regel eine Fehlermeldung. Die meisten fügen auch einen Link ein, über den Sie den eingetippten Text einer Internet-Suchmaschine übergeben können. Der Internet Explorer blendet auf Wunsch sogar ohne Nachfrage die Ergebnisseite der ausgewählten Suchmaschine ein. Und diese könnte Werbung zum Suchbegriff enthalten, an der Google, Yahoo oder Bing verdienen.

Diese Einnahmen wecken Begehrlichkeiten bei Providern wie T-Online und AOL (inzwischen Alice), deren eigene Suchmaschinen und Portal-Seiten viel weniger Surf-Traffic abbekommen. Zu seinem Glück weiß Ihr Provider aber schon vor dem Browser, dass der Zugriff schiefgehen wird. Denn er betreibt den DNS-Server, bei dem in der Regel die Frage landet, welche IP-Adresse denn zum Namen wwww.ct.de gehört.

Der DNS-Server schaut dann zunächst in seinem Cache nach und falls dort nichts steht, macht er sich auf die Suche: Zuerst fragt er bei einem DNS-Root-Server nach, wer für die Domain "de" zuständig ist. Dann fragt er dort nach dem Zuständigen für ct.de und den schließlich nach wwww.ct.de. Da es diesen Namen bei uns nicht gibt, lautet die Antwort "gibts nicht", in DNS-Sprache "NXDomain". Sollte diese Antwort Ihren Browser erreichen, reagiert der, indem er Sie über den Fehler informiert. Doch die findigen Provider lassen es nicht so weit kommen. Sie ersetzen die NXDomain-Meldung einfach durch die Adresse eines eigenen Servers, der eine Seite mit Suchergebnissen zum falschen Domain-Namen liefert.