KI-Kompetenz aufbauen: Vier von fĂĽnf Firmen haben keinen Plan
Deutschen Unternehmen mangelt es mehrheitlich an Fähigkeiten im Umgang mit künstlicher Intelligenz. Bisweilen fehlt ihnen auch ein Plan, das zu ändern.
- Sven Festag
In 79 Prozent der deutschen Unternehmen fehlt es an Kompetenzen zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI). Derzeit schöpfen 86 Prozent der Betriebe die Möglichkeiten von KI noch nicht oder nur in einem geringen Maß aus. Das zeigt eine Studie des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft und des Beratungsunternehmens McKinsey. Gleichzeitig fehlt es Unternehmen an entsprechenden Strategien zur Weiterbildung im Umgang mit KI.
Jedes dritte Unternehmen nutzt keine KI
Mehr als ein Drittel der befragten Führungskräfte gibt an, dass im Unternehmen die Möglichkeiten künstlicher Intelligenz bislang nicht zum Einsatz komme. Ein weiteres Drittel nutzt den Funktionsumfang von KI bislang nur zu zehn Prozent. Etwa jeder zwanzigste Betrieb schöpft das Potenzial von KI zu mehr als 50 Prozent aus. Obwohl nur 21 Prozent der Entscheidungsträger den eigenen Mitarbeitern eine ausreichende KI-Kompetenz zuspricht, gibt knapp ein Drittel an, dass es in der Belegschaft nicht an Fähigkeiten zur praktischen Anwendung von KI fehle.
Mit 40 Prozent mangelt es den Mitarbeitern in deutschen Unternehmen am häufigsten an praktischen Kompetenzen bei der Automatisierung von Arbeitsprozessen. Knapp ein Drittel der Befragten kritisiert die Auswahl der KI-Modelle und -Anwendungen bei den Mitarbeitern. Etwa 29 Prozent bemängeln fehlendes Wissen bei der Entwicklung von KI-Modellen, jeweils ein Viertel beim datengetriebenen Entscheiden und Handeln. Beim Prompting und der Erstellung von Inhalten sehen nur jeweils 21 Prozent der Befragten Probleme in der Belegschaft.
Unternehmen fehlt es an KI-Strategie
Die Mehrheit der deutschen Unternehmen verfügt bislang über keine Strategie zum Aufbau von Fähigkeiten im Umgang mit künstlicher Intelligenz. Nur ein Viertel der Befragten gibt an, eine klare Vorgehensweise definiert zu haben. 54 Prozent der Führungskräfte merken an, dass in ihren Unternehmen zu wenig in KI-Schulungen investiert werde. Sie begründen dies mit der geringen Nutzung von KI, Budgetengpässen und Unsicherheiten bei den benötigten Qualifikationen. Ebenfalls stellt mehr als die Hälfte der Unternehmen ihren Mitarbeitern keine Lernangebote für KI zur Verfügung.
Die richtige Governance, die Auswahl der Use Cases und die realistische Einschätzung der eigenen Möglichkeiten legen den Grundstein für eine KI-Transformation im Unternehmen. In dem Workshop Mit der eigenen KI-Taskforce KI-Projekte erfolgreich umsetzen lernen Führungskräfte bewährte Strategien als Basis für erfolgreiche KI-Projekte kennen.
Parallel dazu geben zwei Drittel der Befragten an, dass Mitarbeiter kein Interesse daran hätten, KI-Kompetenzen zu erwerben. Einige empfinden KI als Mehrarbeit und Stressfaktor. Die Autoren der Studie empfehlen, dass Führungskräfte als Vorbilder auftreten und eine Lernkultur fördern. Neben Lernplattformen und KI-Spielwiesen zum Ausprobieren sei auch der informelle Wissensaustausch in den Betrieben hilfreich, heißt es. Weiterhin sprechen sich die Forscher für Kooperationen zwischen Unternehmen und Hochschulen aus. Jedoch bemängeln 82 Prozent der Befragten, dass Hochschulen Studierende schlecht auf eine von KI geprägte Arbeitswelt vorbereiten.
Für die Studie befragten die Autoren mehr als 1000 Führungskräfte aus deutschen Unternehmen unterschiedlicher Größe. Zusätzlich führten sie Interviews mit 16 Entscheidungsträgern in den Betrieben und acht Personalverantwortlichen von deutschen Hochschulen. Strategien zur Einführung von KI im Unternehmen erklärt auch Sofiane Fessi im Interview.
(sfe)